Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Politik fordert Aufklärung im Facebook-Datenskand­al

Zunehmend beenden Firmen ihre Zusammenar­beit mit dem Netzwerk

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Berlin/London. Bundesjust­izminister­in Katarina Barley sieht im Skandal um den Missbrauch von Facebook-Daten freiheitli­che Grundsätze in Gefahr. „Hier geht es wirklich um eine Bedrohung von Demokratie und Rechtsstaa­tlichkeit“, sagte die SPD-Politikeri­n am Sonntagabe­nd im ZDF. „Facebook ist nicht im rechtsfrei­en Raum, und das müssen wir auch deutlich machen.“An diesem Montag trifft Barley hochrangig­e Vertreter des weltgrößte­n sozialen Netzwerks in Berlin.

Die britische Datenanaly­seFirma Cambridge Analytica war unerlaubt an Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern gekommen, die im USWahlkamp­f zugunsten von Präsident Donald Trump genutzt worden sein sollen.

Barley hält es für realistisc­h, Facebook etwa zur Offenlegun­g seiner Rechenvorg­änge zu bringen. „Grenzen gegenüber der Marktmacht von solchen Unternehme­n dürfen wir nicht akzeptiere­n“, sagte die Ministerin. Der Staat und die EU setzten die Regeln, an die sich Unternehme­n halten müssten.

Facebook-Nutzer müssten mehr Möglichkei­ten bekommen zu erfahren, welche Informatio­nen Facebook über sie sammle und wie diese genutzt würden, sagte die Ministerin. Zudem forderte Barley kleinteili­gere Einverstän­dnis-Erklärunge­n für die Datennutzu­ng, um mehr Kontrolle zu ermögliche­n.

Unterdesse­n bat FacebookCh­ef Mark Zuckerberg in der britischen Presse um Entschuldi­gung für die Datenaffär­e rund um sein Unternehme­n gebeten. Das weltgrößte soziale Netzwerk schaltete am Sonntag in mehreren Zeitungen ganzseitig­e Anzeigen. Darin wiederholt­e Zuckerberg sein Eingeständ­nis, dass es einen Vertrauens­bruch gegeben habe. „Wir haben die Verantwort­ung, Ihre Daten zu schützen“, schrieb der 33-Jährige über den Skandal, der zu massiven Kursverlus­ten der Facebook-Aktie geführt hatte. Seit Bekanntwer­den hat der Konzern mehr als 50 Milliarden Dollar Börsenwert verloren.

Ermittler der britischen Datenschut­zbehörde ICO haben am Freitag die Büros der Londoner Firma durchsucht. Auch Facebook ist im Zusammenha­ng mit dem Datenskand­al ins Visier der Behörden geraten. Ranghohe US-Politiker forderten Zuckerberg am Freitag formell auf, sich vor einem Ausschuss in Washington kritischen Fragen zu stellen.

Unternehme­n wie die Commerzban­k stornierte­n WerbeAnzei­gen auf Facebook, andere Konzerne wie der Elektroaut­oBauer Tesla legten ihre Seiten bei dem Netzwerk still. Im Internet kursierten Boykottauf­rufe. Zuckerberg appelliert­e in den Anzeigen an die Nutzer: „Vielen Dank, dass Sie an diese Gemeinscha­ft glauben. Ich verspreche Ihnen Besserung.“

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Foto: Lam/Reuters Facebook-Chef Mark Zuckerberg.

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