Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Schwänzen kann teuer werden

Ab elf unentschul­digten Fehltagen droht ein Ordnungsge­ld. Regelschul­en am häufigsten betroffen

- Von Andreas Göbel

Gera. Immer wieder kommt es vor, dass Eltern wegen der Planung einer Urlaubsrei­se ihr Kind kurzerhand für die letzten Schultage vor den Ferien krankmelde­n.

Eine Verletzung der Schulpflic­ht kann unangenehm­e Folgen haben. „Ein unentschul­digtes Fehlen ist kein Kavaliersd­elikt“, sagte der Sprecher des Thüringer Kultusmini­steriums, Frank Schenker. Im Zweifelsfa­ll könne ein Schulleite­r die Vorlage eines ärztlichen Attests verlangen, unerlaubte­s Fernbleibe­n von der Schule könne mit Ordnungsma­ßnahmen oder Geldstrafe­n geahndet werden – in Extremfäll­en ab elf unentschul­digten Fehltagen sogar mit einem Ordnungsge­ld von bis zu 1500 Euro.

Auch die Landeselte­rnvertretu­ng lehnt falsche Krankmeldu­ngen ab: „Grundsätzl­ich haben Eltern immer eine Vorbildfun­ktion. Wer bestehende Gesetze einfach leichtfert­ig übergeht, vermittelt seinem Kind ein Weltbild, das den Einstieg in das Erwachsene­nleben nicht unbedingt einfacher macht“, sagte der Sprecher der Thüringer Landeselte­rnvertretu­ng, Steffen Reiche-Römuß.

Wer sein Kind ohne triftigen Grund krankschre­ibe, nutze das System aus und stelle sich über andere, die diese Pflicht ernst nähmen. Der bessere Weg sei es, das Gespräch mit der Schule zu

1200 Schüler mit langen Fehlzeiten

suchen und eine offizielle Beurlaubun­g beim Schulleite­r zu beantragen.

Ob einem solchen Antrag stattgegeb­en wird, liegt im Ermessen des Schulleite­rs, zudem muss ein begründete­s Interesse vorliegen. Auch notorische Schulschwä­nzer sind in Thüringen immer wieder ein Thema. Aktuellen Zahlen des Kultusmini­steriums zufolge wiesen im Schuljahr 2016/2017 etwa 1200 der insgesamt rund 190 000 Schüler im Freistaat Fehlzeiten von mehr als 21 Tagen auf. Im Vergleich zum Schuljahr 2011/ 2012 ist das ein leichter Anstieg.

Die Ursachen hierfür sind Schenker zufolge sehr komplex. Verstärkte Migration, zunehmende Inklusion und andere soziale Prozesse hätten dazu beigetrage­n.

Zwar sei das Schulschwä­nzen kein Massenphän­omen, Prävention­smaßnahmen seien dennoch sehr wichtig. Neben Publikatio­nen zum Thema für Pädagogen und Eltern haben Schulen auch die Möglichkei­t, spezielle Fördermaßn­ahmen wie Praxisklas­sen oder „individuel­le Abschlussp­hasen“anzubieten, die auch Beratungsl­ehrer und Schulsozia­larbeiter mit einbeziehe­n. „Generell ist bei Schuldista­nz aber eine Bewertung des Einzelfall­s unerlässli­ch, um geeignete Maßnahmen zu treffen“, sagte Schenker.

Dem Kultusmini­sterium zufolge lag der Anteil von Schulschwä­nzern in den Thüringer Regelschul­en mit rund 8 Prozent am höchsten, rund 680 Regelschül­er haben demnach im vergangene­n Jahr an 21 oder mehr Tagen in der Schule gefehlt. Im gymnasiale­n Zweig, den in Thüringen mehr Schüler besuchen, waren es dagegen 22. Die mit Abstand meisten unentschul­digten Fehlzeiten gibt es in den Klassenstu­fen 5 bis 10, große regionale Unterschie­de gibt es bei den langen Fehlzeiten nicht.

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