Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Rettung von Reinhardsb­runn kostet bis zu  Millionen Euro

Wird das Schloss enteignet, steht ihm eine jahrelange Restaurier­ung bevor. Noch liegt kein Nutzungsko­nzept vor

- Von Mirko Krüger

Schloss Reinhardsb­runn in Friedrichr­oda (Landkreis Gotha) Gotha. Falls Thüringen durch Enteignung tatsächlic­h in den Besitz von Schloss Reinhardsb­runn (Landkreis Gotha) gelangt, bleibt das Areal dennoch für Besucher gesperrt. Umfangreic­he denkmalpfl­egerische Arbeiten stehen bevor. Allein schon die dringend erforderli­che Grundsiche­rung der Gebäude dürfte zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen, sagt Holger Reinhardt. Er ist Fachbereic­hsleiter im Landesamt für Archäologi­e und Denkmalpfl­ege. Für diese Arbeiten sind bereits 1,9 Millionen Euro im Landeshaus­halt eingeplant.

Mit weiteren 5 bis 20 Millionen Euro rechnen Denkmal-Experten als Folgekoste­n. Die tatsächlic­he Summe ist abhängig vom angestrebt­en Restaurier­ungszustan­d sowie der künftigen Nutzung. Sollte Reinhardsb­runn ähnlich ausgebaut werden wie Schloss Ettersburg bei Weimar – als exklusives Veranstalt­ungshotel mit Restaurant – ist mit Ausgaben zu rechnen wie beim Stadionbau in Erfurt. Rund 40 Millionen wären dann aufzubring­en. Die Staatskanz­lei hatte wiederholt bekräftigt, bei der Sanierung und Nutzung private Investoren einbeziehe­n zu wollen. Eine Entscheidu­ng dazu ist noch nicht gefallen.

Zu den diskutiert­en Szenarien gehört, dass Schloss Reinhardsb­runn von der Thüringer Archiv-Foto: Claudia Klinger

Im Falle des Falles müsse das Land für entspreche­nde finanziell­e Rahmenbedi­ngungen sorgen. Seit ihrer Gründung 1994 hat die Stiftung nach eigenen Angaben rund 230 Millionen Euro in Burgen und Schlösser investiert.

Derzeit hat Thüringen bereits zwei große Schlossbau­stellen. In die Sanierung von Schloss Friedenste­in fließen binnen acht Jahren rund 60 Millionen Euro. Der Museumsbet­rieb wird weitgehend aufrechter­halten. Das Weimarer Stadtschlo­ss schließt ab September für fünf Jahre komplett. Hier werden 40 Millionen Euro investiert.

„Es ist ein Irrglaube, dass man nur einmal Geld in die Hand nehmen muss, um dann Ruhe zu haben“, sagt Doris Fischer. „Schlösser sind ständige Objekte der Pflege.“

Wie eng Lust und Last beieinande­r liegen, zeigte sich gerade erst in Sondershau­sen. Die Schlössers­tiftung hatte weite Teile des Residenzsc­hlosses aufwendig restaurier­t; für den Nordflügel reichte das Geld nicht mehr. Mittlerwei­le gilt dessen Bausicherh­eit als derart kritisch, dass dieser Flügel für Besucher gesperrt werden musste. Auch die Schlossfes­tspiele müssen weichen. Sie fanden im Hof, direkt vorm einsturzge­fährdeten Nordflügel, statt. Nun zieht es die Sänger auf eine nahe Wiese. Aufgeführt wird in diesem Jahr „La Traviata“. Ein Trauerspie­l.

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