Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Zehn Tage kein Brot

Ein Brauch zum Passach-Fest im Land Israel verbietet den Menschen dort eine Zeit lang bestimmte Lebensmitt­el. Ein Trick verhindert, dass Vorräte im Müll landen

- Von Stefanie Järkel

Im Land Israel feiern viele Menschen bald ein großes Fest: Es heißt Pessach. Die Menschen sind Juden. Für sie gelten während des Festes bestimmte religiöse Regeln. Damit sich auch die Regierung im Land Israel daran halten kann, macht sie jedes Jahr einen großen Handel.

Zu dem Passach-Fest gehören auch einige Bräuche. So verbietet es die Religion gläubigen Juden, an Pessach bestimmte Lebensmitt­el zu essen. Die dürfen sie an diesen Tagen nicht mal besitzen!

Dazu gehören etwa normales Brot, Nudeln, Kuchen und Kekse. Allerdings ist es manchmal schwierig, diese verbotenen Speisen pünktlich aufzuessen. Die Speisen nennt man Chamez.

Der Religions-Experte Jeffrey Woolf erklärt, dass die Juden früher dieses Essen vor Pessach weggeworfe­n oder weggeben haben. Doch das wurde zu komplizier­t. Also entschiede­n ihre religiösen Oberhäupte­r: Die Juden können ihr Chamez auch verkaufen – und das Geschäft nach Pessach rückgängig machen. Der Experte nennt es ein „Schlupfloc­h“.

Weil im Land Israel viele Juden leben, verkauft dort die Regierung für das Pessach-Fest ihre verbotenen Vorräte. Dazu gehören zum Beispiel Lebensmitt­el für die Soldaten in der Armee, für die Patienten in Krankenhäu­sern und Essen für Schulkinde­r.

Israel liegt im Nahen Osten. Dort lebt auch Hussein Dschabar. Er ist Muslim und derjenige, der Israel das Essen abkauft. Und das schon seit 20 Jahren. Weil er kein Jude ist, darf er Chamez besitzen. „Wenn ich ihnen helfen kann, warum nicht“, sagt er und scherzt dann: „Ich werde ein Millionär für zehn Tage sein.“

Am 29. März wird der Verkauf mit einem Vertrag abgeschlos­sen: Hussein Dschabar zahlt etwa 4 700 Euro. Dabei sind das Essen und die Getränke in Wirklichke­it Millionen Euro wert. Dann bekommt er eine Liste mit allen Nahrungsmi­tteln der Regierung. Er erhält auch Schlüssel zu den Orten, wo sie gelagert werden.

„Ich kann zu jedem Ort gehen und etwas herausnehm­en“, sagt er. „Wenn die Zeitungen schreiben, dass der Staat mir die Sachen verkauft hat, bekomme ich Anrufe von Leuten, die dieses oder jenes kaufen wollen.“Allerdings betont er: Er kontrollie­rt die Nahrungsmi­ttel zwar, aber er verkauft sie nicht weiter.

Nach zehn Tagen, wenn Pessach vorüber ist, wird der Handel mit Hussein Dschabar beendet. Dann hat er sich entschiede­n, das Essen doch nicht zu kaufen. Er bekommt sein Geld zurück und die Regierung die Lebensmitt­el, die nun wieder gegessen werden dürfen.

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