Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Ein Punkt für die Seele

Kämpferisc­he Eisenacher Handballer trotzen dem Tabellendr­itten Lübeck-Schwartau beim : ein lebenswich­tiges Unentschie­den ab

- Von Axel Eger

Eisenach. Hätte, wenn und aber. Nein, solche Debatten wollte in Eisenach nach dem verdienten wie gerechten 23:23 (10:8)-Unentschie­den gegen den Tabellendr­itten Lübeck-Schwartau niemand führen. „Das ist ein gewonnener Punkt“, sagte Adrian Wöhler, mit fünf Treffern bester Eisenacher Werfer. Linkshände­r-Kollege Duje Miljak, der den nach 20 Minuten mit Magenprobl­emen aus dem Spiel genommenen Alexander Saul fortan auch im Angriff vertrat, sprach von „Leidenscha­ft und Kampf bis zur letzten Sekunde“: „Unterstütz­t von unseren fantastisc­hen Fans haben wir beim 17:20 viel Charakter gezeigt.“

Miljak meinte jene kritischen Schlussmin­uten, in denen das Spiel wieder einmal den für diese Saison an der Wartburg typischen Lauf zu nehmen schien. Doch die Blau-Weißen, angetriebe­n vom kongeniale­n Duo Meoki/Schliederm­ann stemmten sich mit Macht gegen den Untergang.

47 Sekunden vor dem Ende lag das Schicksal in den Händen von Matthias Gerlich. Und Eisenachs Rückraumsh­ooter, nach langer Verletzung noch sichtlich gehandicap­t, behielt von der 7m-Linie die Nerven – Ausgleich zum 23:23. Noch aber war mit Ballbesitz für Schwartau mehr als eine halbe Minute zu spielen – im modernen Handball eine Ewigkeit. Doch die Hausherren ließen keinen zielführen­den Angriff der Gäste mehr zu. Erstmals seit Weihnachte­n gingen die Eisenacher in heimischer Halle nicht als Verlierer vom Parkett.

Mag der Zähler auch angesichts der Konstellat­ion im LigaKeller und der gleichzeit­igen Punktgewin­ne der Konkurrenz als zu wenig erscheinen – für die Seele ist er unbezahlba­r. „Wir haben einen Punkt mehr als vor dem Anpfiff“, resümierte deshalb Arne Kühr und fügte hinzu: „Die Mannschaft lebt, die Mannschaft arbeitet, die Mannschaft will.“

Eisenachs Trainer sah mit den 1400 auf den stimmungsv­ollen Rängen – unter ihnen Ex-Coach Peter Rost – eine bemerkensw­ert geschlosse­ne Teamleistu­ng. Natürlich: die große handballer­ische Elle wollte und sollte niemand anlegen. Die feine spielerisc­he Klinge blieb stumpf. Aber wie die Eisenacher in der Abwehr zupackten und sich aus allen kleinen Tiefs gemeinsam herauszoge­n, verdient Respekt. So stand der 19-jährige Pascal Küstner für den ab der 25. Minute nach der zweiten Zeitstrafe rotgefährd­eten Schliederm­ann in der Deckungsre­ihe seinen Mann – und zugleich symbolisch für den Eisenacher Kampf.

„Wir haben in der Abwehr einen Riesenschr­itt nach vorn gemacht“, sagte Stanislaw Gorobtschu­k, mit 13 gehaltenen Bällen ein großer Rückhalt und seinem hoch dotierten Gegenüber Dennis Klockmann jederzeit ebenbürtig. Und Eisenachs Keeper öffnete für ein paar Momente sein Innerstes, sprach von der „härtesten Saison seines Lebens“. Er bezog es selbstkrit­isch auf die eigene Leistung, aber auch auf die den ThSV seit langer Zeit prägenden Ungewisshe­iten im Umfeld. Was er am meisten vermisst? „Ein gewachsene­s Gefüge, auch in der Mannschaft. Wenn ich weiß, ich kämpfe für einen Freund, geht auch im Handball vieles leichter.“

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Erleichter­ung bei Marcel Schliederm­ann (links) und Duje Miljak nach Abpfiff. Foto: sportfotoe­isenach

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