Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Im Stile einer Spitzenmannschaft
Der FC Carl Zeiss Jena spielt schlecht und gewinnt dennoch. Babelsberg heißt die nächste Herausforderung
Es gibt sie immer wieder, jene normale Spielzeiten, in denen jeder Fehler bestraft, jede Unachtsamkeit geahndet wird. Und dann gibt es diese eine Ausnahmesaison, in der alles zu klappen scheint, in der es läuft, auch wenn es nicht läuft. Fußball-Regionalligist FC Carl Zeiss Jena befindet sich scheinbar genau in so einer. Natürlich soll man den Tag nicht vor dem Abend loben, aber in der Vorsaison hätte die Jenaer Mannschaft wohl keinen Ausgleich in der Nachspielzeit beim 2:2 gegen Hertha BSC II geschossen. Und sie hätte auch nicht eine Partie beim VfB Auerbach mit einem Chancenverhältnis von 2:14 mit 1:0 am Mittwochabend gewonnen. Auerbach-Coach Michael Hiemisch brachte es auf den Punkt: „Das war im Stile einer Spitzenmannschaft. Wenn man selbst solche Spiele zieht, auf diese Art und Weise, dann steht einer Meisterschaft nichts mehr im Wege.“In der Tat ist die Situation des Tabellenführers nach dem Zittersieg im Vogtland eine äußerst komfortable. Acht Zähler beträgt der Vorsprung auf den Zweiten Energie Cottbus bei zehn noch ausstehenden Spielen.
Äußern zur Tabellensituation wollte sich freilich keiner, das hat in dieser Saison schon Tradition und die Jenaer scheinen gut beraten, es auch weiter so zu handhaben. Abwehrchef René Klingbeil war dieses Mal derjenige, der die schon hundertfach zitierten Wörter erneut in den Block des Reporters diktierte: „Wir schauen nur auf uns.“Und natürlich auf den nächsten Gegner. Und der heißt am Sonntag SV Babelsberg 03. Anstoß der Auswärtspartie ist um 14.05 Uhr.
Doch Klingbeil vergaß auch nicht, auf den Erfolg beim Favoritenschreck VfB zurückzublicken. Er sprach von einer „Schlacht, der Gegner hat uns überhaupt nichts geschenkt“. Von der Schwierigkeit, „auf diesem Schweineplatz“Fußball zu spielen. Und er hob einen Spieler hervor, der zum Matchwinner avancierte, mit gerade einmal 18 Jahren. „Dietzer hat das hervorragend gelöst.“
Gemeint war A-Junior Florian Dietz, der am Sonnabend die Jenaer Talente ins Finale des DFBJunioren-Vereinspokal schoss, und am Mittwoch seinen nächsten großen Auftritt hatte. Schon der Pass von Niclas Erlbeck, aus zentraler Position in den Rücken der VfB-Abwehrreihe gelupft, war eine kleine Meisterleistung. Und ein Geselle, nämlich Dietz, legte sein Meisterstück gleich nach. Er nahm den Ball im Flug gekonnt an, drehte sich und schloss, ganz Torjäger, trocken ins kurze Eck zum Treffer des Tages ab (26. Minute). Der junge Mann blieb bescheiden. „Es war eine geile Woche mit zwei wichtigen Toren. Aber wer die dann schießt, ist egal. Hauptsache, wir gewinnen.“Ansprüche auf weitere Einsätze in der Regionalliga stellte Dietz trotz seiner spielentscheidenden Aktion nicht. „Wenn ich bei den Männern gebraucht werde, spiele ich bei den Männern, wenn ich bei den A-Junioren gebraucht werde, bei den A-Junioren. Das entscheidet allein der Trainer.“
Ob er also morgen den Talenten im Kampf gegen den Abstieg aus der Bundesliga hilft, oder am Sonntag in Babelsberg aufläuft, werde sich kurzfristig entscheiden. Beides sei allerdings „ein bisschen happig“, meinte der 18Jährige, für den es die Partien drei und vier binnen acht Tagen sein würden.
Aufgrund der hohen Belastung gönnte Trainer Mark Zimmermann seinen Männern gestern und heute auch Regenerationszeit, morgen geht es schon nach Babelsberg, wo die Mannschaft übernachtet, um dann am Sonntag einigermaßen frisch aufs Feld zu laufen. „Wir wollen dort Spieler aufstellen, die auf den Punkt wieder fit sind“, sagte Zimmermann, der noch einige Sorgenkinder hat. Timmy Thiele zum Beispiel, der gegen den VfB geschont wurde, oder Firat Sucsuz, der gar nicht im Kader stand. Erlbeck musste im Vogtland zur Pause raus, weil er sich eine Zerrung zugezogen hatte. Hinter all diesen Kickern steht noch ein Fragezeichen.
Eines ist für den Zeiss-Coach aber sicher – gegen Babelsberg wird es ein ganz anderes Spiel. „Das ist für mich eine Mannschaft, die fußballerisch zu den besten der Regionalliga zählt. Da gilt es für uns aber genauso zu bestehen, wie hier auf eine andere Art und Weise gegen Auerbach.“Am Ende aber doch wieder im Stile einer Spitzenmannschaft.
Acht Punkte Vorsprung auf Zweiten aus Cottbus