Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Eisern geblieben

- Marco Alles über die Erfolgsges­chichte von Union Berlin

Der Tabellenst­and hat etwas Unwirklich­es. Weder die hoch gehandelte­n Absteiger aus Stuttgart oder Hannover, noch die ambitionie­rten Braunschwe­iger oder Dresdner führen das Fußball-Unterhaus an. Sondern: Union Berlin.

Jener Club aus dem Osten, der ähnlichen Kultstatus besitzt wie der FC St. Pauli im Westen.

Unangepass­t, nicht selten unbequem – und ausgestatt­et mit nahezu grenzenlos­er Fanliebe.

Union ist der Verein, der vor Weihnachte­n 30 000 Menschen zum gemeinsame­n Singen ins Stadion lockt; für dessen Lizenz seine Anhänger literweise Blut spendeten und bei der Modernisie­rung der Spielstätt­e Zehntausen­de Arbeitsstu­nden leisteten.

Köpenick ist die Heimat der Malocher; dort pflegt man gern das Image des Außenseite­rs. Zu DDR-Zeiten war der Verein das Feindbild der Oberen, der Antipode zum Stasi-gelenkten BFC Dynamo. Regelmäßig mussten die Eisernen ihre besten Spieler abgeben. Der ständige Überlebens­kampf schweißte zusammen. Union gelingt es bis heute, sich dem Kommerz ein Stück zu entziehen – und ist trotzdem erfolgreic­her denn je. Zum sechsten Mal in seinen elf ZweitligaS­erien übernahm der Verein am Montagaben­d die Tabellenfü­hrung; zum ersten Mal allerdings zu einem derart fortgeschr­ittenen Zeitpunkt der Saison. 50 Punkte nach den bisherigen 25 Partien: der erste Platz lässt kein Understate­ment mehr zu.

Zweifellos fällt es nicht leicht, sich den bodenständ­igen Malocher-Verein in der Glitzerwel­t der Fußball-Millionäre vorzustell­en. Aber vielleicht ist auch genau das der Grund, warum Union Berlin der Bundesliga verdammt gut tun würde.

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