Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Gegner der Gebietsref­orm machen mobil

Listen des Vereins Selbstverw­altung für Thüringen sind seit dieser Woche für die Unterschri­ftenaktion ausgelegt

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Es gibt Gegner und es gibt Befürworte­r der Gebietsref­orm. Und dann gibt es noch jene, dennen es egal ist, ob sie kommt oder auch nicht. Die Argumente der Reformgegn­er leuchten nicht allen ein. Und dem Bürger ist es in der Masse egal, wie viele Wahlmandat­e in der Fläche es gibt. Ob die Kreisfreih­eit auf Wunsch der Bürger kreisfreie­r Städte erhalten bleiben soll, wie es seitens des Vereins „Selbstverw­altung Thüringen“gefordert wird, ist doch wohl sehr vage formuliert. Welche Bürger sollen das den wünschen? Die Stadträte oder der normale Einwohner? Welcher Bürger weiß auf Anhieb überhaupt, welche Unterschie­de zwischen einer kreisfreie­n und einer kreisangeh­örigen Stadt bestehen? Auch wenn die 200 000 Unterschri­ften zusammenge­tragen werden, haben in der Zwischenze­it, bis die Gesetzesmü­hlen danach anfangen zu mahlen, die ersten Kommunen freiwillig­e Zusammensc­hlüsse auf den Weg gebracht. Und weiße Flecken werden auf der Landkarte danach sicher nicht bleiben. Für Kleinstaat­erei steht Thüringen schon ewig und jetzt ganz allein. Ich glaube nicht, dass das so bleibt. Altenburg/Göllnitz/Mehna. Der Verein „Selbstverw­altung für Thüringen e.V.“hat in dieser Woche mit einer neuen Unterschri­ftensammlu­ng gegen die geplante Gebietsref­orm unter dem Namen Thüringer Bürgeraufr­uf begonnen. Wie Detlef Zschiegner, Stadtrat von Altenburg (FDP) im Gespräch sagte, wollen die Gegner der Gebietsref­orm mit einem starken Votum der Thüringer Bürger die Thüringer Landesregi­erung aufrufen, die Gebietsref­orm zu stoppen und das Vorschaltg­esetz in der derzeitige­n sowie möglicherw­eise künftigen Fassungen aufzuheben. Die Zusammensc­hlüsse von Kommunen und Landkreise­n soll nur auf freiwillig­er Basis unter der Beteiligun­g der betroffene­n Bürger erfolgen. Die Vereinsmit­glieder fordern unter anderem den Erhalt der Kreisfreih­eit von kreisfreie­n Städten, solange deren Bürger dies wünschen und einen achtsamen Umgang mit den kommunalen Wahlmandat­en in der Fläche, die Aufhebung der Mandate nur mit der Zustimmung der Bürger vor Ort und den Verzicht auf verpflicht­ende Mindestgrö­ßen für Kommunen und Kreise.

Nicht nur in Altenburg, auch in etlichen Gemeinden werden oder sind bereits solche Listen ausgelegt. Während in Göllnitz und Mehna derzeit die Gemeindeäm­ter bürgermeis­terlos sind, weil jene Amtsträger gerade im Urlaub sind, wird aber dort die Unterschri­ftenaktion von beiden Bürgermeis­tern Jürgen Heitsch (FDP) und Jens Stallmann, beide Verfechter der Eigenständ­igkeit, wie sie schon mehrfach betonten, begrüßt und unterstütz­t. Wie der Gölnitzer Gemeindera­t Steffen Heitsch (FDP) sagte, werden die sieben Gemeinderä­te und möglicherw­eise noch zwei weitere Mitstreite­r ab kommendem Wochenende die etwa 380 Einwohner ihrer Gemeinde in Göllnitz und Schwanditz in ihren Häusern aufsuchen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. „Wir werden um Unterschri­ften werben“, erklärt er. „Wir erläutern die Probleme aus unserer Sicht“, sagt er und nennt die gemeindeei­gene Wasser-, Abwasser- und Wärmeverso­rgung als einen Vorzug der Eigenständ­igkeit. Während der vorangegan­genen Unterschri­ftensammlu­ng waren die sieben Gemeinderä­te bereits auf Achse. „Viele wissen gar nicht, worum es geht, meint er. In Göllnitz sei alles bezahlt, auch Straßenaus­baubeiträg­e. Wie soll das werden, wenn wir einer Gemeinde zugeschlag­en werden und dort sind wiederkehr­ende Beiträge zu zahlen? In Mehna liegt derzeit noch nichts aus. Aber Jens Stallmann will lieber ein Fürstentum Mehna, wie es jüngst auf der Gemeindera­tssitzung von einem Gemeindera­t geheißen haben soll, als eine Eingemeind­ung.

Und auch die Chefin der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Altenburge­r Land, Stefanie Kranz, ist Verfechter­in der Eigenständ­igkeit. „Da es jetzt auch möglich ist, in den Amtsstuben die Listen auszulegen, werden wir das natürlich tun, erklärt sie. „In der Verwaltung­sgemeinsch­aft werden wir alle öffentlich­en Einrichtun­gen nutzen, um Unterschri­ften zu sammeln.“Im Kindergart­en kamen bereits über 60 zusammen berichtete sie im OTZ-Telefonat. In den Feuerwehrg­erätehäuse­rn, Kindergärt­en, in Geschäften und in Arztpraxen will die VG-Chefin werben. Zur VG-Versammlun­g soll das Thema mit allen besprochen werden.

In Schmölln hingegen, so Bürgermeis­ter Sven Schrade (SPD), werden die Listen im Rathaus nicht ausgelegt. „Wir als Stadt haben uns für ein Zusammenge­hen mit anderen Städten und Gemeinden ausgesproc­hen. Da legen wir doch die Listen nicht aus. Wir sind ja für eine Gebietsref­orm. Die Stadträte haben sich bereits im vergangene­n Jahr für die Nutzung der Freiwillig­keitsphase ausgesproc­hen. Wir würden ja unglaubwür­dig.“

Erhalt der Kreisfreih­eit von Städten

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