Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
FC Carl Zeiss holt den Staffelsieg
Gegen Rasenballsport Leipzig II kommt Jena in letzter Minute zum Ausgleich und profitiert vom Cottbus-Patzer
Nein, so möchte man eigentlich nicht Meister werden. Es ist skurril, nach einer Niederlage zu jubilieren. Die ZeissFans wollen das nicht. Nein: nicht so! Das ist nicht standesgemäß für einen dreifachen Meister. Ins Tor wollen sie den Ball schreien; Ecke für Ecke, Schussversuch um Schussversuch. Doch der FC Carl Zeiss Jena liegt gegen die zweite Mannschaft der Leipziger Rasenballsportler mit 0:1 zurück. Sogar Justin Gerlach, der baumlange Manndecker, stürmt nun mit. Von der rechten Seite bringt er die allerallerallerletzte Verzweiflungsflanke. Leipzigs Kapitän Alexander Siebeck bringt seinen Kopf dazwischen – doch am langen Pfosten steht Bedi Buval parat. Drin. Tor. Ausgleich. 1:1. Schlusspfiff. Die meisten der 5613 Besucher erheben sich und feiern ihre Elf.
Aber reicht das schon? Was macht Cottbus? Die liefern in Babelsberg ein zweifach unterbrochenes Skandalspiel ab. Es gibt Ausschreitungen auf beiden Seiten, was die Polizei auf den Rasen bringt. Am Ende steht es 2:1. Andis Shala hat für Babelsberg den für Jena so wichtigen Ausgleich erzielt. Der einstige Zeiss-Angreifer wollte seinen FCC schon immer zur Meisterschaft schießen. Das hat er ja nun geschafft. Irgendwie.
Die Jenaer beginnen die Partie gewohnt ballsicher. Die erste Gelegenheit bietet sich nach 13 Minuten als Maximilian Wolfram über die rechte Seite eine Flanke auf Firat Suczus bringt – der nimmt die Kugel an, visiert das kurze Eck an; dort aber ist Torsteher Florian Sowade auf dem Posten. Acht Minuten später ist Timmy Thiele auf und davon, sein Schuss aus zehn Metern geht aber flach am linken Pfosten vorbei. Die Fans bringt das trotzdem aus dem Häuschen – auf den Rängen singt man sich langsam in Feierlaune. Und unten auf dem Rasen will Manfred Starke einen Freistoß von rechts direkt in den langen Giebel zirkeln – doch auch dieser Ball ist sichere Beute von Sowade (25.). Elfmeter hätte es später geben können, als Sören Kurt Reddermann den fast enteilten Thiele am Trikot zupft. Der aber fällt zu theatralisch (34.).
Und die Gäste? Die haben kurz vor dem Halbzeitpfiff die große Chance zur Führung; begünstigt von einem ausbleibenden Pfiff des Schiedsrichters Max Burda aus Berlin nach Foul an Jenas Niklas Erlbeck, ist John-Patrick Strauß plötzlich frei vor Jenas Torwart Raphael Koczor. In dem findet er aber seinen Meister; Koczor pariert mit dem Fuß. In der zweiten Halbzeit ist Koczor dann machtlos. Nach einer Fehlerkette; Klingbeil wehrt zu kurz ab, Eismann ist zu langsam, Gerlach wird stehengelassen und Federico Palacios Flachschuss wird von Koczor nur in die Mitte abgewehrt. Dort steht Strauß parat und netzt ein, 0:1 (51.).
Wie reagiert der Primus? Trainer Mark Zimmermann beordert Bedi Buval aus der Erwärmungszone aufs Feld. Immerhin. Besser wird es dadurch aber nicht. Noch nicht.
Nach 67 Minuten patzt Jenas Dennis Slamar gegen Palacius, der ist durch – und Koczor auf der Hut. Die Fans auf den Tribünen spüren die sich einschleichende Verunsicherung bei der Zeiss-Elf; und sie reagieren mit noch lautstärkerer Unterstützung. Es sind die Fans, die damit die Schlussoffensive ihrer Mannschaft einläuten. Ein langer Ball nach dem anderen schlagen sie Richtung GästeStrafraum. Doch dort hat man keinerlei Probleme, das Leder postwendend zurückzuschlagen. Bis zu dem Moment als Justin Gerlach angreift, die Flanke bringt und Buval trifft.