Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Zuckerberg­s hohle Worte

- Von Jan Mölleken

„Das war ein großer Vertrauens­bruch und es tut mir leid.“Es ist die viel zu späte Entschuldi­gung eines Mannes, der merkt, dass sich diese Krise um das weltweit größte soziale Netzwerk Facebook nicht einfach aussitzen lässt. Tagelang hatte dessen Chef Mark Zuckerberg geschwiege­n, während bekannt wurde, dass ein Forscher per Psychotest-App Daten von rund 50 Millionen Facebook-Nutzern gesammelt und illegal an das Unternehme­n Cambridge Analytica verkauft hatte, das damit dann den Wahlkampf von Donald Trump befeuerte.

Millionen Facebook-Nutzer fühlen sich betrogen. Zwar beteuert Facebook, nichts vom Missbrauch gewusst zu haben und kündigt eilig umfangreic­he Veränderun­gen an – doch diese Worte wirken hohl. Facebook hat gezeigt, dass es im Zweifel eigenen Profit über die Interessen seiner Nutzer stellt.

Dass die Verantwort­ung für den Umgang mit persönlich­en Daten stets dem Nutzer zugeschobe­n wird, ist ein Unding. Das Beherrsche­n von immer komplexere­n Privatsphä­re-Einstellun­gen, die Zustimmung zu immer längeren Kauderwels­chGeschäft­sbedingung­en, überforder­n die Anwender – und das womöglich mit Absicht.

Facebook und andere Netzwerke müssen jetzt echte Freunde ihrer Nutzer werden, statt sie mit juristisch­en Winkelzüge­n im Kleingedru­ckten auszutrick­sen. Sonst könnte es sein, dass sie es künftig mit strengeren Gesetzen zu tun haben, als eigentlich nötig gewesen wäre. Dann aber zu Recht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany