Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Ledige in der Schuldenfalle
Gera. Unverheiratete Thüringer sind am häufigsten überschuldet. Von den 16 436 Menschen, die im vergangenen Jahr eine Schuldnerberatungsstelle aufgesucht haben, waren mehr als die Hälfte ledig, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.
Verheiratete Paare oder eingetragene Lebenspartnerschaften machten demnach nur 19,6 Prozent der überschuldeten Haushalte aus. 30,1 Prozent der Überschuldeten waren alleinlebende Männer, alleinlebende Frauen machten 15,7 Prozent aus. Die Schulden jener Thüringer, die Rat suchten, betrugen im Schnitt 30 849 Euro.
Insgesamt besuchten 617 000 Menschen in Deutschland vergangenes Jahr eine Schuldnerberatung. Das größte Risiko bestehe in dem Verlust des Arbeitsplatzes, hieß es. (dpa) Erfurt. Thüringens Gefängnisse haben ein Drogenproblem. Daraus macht Thüringens Justizminister Dieter Lauinger (Grüne) seit Längerem keinen Hehl. So galten im März des Vorjahres 483 Häftlinge als drogenabhängig. Weitere 474 waren wegen Suchtmittelmissbrauchs wie beispielsweise Alkohol aufgefallen. Damit hatten knapp die Hälfte aller Thüringer Gefangenen ein Suchtproblem.
Das konnte nicht ohne Konsequenzen bleiben. Laut Justizministerium wird regelmäßig in den Hafträumen neben verbotenen Handys auch nach Drogen und Alkohol gesucht. Denn all diese Dinge sind hinter Gittern verboten. Für die Suche setzt die Justiz seit einiger Zeit auch zwei eigens dafür ausgebildete Spürhunde ein, um so die Polizei zu entlasten. Zudem wurden im Vorjahr 125000 Euro für die Unterstützung externer Suchthilfeberater ausgegeben.
Schuhe einer Familie untersucht
Auch mit strengeren Zugangskontrollen beispielsweise für Besuche reagierten inzwischen die Gefängnisse auf die Drogenschwemme. Bei Bedarf werden sogar die Spürhunde eingesetzt, um Besucher zu überprüfen, damit kein Rauschgift für die Häftlinge eingeschmuggelt werden kann.
Eine dieser Kontrollen eskalierte laut der in Jena ansässigen Gefangenen-Gewerkschaft zu Monatsbeginn im Gefängnis Suhl-Goldlauter. Einer Stellungnahme zufolge, die unserer Zeitung vorliegt, soll bei der Verlobten eines Untersuchungsgefangenen der Drogenspürhund angeschlagen haben. In Verdacht gerieten die Schuhe der Mutter von zwei kleinen Kindern. Auch eine gründliche Durchsuchung der Frau soll kein Rauschgift zutage gefördert haben.
Der Sicherheitsbeamte des Gefängnisses soll den geplanten Besuch trotzdem abgebrochen haben. Die Gefangenen-Gewerkschaft spricht davon, dass die Frau bedroht worden sein soll, um zuzugeben, dass sie Drogen einschmuggeln wollte.
Das Thüringer Justizministerium weist diesen Vorwurf energisch zurück. Weil der Rauschgiftspürhund angeschlagen habe, sei davon auszugehen, dass die Besucherin Kontakt mit Drogen gehabt habe, heißt es in einer Stellungnahme.
Sowohl die Rauschgiftspürhunde als auch ihre Führer sind laut Ministerium sehr gut ausgebildet. Es gebe keinen Grund, die Reaktionen der Hunde in Zweifel zu ziehen, hieß es. Im genannten Fall konnte nicht ausgeschlossen werden, dass die Besucherin Drogen bei sich führte. Zudem soll der betroffene Gefangene „offensichtlich ein Drogenproblem“haben, so dass die Haftanstalt zu besonderer Vorsicht verpflichtet gewesen sei, heißt es weiter.