Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Wenn Glocken schrillen
Es gibt Sätze von Fußballern, die sollten die Alarmglocken schrillen lassen. „Ich habe noch Vertrag“– oder: „Ich fühle mich hier wohl!“gehören eindeutig dazu. Natürlich weiß Timmy Thiele, dass er mit seinen Toren im Jenaer Trikot Begehrlichkeiten anderer, finanzstärkerer Vereine geweckt hat. Und natürlich stehen die Chancen, dass er auch im kommenden Spieljahr noch an den Kernbergen aufläuft, eher schlecht.
Das liegt aber nicht nur am Wunsch des Angreifers, vielleicht in der Zweiten Liga Fuß zu fassen. Der FC selbst ist nämlich fast gezwungen, das Tafelsilber zu veräußern, um die Lizenz zu sichern. Denn der Kreditrahmen in Belgien ist erschöpft, das Loch im Etat aber riesengroß. Apropos Roland Duchâtelet: Der Verkauf von Charlton Athletic scheint fast abgeschlossen. Die Londoner Zeitung „Independent“schrieb gestern: „In Charlton keimt die Hoffnung, weil sich Duchâtelets ruinöse Herrschaft dem Ende nähert“. Mal schauen, wann in Jena der Silberstreif am Horizont erscheint ...
Dem hier verantwortlichen Geschäftsführer und Duchâtelet-Statthalter Chris Förster fehlen jedenfalls die Rezepte und den Gremien die Kontakte, um dieses vorherrschende strukturell bedingte siebenstellige Minus in den Griff zu kriegen.
In der neuen Saison steigen im übrigen vier Teams ab – müssen dazu noch die besten Akteure verkauft werden, droht das berühmte zweite Jahr tatsächlich das schwierigere zu werden – auch so ein Fußballersatz, der die Alarmglocken klingeln lassen sollte.