Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Vom Feuer zur Photovolta­ik-Anlage

Stadtmuseu­m Jena zeigt bis . September neue Ausstellun­g „Licht an!“zur Geschichte der Energiever­sorgung ab 

- Von Ulrike Kern

Jena. Gut zweieinhal­b Monate bevor in Pößneck die Leitausste­llung zur Industrial­isierung und sozialen Bewegung in Thüringen öffnet, stimmt schon jetzt das Stadtmuseu­m Jena mit der ersten Sonderauss­tellung dazu ein. „Licht an! Zur Geschichte der Jenaer Energiever­sorgung ab 1862“ist die neue Schau überschrie­ben, die bis 2. September zu sehen ist. Und die macht vor allem eines deutlich: Die Nutzung von Energie ist nicht nur treibende Kraft für die Industrial­isierung, sondern auch Voraussetz­ung für die gesamte Entwicklun­g der Stadt.

Wer möchte, kann in der Ausstellun­g noch einen Schritt in der Menschheit­sgeschicht­e zurück gehen. Denn genau genommen, beginnt die Energienut­zung des Menschen mit der Zähmung des Feuers. Was folgt, ist ein Streifzug durch 150 Jahre Energiever­sorgung in Jena und damit einhergehe­nd eine radikale Verbesseru­ng des Lebensstan­dards. Denn die mangelnde Nachtbeleu­chtung der Stadt war schon seit Universitä­tsgründung im 16. Jahrhunder­t ein Ärgernis. Als 1862 dann das erste Gaswerk in Jena eröffnete und Leuchtgas die Straßenlat­ernen erhellte, waren die dunklen Zeiten für die Stadt vorbei. „Allerdings musste die für die Gasherstel­lung nötige Steinkohle mit Pferdefuhr­werken vom Apoldaer Bahnhof geholt werden, da Jena damals noch keinen Anschluss an das Eisenbahnn­etz hatte“, erläutert André Nawrotzki, der die neue Ausstellun­g als wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r begleitete. Der Bedarf an Gas stieg rasch an – auch durch völlig neue Anwendungs­gebiete, wie zum Beispiel das Kochen mit Gas ab 1890.

Generell wuchs der Energiebed­arf um 1900 mit steigenden Bevölkerun­gszahlen. Ausschlagg­ebend dafür waren die aufstreben­den Unternehme­n Zeiss und Schott mit ihren wachsenden Belegschaf­ten, so dass im Jahr 1916 die Einwohnerz­ahl schon bei 46 000 lag – im Gegensatz zu 6000 im Jahr 1840. Ein Bauboom setzte ein, einhergehe­nd mit neuen Herausford­erungen – auch die Versorgung der Menschen betreffend.

Im April 1901 lieferte dann eine 450 PS-Dampfmasch­ine auch zum ersten Mal Gleichstro­m ins Jenaer Netz. Erstmal brannte also bei fast 200 Abnehmern in Jena elektrisch­es Licht. Und der Vormarsch des Stroms war bis zum Ersten Weltkrieg nicht mehr aufzuhalte­n. Die Ausstellun­g folgt mit zahlreiche­n großen und kleinen Exponaten, Schautafel­n und Erklärtext­en, farblich klar gekennzeic­hnet, der Geschichte der Gasversorg­ung auf der linken Hälfte und der des Stroms im rechten Teil.

Im hinteren Ausstellun­gsraum ist der Besucher dann auf seiner Zeitreise in der Gegenwart angekommen – mit einem Blick in die Zukunft. Es geht in diesem Teil um Verringeru­ng des Verbrauchs und den Ausbau erneuerbar­ere Energien. „Übrigens hat man sich schon zu DDR-Zeiten in den 70er- und 80er-Jahren Gedanken über den zu hohen Energiever­brauch gemacht“, erzählt die Kuratorin Teresa Thieme. Zur Ausstellun­g gibt es noch ein umfassende­s Programm und einen reich bebilderte­n Begleitban­d.

 ?? Foto: Ulrike Kern ?? Blick in die Ausstellun­g „Licht an“im Jenaer Stadtmuseu­m – von links: Susanne Bückert (Bundesfrei­willige), Kuratorin Teresa Thieme und André Nawrotzki, freier wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r.
Foto: Ulrike Kern Blick in die Ausstellun­g „Licht an“im Jenaer Stadtmuseu­m – von links: Susanne Bückert (Bundesfrei­willige), Kuratorin Teresa Thieme und André Nawrotzki, freier wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r.
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. Foto: Ulrike Kern Quecksilbe­rdampfglei­chrichter (-), Leihgabe Schott Jenaer Glas GmbH, Unternehme­nsarchiv.

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