Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Bei Anruf Bus
MDV stellt Ideen für neues Liniennetz in Schmölln und Umgebung vor: Mehr Haltestellen, bessere Vernetzung
Schmölln. Das Pilotprojekt „Schmölln macht mobil“ist einen großen Schritt vorangekommen: Am Mittwoch haben Vertreter des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) im Schmöllner Rathaus ihre Ideen für die Zukunft des ÖPNV im südlichen Altenburger Land präsentiert. Experimente wie selbstfahrende Busse oder Busse, die nach südländischem Vorbild vom Straßenrand herangewunken werden können, blieben bei der Abschlussveranstaltung des Pilotprojekts vom Landkreis, der Stadt Schmölln, Thüsac und MDV aus. Dafür sollen nach den Konzepten, die Paul Neugebauer und Ron Böhme vom MDV auch auf Basis einer vorher unter der Bevölkerung durchgeführten Umfrage erarbeitet haben, die Thüsac-Busse künftig mehr Haltestellen im Raum Schmölln (237 statt 188) bedienen. Auch abgelegenere Gebiete sollen angefahren und die Taktung soll in den Randzeiten, also morgens und abends sowie am Wochenende, erhöht werden.
Ziel des vom Freistaat mitfinanzierten Projektes war es, einen zukunftsfähigen, finanzierbaren ÖPNV im südlichen Altenburger Land auf die Beine zu stellen, der flächendeckend ist und eine gute Anbindung auch an Bahn oder Straßenbahn gewährleistet.„Bisher ist der ÖPNV vor allem auf Schüler ausgelegt“, sagte Ron Böhme. Das soll sich ändern. Denn die Gesellschaft wird immer älter – und schrumpft. ÖPNV müsse in dieser Situation die Anbindung etwa an Handels-, Dienstleistungs-, Gesundheits- oder Freizeiteinrichtungen gewährleisten. So fährt der Schmöllner Stadtbus derzeit nicht am Wochenende und an Feiertagen. Würde das, was die MDVVertreter vorstellten, umgesetzt, wäre der Bus Samstag bis spätabends und Sonntag bis zum späten Nachmittag auf Tour.
Auch dem viel beklagten Zustand, dass in vielen Orten außerhalb des Schülerverkehrs wenig Option besteht, mit der Thüsac zu reisen, soll abgeholfen werden. Dafür könnten Rufbusse eine bedeutende Rolle spielen. Das Prinzip ist denkbar einfach: Wer den Rufbus zu den angebotenen Zeiten nutzen will, meldet vorher seinen Wunsch telefonisch an und fährt dann, wie Paul Neugebauer vom MDV sagte, zum „ganz normalem MDV-Tarif“zur Wunschhaltestelle. Die Rufbusse hätten die gleichen Linienverläufe wie die Schulbusse. Möglich sei ihr Einsatz an Wochentagen. Oder an Wochentagen und am Wochenende. In dem vorgelegten Konzept sind Gewerbegebiete wie Beerwalde, Nitzschka, Göllnitz oder Crimmitschauer Straße besser erreichbar.
Von den Projektpartnern muss jetzt eine Vorzugsvariante aus drei Vorschlägen bestimmt werden. Die Varianten unterscheiden sich im Wesentlichen im Einsatz der Rufbusse. In Variante eins gäbe es gar keinen Bereitschaftsverkehr auf den Schulbuslinien. In Variante zwei nur unter der Woche und in Variante drei unter der Woche sowie am Wochenende. 2019 sollen die Busse schon auf den neuen Linien fahren. Sobald eine Variante ausgewählt ist, starten die Gespräche mit Firmen, Schulen, Politik und weiteren Interessensvertretern.
Der Schmöllner Bürgermeister Sven Schrade (SPD) lobte den Plan, besonders die Anbindung an die Gewerbegebiete. „Einziger Wermutstropfen: Der Stadtbus fährt nicht mehr direkt zum Tatami.“Stattdessen müsse man umsteigen und fünf Minuten warten. Landrätin Michaele Sojka (Linke) gab zu bedenken, dass am Wochenende Busse gezielt touristische Highlights anfahren könnten. Klaus Hübschmann, Erster Beigeordneter der Stadt Schmölln und Mitglied des Gesundheitsbeirats, sagte, dass die Anbindung an Gesundheitszentren – sprich: Ärzte, Physiotherapie -- noch besser werden müsse.
Auch die Bedürfnisse von Senioren im Blick