Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Zehn Tage kein Brot
Ein Brauch zum Passach-Fest im Land Israel verbietet den Menschen dort eine Zeit lang bestimmte Lebensmittel. Ein Trick verhindert, dass Vorräte im Müll landen
Im Land Israel feiern viele Menschen bald ein großes Fest: Es heißt Pessach. Die Menschen sind Juden. Für sie gelten während des Festes bestimmte religiöse Regeln. Damit sich auch die Regierung im Land Israel daran halten kann, macht sie jedes Jahr einen großen Handel.
Zu dem Passach-Fest gehören auch einige Bräuche. So verbietet es die Religion gläubigen Juden, an Pessach bestimmte Lebensmittel zu essen. Die dürfen sie an diesen Tagen nicht mal besitzen!
Dazu gehören etwa normales Brot, Nudeln, Kuchen und Kekse. Allerdings ist es manchmal schwierig, diese verbotenen Speisen pünktlich aufzuessen. Die Speisen nennt man Chamez.
Der Religions-Experte Jeffrey Woolf erklärt, dass die Juden früher dieses Essen vor Pessach weggeworfen oder weggeben haben. Doch das wurde zu kompliziert. Also entschieden ihre religiösen Oberhäupter: Die Juden können ihr Chamez auch verkaufen – und das Geschäft nach Pessach rückgängig machen. Der Experte nennt es ein „Schlupfloch“.
Weil im Land Israel viele Juden leben, verkauft dort die Regierung für das Pessach-Fest ihre verbotenen Vorräte. Dazu gehören zum Beispiel Lebensmittel für die Soldaten in der Armee, für die Patienten in Krankenhäusern und Essen für Schulkinder.
Israel liegt im Nahen Osten. Dort lebt auch Hussein Dschabar. Er ist Muslim und derjenige, der Israel das Essen abkauft. Und das schon seit 20 Jahren. Weil er kein Jude ist, darf er Chamez besitzen. „Wenn ich ihnen helfen kann, warum nicht“, sagt er und scherzt dann: „Ich werde ein Millionär für zehn Tage sein.“
Am 29. März wird der Verkauf mit einem Vertrag abgeschlossen: Hussein Dschabar zahlt etwa 4 700 Euro. Dabei sind das Essen und die Getränke in Wirklichkeit Millionen Euro wert. Dann bekommt er eine Liste mit allen Nahrungsmitteln der Regierung. Er erhält auch Schlüssel zu den Orten, wo sie gelagert werden.
„Ich kann zu jedem Ort gehen und etwas herausnehmen“, sagt er. „Wenn die Zeitungen schreiben, dass der Staat mir die Sachen verkauft hat, bekomme ich Anrufe von Leuten, die dieses oder jenes kaufen wollen.“Allerdings betont er: Er kontrolliert die Nahrungsmittel zwar, aber er verkauft sie nicht weiter.
Nach zehn Tagen, wenn Pessach vorüber ist, wird der Handel mit Hussein Dschabar beendet. Dann hat er sich entschieden, das Essen doch nicht zu kaufen. Er bekommt sein Geld zurück und die Regierung die Lebensmittel, die nun wieder gegessen werden dürfen.