Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Wenn sich Laufvögel verlieben
Dann füllen sich die Regale im Brutschrank. Beginnt die Brutzeit auf der Straußenfarm in Hartha, ist der scharfe Start in die Saison für Familie Burkhardt nicht mehr weit.
Hartha. Sie heißen Herkules, Hektor und Hannibal und haben jeweils drei Damen um sich. Seit Anfang März verlieben sie sich neu in sie. Inzwischen sind die ersten Folgen dieser Techtelmechtel in Hartha sichtbar: Eine Etage im modernen Brutschrank auf der Straußenfarm der Familie Burkhardt ist mit befruchteten Eiern belegt. In den nächsten Wochen werden sie in diesem Automat gewärmt, behütet und automatisch gewendet. Ende April sollte der erste Laufvogel-Nachwuchs schlüpfen.
Die Saison auf der Farm läuft von April bis Oktober, der offizielle Startschuss fällt mit dem Hoffest am Muttertag. Aber auch vorher schon sind die Tore geöffnet. Beispielsweise für Reiseunternehmen, die ihre Touristenbusse in der kälteren Jahreszeit gern gen Hartha zur Straußenfarm lenken. Am 1. April wird zum Osterbrunch geladen. Einen Tag zuvor lädt der Verein Altenburger Bauernhöfe an die Lumpziger Bockwindmühle zum Ostermarkt. Auch an diesem Tag öffnen die Burkhardts ihre Straußenfarm. „Wir unterstützen uns hier gegenseitig“, sagt Monika Burkhardt. „Ohne Konkurrenzgedanken.“Dass der Brunch auf der Farm bereits ausgebucht ist, freut sie: „Ein Zeichen dafür, dass es den Leuten bei uns gefällt“, sagt Monika Burkhardt.
Der Betrieb in Hartha ist klar strukturiert in einen in sich geschlossenen Kreislauf von Zucht, Produktion und Direktvermarktung. Vom Strauß könne praktisch alles verwertet werden. Die Palette reicht von Fleisch, Wurst und Eierlikör bis hin zu Seife, die auch für Allergiker geeignet ist. Es gibt Produkte aus Leder, es gibt Schmuck und Dekoration. Auf der Farm gibt es Küken- und Straußengehege, Brutstation, Zuchtgehege, ein Schlachthaus, ein Restaurant mit Hofladen, ein festes, beheizbares Zelt, das etwa 80 Gäste fasst. All das können Gäste bei Führungen in Augenschein nehmen. Denn auch die bieten die Betreiber an.
Den gesamten Farmbetrieb schultern die Burkhardts im Zwei-Mann-Betrieb, stehen Feste an, helfen Freunde und das halbe Dorf. Monika Bertram beispielsweise kümmert sich um den Hofladen und bestimmt zudem, was auf den Tisch kommt im kleinen Restaurant der Farm. Die Speisekarte reicht von Straußen-Filet bis zu Straußeneier-Likör. Probiert sie Rezepte neu, ist ihr Mann der erste Verkoster und, wie Monika Bertram beurteilt, der oberste Kritiker. „Ich esse alles, nur darf es nicht verkocht sein“, sagt er. Sie setzt ausschließlich auf natürliche Zutaten. Sie stellt sich sogar bei größeren Gesellschaften in die Küche und schält jede Kartoffel selbst. „Die Leute schmecken das doch“, ist Monika Burkhardt überzeugt. Und mit ihren Kochkünsten hat sie schon manchen Kontakt angebahnt. Beispielsweise verbrachte der AgroService Ehrenhain eine Betriebsfeier bei den Burkhardts. Man kam ins Gespräch, tauschte Erfahrungen aus, inzwischen liegen die Straußen-Produkte aus Hartha im Verkaufsregal des kleinen Ladens, den die Ehrenhainer betreiben. „Vieles ist Mund-zu-Mund-Propaganda“, urteilt Bertram Burkhardt. Selbstläufer auch für die Straußenfarmer sind solche Spezialmärkte wie der Altenburger Bauernmarkt oder der Kunstmarkt Göpfersdorf.
Bertram Burkhardt steht für den Rest der Farmarbeit. Allein für die Versorgung der Tiere ist er wöchentlich 13 bis 15 Kilometer auf der Farm unterwegs. Die Zucht bedarf seiner besonderen Aufmerksamkeit. Bertram Burkhardt holt beispielsweise die Eier aus den Nestern, durchleuchtet sie nach sieben bis zehn Tagen. 42 Tage lang wird die Entwicklung der Küken im Inneren überwacht. Für jedes Ei gibt es auch einen Ei-Zettel, auf dem alles Wichtige notiert wird.
Seit 2009 besitzen die Burkhardts ihrer Farm. Ist es ihnen je zu viel geworden? „Nein“, sagt Bertram Burkhardt. „So lange wir gesund sind, gibt es doch immer eine Lösung.“
■ Straußenfarm Familie Burkhardt: Hartha 21 in Lumpzig. www.straussenfarm-burkhardt.de