Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
FC Carl Zeiss Jena punktet in Rostock
Beim : in Rostock gibt Jo Coppens sein Debüt im Tor des FC Carl Zeiss. Timmy Thiele ist geehrt vom Interesse anderer Timmy Thiele „Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Wenn morgen der FC Bayern anruft, lege ich nicht auf. Aber das wird nicht passie
Rostock. Jo Coppens reckt die Faust in die Höhe: Seht her, an mir ist kein Vorbeikommen. Der Belgier im Tor des FC Carl Zeiss Jena hat die letzte Patrone des FC Hansa Rostock, diesen satten Schuss von Stefan Wannenwetsch in der Nachspielzeit abgefangen, abgewehrt – das 0:0 gesichert. „Dieser Ball war für mich wichtig“, sagt Coppens. „Wenn man als Torhüter so einen Ball halten kann, gibt einem das die Energie, für die man jeden Tag im Training arbeitet“, sagt er.
Zwei Tage vor dem Spiel habe er erfahren, dass er im Tor stehen wird. „Ganz ehrlich“, sagt er, „ich habe mich gefreut“. Es klinge vielleicht etwas „unkollegial“gegenüber Raphael Koczor, doch: „Wenn ich auf der Bank sitze, muss ich den Biss haben, spielen zu wollen“. Wenn er so überhaupt nicht auf dem Feld stehen wollen würde, „dann wäre ich hier falsch“. Er habe die komplette Saison auf diese Gelegenheit gewartet – „Nicht, dass so eine Scheiße mit Rapha passiert, sondern auf meine Chance!“(Coppens) –, nun sei sie gekommen. „Und ich hatte direkt ein gutes Gefühl“, sagt Coppens. Das eine oder andere Mal stockt den Zeiss-Fans dann doch der Atem – immer dann, wenn Coppens von den eigenen Vorderleuten zur Finte ansetzt. „Was soll ich anders machen?“, fragt der Belgier. „Wenn ich den Ball schieße und der Rostocker blockt ihn, bin ich am ...“Sagt‘s und lacht.
Spaß hat auch Timmy Thiele – obschon der Angreifer zunächst nur auf der Bank sitzt. Aus für ihn nachvollziehbaren Gründen, wie er bemerkt. Nach wochenlangem Ausfall hat Thiele erst acht Trainingseinheiten absolviert,
nur vier davon waren bei voller Belastung. „Wir haben heute zu einhundert Prozent fitte Spieler gebraucht, weil klar war, dass wir mehr gegen den Ball arbeiten müssen“, sagt Mark Zimmermann, der Trainer des FC Carl Zeiss Jena. Er habe Thiele hier nicht verheizen wollen eingedenk der anstehenden englischen Wochen. Spiele, in denen er sich weiterhin für höhere Aufgaben empfehlen kann. In 14 Partien hat er achtmal getroffen – was durchaus Aufmerksamkeit erregt hat. Der 1. FC Kaiserslautern und der SC Paderborn sollen ihre Fühler bereits ausgestreckt haben; vereinsintern würde man Thiele wohl für eine halbe Million Euro ziehen lassen – eine Summe bereits in den Gremien diskutiert.
Von all dem will Thiele noch
nichts mitbekommen haben. „Ich habe ja auch Vertrag in Jena. Ich fühle mich hier wohl und alles ist gut“, sagt er trocken, um gleich nachzulegen: „Der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Wenn morgen der FC Bayern München anruft, lege ich nicht auf“. Er hält kurz inne, grinst wie ein Honigkuchenpferd: „Aber: Das wird nicht passieren!“Thiele lacht; und wird
doch noch für einen Moment ernst angesichts des durchaus vorhandenen Interesses anderer Klubs: „Es ist ja nicht negativ, eher auch ein positiver Anreiz für mich, dass die Leistung, die ich bisher gebracht habe, einen Stellenwert hat. Es puscht mich,
ich gebe Gas und dann schauen wir mal.“Dieses Kaisermotto – Schau ‘mer mal! – gilt dabei nicht nur für ihn. Auch für Angreifer Julian Günther-Schmidt, den Mark Zimmermann gern länger behalten, die Ausleihe vom FC Augsburg gern verlängern möchte. Doch der FCC ist nicht Günther-Schmidts einzige Option. „Am Ende ist es seine Entscheidung“. Getroffen ist die
inzwischen bei Stefan Schmidt. Der Jenenser Torwart hat um Auflösung seines Vertrages gebeten. Das Torwarttalent aus der eigenen Akademie kommt nicht zum Zug, will sich anders orientieren. Bis zum Sommer wird er noch für die Reserve spielen –
aus dem Dreikampf ums Jenaer Tor ist ein Zweikampf zwischen Koczor und Coppens geworden.
Ob Koczors Stammplatz nach dessen Sperre nun gänzlich in Gefahr sei, will Zimmermann nicht kommentieren. „Wir werden nach dem Würzburg-Spiel die Situation analysieren“, sagt der Zeiss-Coach, der sich mit seiner Nummer eins bereits wegen dessen vier Gelben Karten ins Benehmen gesetzt hatte. „Er hat sich da auch gut im Griff, hat sich nun zu einer emotionalen Geste hinreißen lassen – nicht gegenüber der ganzen Gästekurve, wie es in der Anklage hieß, sondern gegenüber einer einzelnen Person, die ihn ständig provoziert hat“, sagt Zimmermann. Natürlich dürfe derlei dann trotzdem nicht passieren, deswegen: „Es ist seine Schuld“. Aber mal gar kein Verständnis hat der Jenaer Trainer dafür, dass ein Verein den anderen auf diese Art anzinke: „Dann scheint Erfurt dann doch keine anderen Probleme zu haben, wenn sie so etwas machen können ...“