Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Unter einem Dach

- Tobias Rösler, Pfarrer in Blankenber­g

Wenn ich zum Fenster hinaus schaue, sehe ich die Kirche vor mir. Das liegt in meinem Fall daran, dass ich gleich daneben im Pfarrhaus wohne. Es war schon das Pfarrhaus, bevor die Kirche gebaut wurde. Der erste Blankenber­ger Pfarrer konnte sie damals wachsen sehen. Das wird eine ebenso anstrengen­de wie aufregende Zeit gewesen sein.

Nun steht sie längst da, genau so wie viele andere Kirchen, ältere und jüngere. Meist steht die Kirche mitten im Ort, und gehört dazu. Da sind sich sehr viele, beinahe alle einig. Oft auch jene, die gar nicht hinein gehen.

Ich gehe oft hinein. Das liegt in meinem Fall daran, dass ich Pfarrer bin. Wäre ich das nicht, würde ich trotzdem hineingehe­n, nicht ganz so oft, aber ebenso gern. Und das, weil Kirchen anders sind als alle unsere Räume sonst. Immerhin sind sie ja der Zeit mit Gott ganz besonders gewidmet. Dazu kommt, dass in Kirchen Menschen zusammen sind in Trauer und Hoffnung. Kirche ist eben mehr als ein Haus. „Kirche“heißt: Das sind die des Herrn!

So kam auch ich dazu, weil es da welche gab, die waren des Herrn. Durch die Taufe war ich es dann auch. Seither habe ich immer wieder solches Kirchesein angetroffe­n. Und Kirchen sind mir lieb geworden, weil sie dem Miteinande­r derer, die im Glauben leben oder danach suchen, Raum geben.

Schaue ich also vom Fenster aus auf die Kirche, dann denke ich immer an die Gemeinde, und an alle, die kommen. Viele aus der Gemeinde kommen nicht. Andere sind nicht „des Herrn“und kommen doch. Es ist in Bewegung. Die Kirche ist in Bewegung. Sie kann den Glaubenden und auch den Suchenden ein Dach geben, ein Kreuz, ein Licht, ein Lied, ein Wort, einen Segen.

Der Herbst ist vielerorts auch Kirchweih-Festzeit. Schön ist es, wenn die Kirchen dabei vorkommen. Und noch schöner ist es, wenn Menschen dabei vorkommen, die miteinande­r in Bewegung sind, im Glauben und im Leben.

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