Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Dobitschener und Meuselwitzer unter den Siegern
Stiftung schüttet mehr als Euro für Kunstprojekte in Schulen aus
Dobitschen/Ravensburg. 40 allgemeinbildende Schulen, davon 24 in Thüringen und 16 in Niedersachsen, erhalten im nächsten Schuljahr die Möglichkeit, ihren Schülern über den Regelunterricht hinaus Kunstprojekte anzubieten, um die künstlerischen Talente der Kinder zu entfalten. Die Stiftung Ravensburger Verlag vergibt unter dem Titel „Kunst.Klasse.“Preisgelder von mehr als 96 000 Euro. Die bewilligten Förderbeträge liegen zwischen 1000 und 3000 Euro, im Durchschnitt erhält jede Schule 2414 Euro, teilte die Stiftung mit.
Es hatten sich 72 Schulen in Thüringen und 48 in Niedersachsen beworben. Das Förderprogramm der Stiftung für 3. bis 6. Klassen aller öffentlichen und privaten Schularten wurde seit dem Jahr 2009 zum fünften Mal aufgelegt: dreimal in BadenWürttemberg und je einmal in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Niedersachsen. Insgesamt ermöglichte die Stiftung bislang 166 Kunstprojekte, erhielt 494 Bewerbungen und schüttete 392 619 Euro aus. Im Altenburger Land erhalten drei Schulen Fördermittel. Das sind die Regelschule Dobitschen und das Förderzentrum Erich Kästner in Altenburg sowie das Veit-Ludwig-von-SeckendorffGymnasium Meuselwitz.
„Bauen mehrerer Totempfähle“heißt das Projekt der Staatliche Regelschule Dobitschen. In der Jury-Begründung zu dem Vorhaben heißt es: Die Staatliche Regelschule Dobitschen plant mit ihren Schülern das „Bauen mehrerer Totempfähle“. Mit dem Lindenau-Museum der Stadt Altenburg und dem dortigen Studio „Bildende Kunst“werden Totempfähle mit keramisch gestalteten Tiermasken hergestellt. Die Exponate des Lindenau-Museums liefern dafür Inspirationen, und im dortigen Studio kann mit den Schülern praktisch gearbeitet werden. Die transportablen Totempfähle sollen später aufgestellt werden.
Das Gymnasium in Meuselwitz bekommt sogar zwei Projekte gefördert: einen „MusicalWorkshop“und einen „Figurentheater-Workshop“.
In der Begründung zum Förderprojekt „Musical-Workshop“heißt es, dass dafür viele kreative Köpfe gebraucht werden, für Tanz und Gesang, aber auch für die Gestaltung von Requisiten und Bühnenbild. Das staatliche SeckendorffGymnasium arbeitet in diesem Projekt mit Tanz- und Theaterpädagogen zusammen. Ältere Schülerinnen und Schüler sind als Coaches ebenfalls beteiligt und leiten die Jüngeren in den Arbeitsgruppen an. Ernst wird es für das Projekt bei der geplanten Aufführung, da erst hier die Leistung aller Beteiligten festgestellt werden kann.
Das Musical für Kinder „Eule findet den Beat“wird im Musical-Workshop mit Kindern der Klassenstufe 5 und 6 eingeübt. Dafür wird eine ganze Theatermannschaft benötigt. Dies gilt für die Schauspieler, die Techniker, die Bühnengestalter bis hin zu den Maskenbildnern. Die Verantwortung, die jeder einzelne trägt ist für das Gelingen im Ganzen unerlässlich. Durchhaltevermögen wird verlangt, Kreativität, Selbstständigkeit, Problemlösungsstrategien, Humor gepaart mit Improvisation in und für ungewollte Situationen.
Das ist für die ganze Mannschaft eine echte Herausforderung. Die Begleitung des Projektes durch Theater-, Tanz- und Kunstpädagogen soll eine fachliche Qualität gewährleisten und eine Aufführung am Ende des Schuljahres 2018 garantiert eine gewisse Außenwirkung. Dann können die Schülerinnen und Schüler die kontinuierliche Arbeit eines ganzen Schuljahres öffentlich unter Beweis stellen.
Diese Lernangebot ist für die Kinder eine Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln und gleichzeitig zu erfahren, wie wichtig es ist, im Team zusammenzuarbeiten, um schwierige Herausforderungen zu meistern.
Die Jury begründete die Entscheidung für das Förderprojekt „Figurentheater-Workshop“wie folgt: Die Schüler erfahren, dass das Puppenspiel sehr komplex sein kann und sich durchaus nicht nur an kleinere Kinder richtet. Nach Besuchen im Puppentheater Altenburg-Gera wird im Rahmen des Workshops unter Mitwirkung eines Theaterpädagogen ein Stück mit selbst geschaffenen Figuren entwickelt. Die Teilnehmer lernen, wie Objekte zum Leben erweckt werden können, erfinden ein Stück und führen das Spiel im Rahmen einer schulischen Feier vor Mitschülern, Eltern und Öffentlichkeit auf.
„Die hohe Zahl an qualitativ wertvollen Bewerbungen für Kunst.Klasse. beweist, dass Schulen ein starkes Interesse haben, Schülern künstlerische Projekte anzubieten“, erklärte die Vorsitzende der Jury, Kunsterzieherin und Konrektorin Gudrun Teumer-Schwaderer. „Da diese außerhalb des Regelunterrichts stattfinden, haben die Schüler die große Chance auf eine zusätzliche Förderung ästhetischen Lernens, wodurch sich auch die kindliche Persönlichkeit entwickeln kann. Oft tragen regionale Experten, Künstler oder Museumsfachleute, zum Gelingen bei.“ Viele Ideen seien interdisziplinär angelegt und bezögen Sprache, Geschichte oder Naturwissenschaften ein. Starthilfen für die Bewerbungen erhielten die Schulen im Vorfeld durch den Fachverband für Kunstpädagogik BDK und die Kultusministerien der Länder Thüringen und Niedersachsen.
„Künstlerisch-ästhetisches Lernen hat eine besondere Bedeutung für die individuelle Entwicklung von Kindern und für den Erwerb kultureller Bildung“, begründet Stiftungs-Vorstand Johannes Hauenstein das Engagement. „Oft steht prüfbares kognitives Wissen der Kinder im Vordergrund, und es gibt wenig Möglichkeit im schulischen Alltag, ohne Leistungsdruck kreativ zu sein. Dies betrifft sogar die musischen und sportlichen Fächer.“
Die Teilnahme am Projekt soll dazu beitragen, dieses Manko auszugleichen. Es bietet Kindern eine besondere Chance, sich einmal ohne Notenzwang zu entfalten.
Totempfähle, Musical und Figurentheater Wenig Raum für Kreativität im Schulalltag