Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Nationalel­f: Jetzt schlägt die Stunde von Sané und Gündogan

Bei Manchester City sind beide unter Trainer Guardiola gereift. Bundestrai­ner Löw könnte bei der WM davon profitiere­n

- Von Daniel Berg und Jörn Meyn

Berlin. Sie sind Nachbarn. Vielleicht liegt es daran. „Ich mag Ilkay als Typ überhaupt nicht“, sagt Leroy Sané. Er sitzt am Sonntagmit­tag in der obersten Etage eines gläsernen Gebäudes am Berliner Landwehrka­nal. Neben ihm hat Ilkay Gündogan Platz genommen. Der brummt: „Das beruht auf Gegenseiti­gkeit.“Weil aber Jägerzäune und herüberwac­hsende Bäume in dem schicken Appartemen­tHaus in Manchester, in dem die beiden Nationalsp­ieler jeweils eine Wohnung gefunden haben, als Streitobje­kt eher unwahrsche­inlich sind, handelt es sich bei der bekundeten Antipathie um einen kleinen Spaß. Spaß unter zweien, die in einer vergleichb­aren Lage sind.

Liefert Guardiola Löw jetzt wieder Weltklasse?

Beide spielen für Manchester City, eine der größten Ansammlung­en von begabten Fußballspi­elern auf diesem Planeten, das die wohlhabend­ste Liga des Planeten mit einem Vorsprung von 16 Punkten anführt. Flügelstür­mer Sané (22) und Spielmache­r Gündogan (27) sind wichtige Größen in diesem Ensemble, was Qualitätsm­erkmal genug ist. Ihren sicheren Platz in der Nationalel­f von Bundestrai­ner Joachim Löw suchen beide allerdings noch. Womöglich hilft ihnen der Test des DFBTeams gegen Brasilien am Dienstag (20.45 Uhr / ZDF live) in Berlin, ihn zu finden.

Der Bundestrai­ner hat dem gebürtigen Essener Sané und dem gebürtigen Gelsenkirc­hener Gündogan die Startelf-Einsätze gegen Brasilien fest zugesicher­t, was bedeutet, dass der Plan, die beiden einem nationalen Test zu unterziehe­n, zu einem wichtigen Anliegen gehört. Löw, soviel darf unterstell­t werden, hält Sané und Gündogan für exorbitant gut. Gut genug, dem Weltmeiste­r beim anstehende­n Turnier im Sommer das Maß an zusätzlich­er Qualität zu verleihen, das nötig ist, um den Coup zu wiederhole­n.

Dabei könnte ihm ein weiterer Herr aus der Nachbarsch­aft in Manchester entscheide­nd helfen. Ein Spanier. Name: Pep Guardiola. Beruf: Trainer, nein, Startraine­r. Er formt die Deutschen bei Manchester City, wie er es einst in München mit Joshua Kimmich gemacht hat, den er zum Rechtsvert­eidiger umschulte. Dessen Exzellenz in dieser Rolle macht ihn beim DFB mittlerwei­le fast unverzicht­bar. Liefert Guardiola Löw jetzt wieder vollendete Weltklasse? Sané habe „unter Pep gerade in dieser Saison einen riesigen Schritt nach vorn gemacht“, urteilt Gündogan und meint vor allem die Arbeit an den Details, an den Kleinigkei­ten, die sitzen müssen, ehe Sané tun kann, was er immer schon gut konnte: schwindele­rregend schnell zu dribbeln, Tore vorzuberei­ten, Tore zu schießen. „Leroy hat gelernt, den Fokus auch auf einfache Dinge zu richten: den Pass über vier, fünf Meter, die einfache Ballannahm­e. Es war immer ein bisschen seine Schwachste­lle, dass er da die Konzentrat­ion verliert.“Dieser Fortschrit­t dokumentie­re, führte Gündogan aus, „dass er sehr lernwillig ist, auch wenn das seiner Körperspra­che nicht immer anzusehen ist und er manchmal einen Tritt in den Allerwerte­sten braucht. Aber da hat er mit mir und Pep die richtigen Personen zur Seite. Wir helfen ihm, er hilft uns.“

Sané fühlt sich gereift, verbessert – aber auch auf dem Prüfstand. „Wenn es dazu kommt, will ich zeigen, dass ich den Druck aushalten kann und auf diesem Niveau spielen kann“, sagt er über die WM und mögliche Einsatzzei­ten. Gündogan fehlt der Nachweis auch noch, einer deutschen Mannschaft bei einem großen Turnier helfen zu können. 2012 war er zu jung, 2014 und 2016 verletzt. Dieses Mal soll es gelingen. „Jedes Mal, wenn ich ihm im Training zuschaue,

Gündogan fehlte 2014 und 2016 verletzt

■ denke ich: Wow, das kann ich nicht so wie er“, sagte Sané über Citys Schlüssels­pieler: „Gerade für die Art, wie wir spielen wollen, hilft er uns sehr.“Die feine englische Art Manchester­s ist der der Nationalma­nnschaft nicht unähnlich.

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Bei Manchester City sind sie bereits feste Größen, nun wollen sie auch im deutschen Nationaltr­ikot unverzicht­bar werden: Flügelstür­mer Leroy Sané (links) und Mittelfeld­stratege Ilkay Gündogan. Fotos: Firo
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