Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

„Mir ist vor niemand bange“

Interview mit Mark Zimmermann, Trainer des FC Carl Zeiss Jena, nach der gesicherte­n Staffelmei­sterschaft

- Von Tino Zippel

Sie haben Viktoria Köln beim 5:1-Erfolg gegen den Tabellendr­itten Rot-Weiß Oberhausen gesehen. Wie war Ihr Eindruck vom Relegation­sgegner? Die Kölner haben bis auf die Anfangsmin­uten eine souveräne Leistung gezeigt. Sie hatten das Spiel schnell im Griff. Das Team verfügt über gute Einzelspie­ler, die den Ball laufen lassen, wenn man sie lässt. Sie Vertrauen auf ihre Qualität und wirken sehr abgezockt. Schätzen Sie die Staffel West stärker ein? Das kann ich nicht einschätze­n. Fakt ist, dass Viktoria Köln nicht zufällig dort oben steht. Die Mannschaft hat sehr gute Offensivqu­alitäten und schießt sehr viele Tore. Angesichts der Beobachtun­g: Ist Ihnen bange vor den beiden Spielen um den Aufstieg in die dritte Liga? Mir ist vor niemand bange. Wir haben eine gute Saison gespielt und sind souverän Meister geworden. Das gleiche gilt für Viktoria Köln. Aber ob ich mit zehn Punkten Vorsprung oder wie Zwickau im vorigen Jahr durchs bessere Torverhält­nis Meister werde, ist unterm Strich egal. Hauptsache, man steht in den beiden Endspielen. Wer wird als Sieger vom Platz gehen? Die Tagesform wird entscheide­nd sein und welche Mannschaft die Geduld und die Nerven behält. Wir müssen auf unsere Stärken vertrauen. Hier haben wir nicht 34 Spiele wie in der Liga, sondern nur zweimal 90 Minuten, um es zu richten. Womit waren Sie zufrieden beim Spiel gegen RB Leipzigs zweite Mannschaft? Mit den ersten 40 Minuten. Wir hatten RB da, wo wir sie haben wollten: Die Mannschaft ist kaum zur Entfaltung gekommen, war weit weg von unserem Tor. Wir haben leider zwei Riesenchan­cen ausgelasse­n, aus denen wir ein Tor machen müssen, um den Gegner zu mehr Risiko zu zwingen. Was hat Sie geärgert? Die letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit waren wir absolut kopflos, haben den Gegner aufgebaut und ins Spiel gebracht. RB nutzt zum Glück eine Riesenchan­ce nicht, so dass wir mit einem 0:0 in die Pause gehen. Die zweite Halbzeit beginnen wir fahrig, geraten zurecht in Rückstand. Das haben wir uns selbst zuzuschrei­ben. Hätte RB die Möglichkei­ten zum 2:0 genutzt, wäre das Spiel entschiede­n gewesen. So war es spannend. Wir haben nicht aufgesteck­t, das System umgestellt. Der Ausgleich war glücklich, wie er zustande gekommen ist, unterm Strich aber verdient. Man hat gespürt, dass die letzten fünf bis zehn Minuten ein Ruck durchs Team ging. Was hat den starken Schlussspu­rt ausgelöst? Wir wollten nicht zweimal in der Saison gegen ein Team verlieren. RB hätte das schaffen können, dass wir in beiden Spielen nicht ein Tor schießen. Was haben Sie nach dem Schlusspfi­ff gefühlt, als die Partie von Cottbus in Babelsberg noch lief? Ich habe an unser Spiel gedacht, mich darüber gefreut, wie gut uns die Fans unterstütz­en. Das war schon in den Auswärtssp­ielen zuletzt so. Am Freitag fand ich es überragend, wie sie uns trotz der mäßigen zweiten Halbzeit angefeuert haben. Sie haben uns nach vorn getragen. Ich war erschrocke­n, als das 1:1 fiel. Ich kann mich nicht erinnern, wann es zuletzt im Stadion so laut war. Perfekt war, dass es am Freitag mit der Meistersch­aft geklappt hat – aber mir war es wichtiger, dass wir unser Spiel noch ausgeglich­en haben. Sind Ihre Anziehsach­en nach der Dusche mit Schwarzbie­r noch zu gebrauchen? Das war zum Glück meine Kleidung fürs Stadion. Die habe ich gleich in die Wäsche gegeben. Also kein Problem. Wie gestalten Sie die nächsten vier Wochen? Werden Sie einige Spieler schonen? Die Spieler haben sich ein langes freies Wochenende verdient. Am Dienstag steigen wir wieder ein und trainieren wie immer. Wir bereiten uns ganz normal auf Schönberg, Viktoria Berlin und den BFC vor. Unser Ziel ist es, Cros, Eckardt und Bock wieder fit zu bekommen. Es kann sein, dass wir dem einen oder anderen Spieler eine Verschnauf­pause geben und dem anderen eine Chance. Also sind die Ergebnisse zweitrangi­g? Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir die Spiele gewinnen wollen. Wir sollten uns auf die Relegation freuen – alle Spieler wollen spielen. Es wäre fahrlässig, nun als Spieler einen Schritt weniger zu machen, die eigene Form aufs Spiel zu setzen und in den entscheide­nden Spielen nicht dabei zu sein. Manfred Starke ist nach seiner Verletzung noch nicht wieder in Tritt gekommen. Schafft er es bis zur Relegation? Manfred Starke ist auf einem guten Weg. Ihm helfen die Spiele. Werden Sie Viktoria Köln in den kommenden Wochen bei jedem Spiel beobachten? Wir haben sie bereits vorige Woche gesehen und nun gegen Oberhausen. Sie spielen bereits am Dienstag im Mittelrhei­npokal. Die letzten Punktspiel­e wollen wir filmen oder live sehen. Beziehen Sie ein Trainingsl­ager in Köln vorm ersten Relegation­sspiel? Wir denken darüber nach, ob wir vielleicht nicht erst am Tag vor dem Spiel dorthin fahren. Aber das ist noch nicht sicher.

 ??  ?? Regionalli­ga-Meister hüpft nicht ganz im Takt: Justin Gerlach, Sven Reimann, Raphael Koczor, Sören Eismann, René Klingbeil, Matthias Kühne, Niclas Erlbeck, David Tuma, Artur Mergel, Dennis Slamar, Maximilian Wolfram und Firat Sucsuz (von links). Mehr...
Regionalli­ga-Meister hüpft nicht ganz im Takt: Justin Gerlach, Sven Reimann, Raphael Koczor, Sören Eismann, René Klingbeil, Matthias Kühne, Niclas Erlbeck, David Tuma, Artur Mergel, Dennis Slamar, Maximilian Wolfram und Firat Sucsuz (von links). Mehr...
 ??  ?? Nach der Dusche mit Schwarzbie­r: Trainer Mark Zimmermann. Foto: Tino Zippel
Nach der Dusche mit Schwarzbie­r: Trainer Mark Zimmermann. Foto: Tino Zippel

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