Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Verwaltungsgemeinschaft gönnt sich einen Bauamtsleiter
Michael Richter aus Schmorda will „für die Heimat“arbeiten
Krölpa/Ranis/Ziegenrück. Die Verwaltungsgemeinschaft Ranis-Ziegenrück stellt ihr Bauamt neu auf. Sind in dieser Abteilung derzeit zwei Sachbearbeiter – der kurz vor dem Ruhestand stehende Karl Michel und Susanne Woock – beschäftigt, wird es ab 1. September einen Amtsleiter und eine Sachbearbeiterin geben. Die neue Führungskraft ist Michael Richter, 38, aus Schmorda.
Die Amtsleiterstelle wurde auf der Internetseite der Verwaltungsgemeinschaft ausgeschrieben und Richter sei, wie der VGVorsitzende Sebastian Walch informierte, bei einigen telefonischen Anfragen der einzige Bewerber gewesen. Die Einstellung des Neuen wurde in der jüngsten Sitzung der Gemeinschaftsversammlung im Krölpaer Schloss nach längerer und ausschließlich öffentlicher Diskussion mehrheitlich bestätigt.
Richter ist Beton- und Stahlbetonbauer, hat als solcher bei Breternitz in Ranis gearbeitet, sich dann zum Bautechniker ausbilden lassen und in einem Ingenieurbüro in Würzburg gewirkt, um die letzten gut zehn Jahre bei Riedel Bau in Erfurt in der Bauüberwachung und als Bauleiter Verantwortung zu tragen. In Schmorda ist er Gemeinderat. Nach der langen Zeit auf Baustellen bis Berlin habe er eine Tätigkeit in der unmittelbaren Heimat gesucht, um mehr Zeit für die Familie zu haben, erklärte er in seiner Vorstellung.
Die Raniser Fraktion der Gemeinschaftsversammlung hielt Richter „nicht geeignet für dieses Amt“, wie es Andreas Gliesing zusammenfasste. Er fragte sich, warum man einer einzigen Mitarbeiterin überhaupt einen Chef vorsetzen müsse, der darüber hinaus keine Verwaltungserfahrung
habe. Frank Sieber stellte fest, dass eine Bauamtsleitereine Ingenieursstelle sei. Und Sigrid Rham regte an, Richter zunächst als Sachbearbeiter und erst nach seiner Einarbeitung als Amtsleiter einzustellen.
Walch widersprach dem Eindruck, dass eine verdiente Bauamtsmitarbeiterin überfahren werde, vielmehr sei sie sogar gefragt worden. Und er erinnerte daran, dass die Amtsleiterstelle von der Gemeinschaftsversammlung selbst mit dem Stellenplan der VG beschlossen worden sei. Schließlich sei er froh, dass es einen motivierten Bewerber gegeben habe, denn für öffentliche Verwaltungen sei es schwierig, qualifiziertes Personal in Zeiten zu gewinnen, in welchen sich gerade im Bauwesen Firmen gegenseitig die Fachkräfte abjagen würden. Nur für die reine Michel-Nachfolge hätte sich wahrscheinlich keiner interessiert. Man hätte es ja mit einer Stellenausschreibung im „Thüringer Staatsanzeiger“probieren können, ließ Sieber nicht locker.
Gleichwohl gab es in der Gemeinschaftsversammlung auch Richter-Befürworter. Man möge doch froh sein, dass junge Leute für die VG arbeiten wollen, meinte Axel Weiser aus Crispendorf.
Der gewählte Amtsleiter schien am Ende nicht sonderlich beeindruckt vom Gegenwind. Gliesing, Rham und Sieber gehörten nach der Sitzung jedenfalls zu seinen ersten Gratulanten.