Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Elvis als Drogenagent
Premierenpublikum feiert neue Produktion des Rudolstädter Theaters über den King of Rock‘n‘Roll mit Standing Ovations
Rudolstadt. Nach knapp zwei Stunden Elvis Revival schwingt am Samstagabend mehr als die Hälfte des Premierenpublikums das Tanzbein oder zumindest die Hüfte. Und so gipfelt die eigenwillige Hommage an den King of Rock’n’Roll, die der Berliner Regisseur Jens Schmidl fürs Theater Rudolstadt entwickelt hat, in einem kurzen, ausgelassenen Tanzvergnügen für Schauspieler und Zuschauer.
Schmidl hat die Produktion „Elvis first – Ein Spiel um Kult und Legende“als spaßiges Event konzipiert, das den kompletten Elvis-Mythos auf die Schippe nimmt: den Musiker (1935–1977) samt seiner Marotten einschließlich Größenwahn, aber auch die schreienden Groupies, seine spießigen Gegner, die die guten Sitten in Gefahr sahen, bis hin zum Starkult, der bis heute betrieben wird. Dabei erfährt der Theaterbesucher so einige überraschende Details aus dem Leben des Sängers.
Beispielsweise traf sich Elvis Presley 1970 mit Präsident Richard Nixon, um ihm seine Hilfe beim AntiDrogen-Kampf anzubieten. Den Musiker beunruhigte damals der sorglose Umgang der Hippies mit Drogen. Auch die Bürgerrechtsbewegungen sah er kritisch. Da ihn diese Gruppen seiner Einschätzung nach jedoch nicht als Feind betrachteten, wollte er vor Ort undercover fürs FBI spionieren. Er erhielt sogar eine AgentenMarke.
Elvis’ Bühnenmode war von Karate-Anzügen beeinflusst
Darüber hinaus liebte Elvis Karate. Seine legendären Bühnen-Jumpsuits seien von Karate-Anzügen inspiriert gewesen, lehrt uns das Stück und macht auch vor Elvis’ dunklen Seiten nicht halt: So soll er seine Frau Priscilla einst gewaltsam zur Liebe gezwungen haben, nachdem sie ihm erzählt hatte, dass sie ihn betrogen hat. Und über seinem Bett habe er einen Spionspiegel installieren lassen, um bei seinen ausschweifenden Partys Paare ungestört beobachten zu können.
Storys wie diese bringt Regisseur Schmidl en masse zwischen den Songs. Aber nicht jede Idee zündet. Vor allem die allzu trashigen und gewollt komischen Zwischenspiele verfehlen ihr Ziel. Zudem wirken die im Chor gesprochenen Textpassagen auf die Dauer monoton. Nichtsdestotrotz entwickelt „Elvis first“eine Energie, die das Publikum mitnimmt, ja begeistert.
Es sind vor allem die Gesangsnummern, die langen Zwischenapplaus heraufbeschwören, darunter Klassiker wie „Devil In Disguise“, „Love Me Tender“und „In The Ghetto“. Auch das ein oder andere von Elvis gecoverte Lied erklingt, zum Beispiel „Fever“, „My Way“oder „Blue Suede Shoes“.
Musikalischer Hauptakteur ist Markus Seidensticker. Er singt nicht nur die meisten Lieder, er zelebriert die Songs dem King angemessen,
dass es eine Freude ist, ihm zuzuschauen. Auch Johannes Geißer, Laura Bettinger und Ulrike Gronow sorgen für große Momente, wohingegen so manche Background-ChorEinlage etwas schief gerät.
Doch darüber hört das Publikum großzügig hinweg und dankt am Ende
den acht Schauspielern und drei Musikern um Thomas Voigt mit Standing Ovations.
■ Nächste Vorstellungen im Stadthaus: Dienstag, . März, Uhr; Freitag, . April, . Uhr und Sonntag, . April, Uhr.