Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Die Familie zerbricht

- Marco Alles über Lücken beim Biathlon-Finale in Tjumen

Am Ende eines langen Winters wird richtig gefeiert. Wenn die letzten Rennen absolviert, die großen und die kleinen Kristallku­geln verteilt sind, dann steht bei den Skijägern traditione­ll eine krachende Party an. Mit allen Athleten, Technikern und Funktionär­en. An einem Abend wie diesen entstand vermutlich irgendwann einmal der schöne Begriff der Biathlon-Familie.

Wenn am Sonntag in Tjumen die Saison zu Ende geht, werden etliche Mitglieder bei dem Familientr­effen fehlen. Die US-Amerikaner, Kanadier, Tschechen und Ukrainer bleiben dem Weltcup-Finale ebenso fern wie der schwedisch­e Staffel-Olympiasie­ger Samuelsson oder der Slowene Bauer. Aus Protest am Festhalten des umstritten­en russischen Austragung­sortes.

Diese Konsequenz nötigt Respekt ab. Um ein Zeichen zu setzen, verzichten sie freiwillig auf mögliche Erfolge und Prämien. Fehlende Haltung darf jedoch auch denjenigen nicht vorgeworfe­n werden, die ab heute in Westsibiri­en starten. In erster Linie sind sie Sportler, die ein Recht darauf haben, sich ihre Belohnung für ein hartes Trainingsj­ahr abzuholen.

Die Internatio­nale BiathlonUn­ion allerdings muss sich vorwerfen lassen, die Spaltung der Athleten forciert zu haben. Statt sich im Zuge des russischen Dopingskan­dals klar zu positionie­ren, wählte der Weltverban­d eine jämmerlich­e Hinhalteta­ktik. In der Hoffnung, dass sich alsbald genügend Schnee über das leidige Problem legen wird.

Doch so viele Flocken können selbst in den heftigsten Wintern gar nicht fallen.

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