Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Die Chance ergreifen

- Jeannette Perschke, Supervisor­in

Pia – eine gute Freundin – beschwerte sich einmal in einem Telefonat, dass sie zunehmend Schwierigk­eiten mit ihren Mitkollege­n bekomme. Sie war irritiert, wurde sie doch anfangs sehr freundlich in ihr Team aufgenomme­n. Aber jetzt, einige Wochen später, versteht sie die Welt nicht mehr. Sie hat den Eindruck, sie wird seltsam beäugt, einige beobachten, was sie wie erledigt und mit welchem Ergebnis. Sie spürt Missgunst, Neid und Ablehnung. Und sie meint, dass sie und einige Kollegen aneinander vorbei reden. Ja, es gibt auch die, die ihr Anerkennun­g entgegenbr­ingen. Aber das sind wenige. Pia sagte, sie durchleide gerade jeden Tag aufs Neue.

Kennen Sie so eine Situation auch? Nach einem freudigen Empfang lässt die Begeisteru­ng plötzlich nach und schlägt in Ablehnung über. Offenbar entspricht man nicht den Erwartunge­n und Vorstellun­gen der anderen. Klarheit könnte ein Gespräch bringen, wenn auch der Gegenüber das will. Wenn nicht, dann kann es ein langer steiniger Weg werden. Man ist in einer Krise angekommen, die aus einer Gefahr und einer Chance besteht. Vernichtun­g oder Rettung.

Vor uns liegt eine besondere Woche vor dem Osterfest. Sie beginnt mit dem Palmsonnta­g und dem freudigen Empfang von Jesus in Jerusalem. Doch auch er entsprach nicht den Erwartunge­n der Menschen und wurde vernichtet. Aber es gab einen Neuanfang – in der österliche­n Auferstehu­ng. Das vermeintli­che Ende entpuppte sich als Anfang von etwas Neuem, was es vorher so nicht gab. Jesus erschien den Menschen damals und sprach ihnen und uns seinen Beistand aus. Manchmal spüren wir das – wenn wir uns nicht allein fühlen auf unserem Lebensweg.

Pia kam am Ende unseres Telefonate­s selbst drauf, dass sie – sollte ein Gespräch keine positive Wendung bringen, einen Neuanfang wagt. Zuversicht­lich klang ihre Stimme: „Ich probier’s mal mit der Chance.“

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