Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Junge Leute möchten Mitsprache
In Bad Lobenstein hat sich ein Jugendparlament gebildet, das sich jetzt dem Stadtrat vorgestellt hat
Bad Lobenstein. Mehr Mitsprache für die Jugend bei der Gestaltung ihres Heimatortes – in Bad Lobenstein wird künftig ein Jugendparlament diese Funktion übernehmen. Der 4. Mai kann als Gründungsdatum dieses Gremiums in die Geschichte eingehen, denn da gab es im Kulturhaus das erste Treffen.
Jetzt am Dienstagabend stellten Juliane Oelschlegel und Emilio Carl, beides Schüler am Reichard-Gymnasium, sowie Lex Meyer von der Montessorischule dem Bad Lobensteiner Stadtrat das Jugendparlament etwas näher vor. Demnach zählt dieses derzeit 17 Mitglieder, die nicht extra gewählt worden waren. Sondern es sind Schüler im Alter von 14 bis 18 Jahre, die einfach Interesse daran haben, aktiv bei der Gestaltung einer lebenswerten Stadt für die Zukunft mitzuwirken. „Jedes Mitglied ist bei uns gleichberechtigt“, verdeutlichte Emilio Carl. Seinen Ursprung hat das Jugendparlament im Jugendbarcamp sowie in zahlreichen Szenariowerkstätten, in denen Wünsche und Ideen der Jugendlichen zu Themen wie Infrastruktur, Freizeitmöglichkeiten, Events und Bildung diskutiert und Ergebnisse im Stadtrat vorgestellt worden waren. Eine der Fragen war, inwiefern Erwachsene überhaupt ein Interesse an der Meinung der Jugendlichen haben. „Es kristallisierte sich heraus, dass sich die Jugend für Dinge interessiert, an die ein Erwachsener vorher vielleicht nicht gedacht hat“, schilderte Juliane Oelschlegel, „zum Beispiel war beim Jugendbarcamp die Infrastruktur ein großer wichtiger Punkt.“Aus der letzten Szenariowerkstatt entstand schließlich die Idee zu einem Jugendparlament, um einfach mehr Mitspracherecht zu erhalten. Im Februar dieses Jahres war zunächst am Gymnasium, an der Regelschule sowie an der Montessorischule abgefragt worden, ob Interesse an einem Jugendparlament besteht. „Da haben sich erstaunlich viele gemeldet, das hätte ich nicht gedacht“, beschrieb Juliane Oelschlegel die Reaktionen.
Auch beim ersten Treffen am 4. Mai im Kulturhaus seien erstaunlich viele Jugendliche dabei gewesen, die politisch aktiv werden möchten. Zunächst seien grundlegende Fragen geklärt worden. Wer dem Jugendparlament angehört, wo man die Treffen durchführt und welche Ziele gesetzt werden sollen. Konkrete Inhalte seien hierbei noch nicht festgelegt worden. „Aber als großes Ziel haben wir uns vorgenommen, Bad Lobenstein attraktiver zu machen“, berichtete Emilio Carl. Denn momentan würden noch sehr viele junge Menschen die Region verlassen, was auch für hiesige Unternehmen negative Auswirkungen habe. Bad Lobenstein solle eine Stadt der Zukunft bleiben, betonte Emilio Carl.
Wie kann die künftige Arbeit des Jugendparlaments aussehen? Auch hierzu gibt es klare Ideen. Vorschläge könnten beispielsweise über den Bürgermeister oder Stadtratsmitglieder in den Stadtrat eingebracht werden. Selbst eine beratende Funktion in einigen Ausschüssen des Stadtrates könnte sich das Jugendparlament vorstellen. Sit-
Skateranlage ist ein erstes Projekt
zungen des Jugendparlaments sollen übrigens recht unkompliziert einberufen werden. Jugendtypisch hat man sich hierzu einfach eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet, wo man also per Smartphone untereinander in Kontakt steht.
Natürlich braucht das Jugendparlament etwas Geld, um ordentlich arbeiten zu können. Fördergelder und Spenden seien eine Option, die aber wenig planbar ist. Besser sei es, so wurde dargelegt, wenn der Stadtrat ein kleines festes Budget zur Verfügung stellt.
„Ich bin zuversichtlich, dass das Jugendparlament seine Arbeit mit viel Dynamik angeht“, verdeutlichte Bürgermeister Thomas Weigelt (parteilos) und informierte darüber, dass Frank Weidermann (AUF) – der an dieser Stadtratssitzung nicht teilnehmen konnte – übermittelt hatte, sein Sitzungsgeld des Jahres in Höhe von 250 Euro dem Jugendparlament zur Verfügung zu stellen. Klaus Möller (Linke) und Bürgermeister Weigelt schlossen sich ebenfalls mit einer Spende aus ihrem Sitzungsgeld an. Übrigens gibt es schon ein konkretes Projekt in der Kur-stadt, an dessen Umset- zung das Jugendparlament mitwirkt: die Skateranlage am Parkplatz in der Hirschberger Straße. Dort waren die Jugendlichen bei der Standortfindung aktiv einbezogen und äußerten ihre Vorstellungen. Wie Sachgebietsleiter André Hänsch aus der Stadtverwaltung informierte, liege der Aufstellplan für die einzelnen Elemente jetzt beim Tüv vor. „Einige Elemente müssen erneuert oder ausgetauscht werden“, teilte André Hänsch weiter mit. Zur Finanzierung soll versucht werden, Lottomittel zu bekommen.