Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Göttin der Gerechtigkeit in grünem Glanz
Die Kunstschmiede Gerhardt restaurierte die weltbekannte Justitia auf dem Gerechtigkeitsbrunnen in Frankfurt am Main
Knau/Frankfurt am Main. Von Knau in die hessische Großstadt Frankfurt sind es 351 Kilometer. Die Bronzefigur der Justitia auf dem Gerechtigkeitsbrunnen in der Stadt am Main ist kaum zwei Meter hoch. Die Göttin ging im Mai 2017 auf große Fahrt nach Knau. Dort war sie auf „einer eineinhalbjährigen Kur“, wie sich der Kunstschmied und Restaurator Ralf Gerhardt ausdrückt. Seit vergangenen Mittwoch steht die Figur, die 1887 geschmiedet und aufgestellt wurde, wieder auf ihrem angestammten Sockel. Dort wacht sie ab sofort wieder über Recht und Gesetz.
Die Restaurationsarbeiten an dem Frankfurter Wahrzeichen dauerten lediglich vier Tage, erzählt Ralf Gerhardt, Inhaber des neun Mitarbeiter umfassenden Unternehmens im Saale-OrlaKreis. Mit Heißdampf, Schleifern, Schabern und Kratzern rückten die Schmiede den Verschmutzungen, Algenbewuchs und Kalkkrusten zu Leibe. Alles in Handarbeit. Sandstrahlen geht nicht, weil die natürliche Ralf Gerhardt, Kunstschmied
grüne Patina, die auch den Glanz gibt, nicht zerstört werden sollte. „Nicht nur der schönen Optik wegen wollten wir die Patina erhalten, sondern weil sie ein natürlicher Schutz für die Bronze ist.“Das grünlich schimmernde sogenannte Kupfercarbonat entsteht durch normale chemische Reaktionen mit der Luft.
Mit der in Knau erhaltenen Frischzellenkur für die Gerechtigkeitsgöttin ist das Projekt längst nicht abgeschlossen. „Die Stadt Frankfurt plant auch, den Sandsteinbrunnen restaurieren zu lassen, damit ein würdiger Gesamtanblick garantiert werden kann“, sagt Ralf Gerhardt. Doch dazu kam es bis heute nicht.
Die Angebote der Baufirmen waren wohl zu teuer. Im Frühjahr könnten diese Arbeiten endlich los gehen. Das sei allerdings mit Vorsicht zu genießen, meint der Schmied schulterzuckend.
Zum Auftrag, der zum Großteil durch Spendengelder von „Freunde Frankfurts: Verein zur Pflege der Frankfurter Tradition“finanziert wird, gehört auch die Restauration des Sockels, auf dem die Göttin der Gerechtigkeit thront. Federführend dabei sind Gerhardts Lehrling Leon Pfau und Geselle Johannes Brüsch, die für die Verschönerung sorgten. Drei Tage hat die Arbeit gedauert, „zusätzlich haben sie drei Risse geschlossen“, so der Firmeninhaber. Feuchtigkeit drang durch die Spalten ein und tropfte ins darunter liegende Parkhaus. Warum die Arbeiten auf dem Römerberg in Frankfurt stattfanden, erklärt der Schmied: „Im Inneren des Sockels sind Wasserleitungen, die die unzähligen Wasserspeier am Quader mit dem kühlen Nass versorgen. Der Aufwand, diese Rohre zu kappen, wäre zu groß gewesen .“
„Die Figur erstrahlt in neuem Glanz. Die Frankfurter und deren Gäste sind hocherfreut, dass sie wieder da ist.“
Die Arbeiten gehen weiter – jetzt ist der Zaun dran
Mit dem Aufsetzen der Justitia ist für die deutschlandweit arbeitende Kunstschmiede der Auftrag allerdings noch nicht abgeschlossen. Der Zaun wurde zeitgleich mit der Göttin im Mai 2017 abmontiert. Dieser befindet sich momentan noch in der Knauer Kunstschmiede. „Wir zerlegten ihn in seine Einzelteile, ergänzten Fehlendes und säuberten ihn“, sagt Gerhardt. Doch bevor das steinerne Fundament und der Brunnen selbst nicht restauriert ist, kann der geschmiedete Zaun nicht wieder aufgestellt werden. Denn der Untergrund hob und senkte sich über die Jahrzehnte. Es ist noch viel zu tun, bevor Justitia im würdigen Ambiente das Auge des Betrachters erfreuen kann.
Komplett fertig hingegen ist die Restaurierung des Frankfurter Uhrtürmchens. Über diese Arbeit, die auch in Zusammenarbeit mit dem Verein Freunde Frankfurts stattfand, empfahl sich die Knauer Werkstatt. Sie war der ausdrückliche Wunschpartner für den Brunnen.