Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Als ob Juventus Turin in Jena spielt
Heute ab . Uhr trifft Science City Jena auf Würzburg, bevor am Montag zum Finale Bamberg gastiert
Würzburg/Jena. Fußball ist eigentlich so gar nicht das Metier von Björn Harmsen. Und so hatte sein ansonsten recht stimmiger Vergleich, den er mit Blick auf den Gegner im letzten Heimspiel der Saison von Science City Jena brachte, einen kleinen – nun ja – Schönheitsfehler. „Inter Mailand, die sind doch in der Champions League weitergekommen, oder“, fragte der Trainer in die Runde.
Allgemeines Gelächter, denn der von Harmsen gesuchte Verein war Juventus Turin. „Von Fußball habe ich einfach keine Ahnung“, relativierte der Coach seine Aussage, die jedoch im Kern, gleich ob Juve oder Inter, sein Anliegen sehr gut widerspiegelte. Denn wenn am 1. Mai Bamberg an der Saale gastiert, sei das nun einmal so, als ob Juventus Turin im Ernst-AbbeSportfeld auflaufen würde. Da würden die Zuschauer auch in erster Linie kommen, um eben einen italienischen Top-Klub samt seinen Stars erleben zu dürfen. „Die Zuschauer sollten zum letzten Spieltag in die Arena kommen und sich darüber freuen, dass sie so etwas wie Bamberg in Jena sehen können“, so Björn Harmsen.
Bamberg sei für ihn die beste Mannschaft der Liga, auch wenn Ulm die Tabelle anführe. „Ein Klub, der sich im Laufe der Jahre von einer deutschen TopMannschaft zu einer europäischen Größe entwickelt hat“, sagte er. Ein absoluter Höhepunkt zum Saison-Finale.
Doch der Reihe nach, denn so handhabt es auch der Chef-Wissenschaftler, wenn denn Doppel-Spieltage anstehen. Erst der erste Gegner (Würzburg), dann der zweite (Bamberg).
Mit Blick auf Würzburg hielt Björn Harmsen erst einmal den Basketball flach. Die Situation sei derzeit alles andere als einfach, denn ohne Top-Scorer Marcos Knight und den angeschlagenen Julius Jenkins würden seinem Team rund 30 Punkte pro Partie fehlen. „Und das müssen wir eben als Mannschaft kompensieren“, erläuterte Björn Harmsen. Seine Spieler würden sich voll reinhängen, seien sehr konzentriert – gleich ob Training oder Spiel. Der Coach höchstpersönlich stellte sich vor sein Team und gab den Anwesenden bei der gestrigen Pressekonferenz zu verstehen, dass vernichtende Urteile über die dargebotene Leistung gegen Oldenburg am Dienstag der Sache nicht gerecht werden würden. Schließlich müssten die Kritiker stets im Hinterkopf behalten, dass sein Team ohne Knight und Jenkins plötzlich anders spielen müsse als in den Partien zuvor.
Und nur weil die Würzburger, die am vergangenen Spieltag 67:66 in Braunschweig gewinnen konnten, mit Platz 14 einen Rang hinter Jena stehen, dürfe man sie deswegen nicht unterschätzen. „Das ist eine Mannschaft, die mit einem Budget zusammengestellt wurde, um mindestens in die Play-offs zu kommen“, sagte Harmsen. Letztlich ereilte das Team von Dirk Bauermann das gleiche Schicksal wie Rasta Vechta, denen es ebenfalls in dieser Saison nicht gelang, sich zu finden. Nichtsdestotrotz sei Würzburg ausgesprochen heimstark, würde sehr physisch und intensiv verteidigen, hätte jedoch in der Offensive so seine Probleme.
Ob Julius Jenkins, der gestern noch einen MRT-Termin hatte, heute spielen wird, sei noch ungewiss. Außerdem würde derzeit die Grippe in seinem Team umgehen, Jan Heber und Kenneth Frease seien leicht angeschlagen, würden aber auf jeden Fall spielen.
Natürlich blickte Björn Harmsen auch nach Weißenfels, wo denn der Mittdeldeutsche Basketball Club (MBC) am Mittwochabend den Aufstieg in die Bundesliga feiern konnte. „Ich habe die Bilder gesehen. Die haben mich auch an meinen Aufstieg 2008/09 erinnert. Es freut mich, dass sie wieder dabei sind.“Überhaupt findet es der Science-City-Coach wunderbar, dass künftig drei Teams aus den neuen Bundesländern in der höchsten Basketball-Spielklasse vertreten sein werden, schließlich werden demnächst die Gotha Rockets oder die Niners Chemnitz ebenfalls in das Geschehen im Oberhaus-Alltag eingreifen. „Ich habe seit 1994 miterlebt, wie hart die Leute daran gearbeitet haben, eine neue Sportart zu etablieren, die nicht die Historie hatte wie andere Sportarten in der ehemaligen DDR“, sagte Björn Harmsen. Letztlich sei es das Ergebnis von harter Arbeit und sehr viel Leidenschaft. Er freue sich auf die kommenden Duelle.
Welcher Verein ihm denn lieber sei? Gotha oder Chemnitz? „Ich bin ein großer Sympathisant von Thüringen, diesbezüglich wäre mir Gotha lieber. Doch ich sympathisiere noch mehr mit einem Verein, der eine ähnliche Geschichte hat wie wir – und die hat nun einmal Chemnitz. Sie kommen wie wir aus der Regionalliga, waren dann sehr konstant und verfügen auch nicht über das große Geld. Und deswegen drückte ich Chemnitz ein klein wenig mehr die Daumen.“
Ohne Knight und Jenkins Situation schwierig