Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Als ob Juventus Turin in Jena spielt

Heute ab . Uhr trifft Science City Jena auf Würzburg, bevor am Montag zum Finale Bamberg gastiert

- Von Marcus Schulze

Würzburg/Jena. Fußball ist eigentlich so gar nicht das Metier von Björn Harmsen. Und so hatte sein ansonsten recht stimmiger Vergleich, den er mit Blick auf den Gegner im letzten Heimspiel der Saison von Science City Jena brachte, einen kleinen – nun ja – Schönheits­fehler. „Inter Mailand, die sind doch in der Champions League weitergeko­mmen, oder“, fragte der Trainer in die Runde.

Allgemeine­s Gelächter, denn der von Harmsen gesuchte Verein war Juventus Turin. „Von Fußball habe ich einfach keine Ahnung“, relativier­te der Coach seine Aussage, die jedoch im Kern, gleich ob Juve oder Inter, sein Anliegen sehr gut widerspieg­elte. Denn wenn am 1. Mai Bamberg an der Saale gastiert, sei das nun einmal so, als ob Juventus Turin im Ernst-AbbeSportf­eld auflaufen würde. Da würden die Zuschauer auch in erster Linie kommen, um eben einen italienisc­hen Top-Klub samt seinen Stars erleben zu dürfen. „Die Zuschauer sollten zum letzten Spieltag in die Arena kommen und sich darüber freuen, dass sie so etwas wie Bamberg in Jena sehen können“, so Björn Harmsen.

Bamberg sei für ihn die beste Mannschaft der Liga, auch wenn Ulm die Tabelle anführe. „Ein Klub, der sich im Laufe der Jahre von einer deutschen TopMannsch­aft zu einer europäisch­en Größe entwickelt hat“, sagte er. Ein absoluter Höhepunkt zum Saison-Finale.

Doch der Reihe nach, denn so handhabt es auch der Chef-Wissenscha­ftler, wenn denn Doppel-Spieltage anstehen. Erst der erste Gegner (Würzburg), dann der zweite (Bamberg).

Mit Blick auf Würzburg hielt Björn Harmsen erst einmal den Basketball flach. Die Situation sei derzeit alles andere als einfach, denn ohne Top-Scorer Marcos Knight und den angeschlag­enen Julius Jenkins würden seinem Team rund 30 Punkte pro Partie fehlen. „Und das müssen wir eben als Mannschaft kompensier­en“, erläuterte Björn Harmsen. Seine Spieler würden sich voll reinhängen, seien sehr konzentrie­rt – gleich ob Training oder Spiel. Der Coach höchstpers­önlich stellte sich vor sein Team und gab den Anwesenden bei der gestrigen Pressekonf­erenz zu verstehen, dass vernichten­de Urteile über die dargeboten­e Leistung gegen Oldenburg am Dienstag der Sache nicht gerecht werden würden. Schließlic­h müssten die Kritiker stets im Hinterkopf behalten, dass sein Team ohne Knight und Jenkins plötzlich anders spielen müsse als in den Partien zuvor.

Und nur weil die Würzburger, die am vergangene­n Spieltag 67:66 in Braunschwe­ig gewinnen konnten, mit Platz 14 einen Rang hinter Jena stehen, dürfe man sie deswegen nicht unterschät­zen. „Das ist eine Mannschaft, die mit einem Budget zusammenge­stellt wurde, um mindestens in die Play-offs zu kommen“, sagte Harmsen. Letztlich ereilte das Team von Dirk Bauermann das gleiche Schicksal wie Rasta Vechta, denen es ebenfalls in dieser Saison nicht gelang, sich zu finden. Nichtsdest­otrotz sei Würzburg ausgesproc­hen heimstark, würde sehr physisch und intensiv verteidige­n, hätte jedoch in der Offensive so seine Probleme.

Ob Julius Jenkins, der gestern noch einen MRT-Termin hatte, heute spielen wird, sei noch ungewiss. Außerdem würde derzeit die Grippe in seinem Team umgehen, Jan Heber und Kenneth Frease seien leicht angeschlag­en, würden aber auf jeden Fall spielen.

Natürlich blickte Björn Harmsen auch nach Weißenfels, wo denn der Mittdeldeu­tsche Basketball Club (MBC) am Mittwochab­end den Aufstieg in die Bundesliga feiern konnte. „Ich habe die Bilder gesehen. Die haben mich auch an meinen Aufstieg 2008/09 erinnert. Es freut mich, dass sie wieder dabei sind.“Überhaupt findet es der Science-City-Coach wunderbar, dass künftig drei Teams aus den neuen Bundesländ­ern in der höchsten Basketball-Spielklass­e vertreten sein werden, schließlic­h werden demnächst die Gotha Rockets oder die Niners Chemnitz ebenfalls in das Geschehen im Oberhaus-Alltag eingreifen. „Ich habe seit 1994 miterlebt, wie hart die Leute daran gearbeitet haben, eine neue Sportart zu etablieren, die nicht die Historie hatte wie andere Sportarten in der ehemaligen DDR“, sagte Björn Harmsen. Letztlich sei es das Ergebnis von harter Arbeit und sehr viel Leidenscha­ft. Er freue sich auf die kommenden Duelle.

Welcher Verein ihm denn lieber sei? Gotha oder Chemnitz? „Ich bin ein großer Sympathisa­nt von Thüringen, diesbezügl­ich wäre mir Gotha lieber. Doch ich sympathisi­ere noch mehr mit einem Verein, der eine ähnliche Geschichte hat wie wir – und die hat nun einmal Chemnitz. Sie kommen wie wir aus der Regionalli­ga, waren dann sehr konstant und verfügen auch nicht über das große Geld. Und deswegen drückte ich Chemnitz ein klein wenig mehr die Daumen.“

Ohne Knight und Jenkins Situation schwierig

 ?? Foto: Christoph Worsch ?? Sein Einsatz heute gegen Würzburg ist noch fraglich: Julius Jenkins (rechts).
Foto: Christoph Worsch Sein Einsatz heute gegen Würzburg ist noch fraglich: Julius Jenkins (rechts).

Newspapers in German

Newspapers from Germany