Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Gefragte Übersetzer der Wirklichkeit
S D H G: Informatikstudenten können sich in Wirtschafts- oder Ingenieurwesen spezialisieren
Gera. Stefan Dorendorf zeigt auf den Lichtschalter in seinem Büro. „Das ist noch ein klassisches Modell. Aber was glauben sie, wie moderne Schalter funktionieren? Da ist keine Mechanik drin, sondern ein digitales Signal knipst die Lampe an“, erklärt er. Was er damit sagen will? „Die Informatik durchdringt schon heute alle Lebensbereiche und wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung.“
Dorendorf ist Fachbereichsleiter des Studiengangs Wirtschaftsinformatik an der Dualen Hochschule Gera-Eisenach (DHGE), die aber auch noch die Studiengänge praktische Informatik sowie Informations- und Kommunikationstechnologien anbietet.
Die Fächer unterschieden sich zwar in ihren Schwerpunkten, einen gemeinsamen Anspruch hätten sie jedoch: das Interesse des Studenten am Verstehen der Welt. „Der Informatiker muss abstrahieren können. Die Welt mit offenen Augen sehen und neugierig sein, wie die Dinge funktionieren. Denn Informatik ist das Übersetzen von Vorgängen der realen Welt in die virtuelle“, sagt er. Dass aus einem durch Sensordruck formulierten Wunsch nach Licht Realität wird , dafür sorgt der Informatiker. Solche realen Vorgänge mit Zeilen von Computercode interpretieren, das müssen alle Studenten drauf haben. Die Grundlagen, also die Entwicklung sowie Anwendung von informationstechnischen Systemen (IT-Systeme) und Programmen stehen auf jedem Lehrplan. Auch den Umgang mit Datenbanken und Informationssowie Rechnersystemen lernen sie fachübergreifend.
„Man kann zwischen der Ingenieursund Wirtschaftsinformatik unterscheiden“, sagt Dorendorf. Der Lehrplan der betriebswirtschaftlichen Informatik bestehe zu je einem Drittel aus Wirtschaft, Informatik und den Grundlagenfächern, wie Mathematik. „Der Wirtschaftsinformatiker ist sehr breit aufgestellt. Oft gehen die Studenten in Führungspositionen. Sie wissen die Kosten im Auge zu behalten, aber auch um den technischen Aufwand“, so Dorendorf.
Im Ingenieurbereich – zu dem die beiden anderen Studiengänge überwiegend zählen – spiele die Hardwareseite eine größere Rolle. Hier kommt die Physik ins Spiel. Die Grundlagen der Elektrotechnik, sollten dem geneigten Studenten nicht fremd sein. „Ein gutes Verständnis der Mathematik und vor allem der Physik ist sehr wichtig “, sagt Dorendorf. Aber natürlich lernen auch die Ingenieure betriebswirtschaftliche Grundlagen und die BWL-er programmieren fleißig.
Stefan Jakob ist Student der praktischen Informatik und im sechsten Semester. Er schätzt die Vielfältigkeit des Studienfaches. „Es deckt vom Urschleim bis zu den Spezialgebieten alles ab“, schwärmt er. Im dualen System ist Jakob bei seinem Arbeitgeber DB Systel GmbH angestellt. Er bewarb sich auch dort. Die Hochschule übernimmt den theoretischen Teil der Ausbildung. Vierteljährlich wechseln sich Theorie und Praxis ab.
Marcel Liborius studiert Wirtschaftsinformatik. Er war bereits hauptberuflich als Netzwerktechniker tätig. „Führungspositionen sind aber in der heutigen Zeit oftmals an akademische Abschlüsse gebunden, daher war es für mich naheliegend mich nochmals auf die Schulbank zu setzen“, erklärt er.
Die Firma FutureDat GmbH ist ein Praxispartner aus Gera. Sechs Wirtschaftsinformatiker bildeten sie bisher aus, von denen vier Stück jetzt dort arbeiten. „Das duale Studium hat viele Vorteile. So können wir die Studenten gezielt für Stellen im Unternehmen ausbilden“, sagt Geschäftsführer Uwe Weber.
„Viele Absolventen bleiben in den Firmen oder finden sofort eine andere Stelle. Wie sprechen von Quoten um die 90 Prozent“, sagt Studienleiter Dorendorf.
Und da in Zukunft wohl selbst der Geschirrspüler über WLAN verfügen muss, seien die Übersetzer der Realität für die Zukunft gut aufgestellt.
Für das duale Studium habe ich mich entschieden, da ich hier einen praktischen Anteil habe, mein Wissen vertiefen kann und technisch auf dem aktuellen Stand bleibe. “ Marcel Lobius, Student bei Nexory GmbH