Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Gäste kommen wegen Täubchen auch von außerhalb

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Auma-Weidatal. „Hier geht es zu, wie im Taubenschl­ag“, diese Redensart gebrauchte die Großmutter der Familie Telle aus Staitz einst, als diese mit ihren fünf Kindern beisammen war. Ein treffender Name war gefunden für eine Gaststätte, die im Ortskern von Staitz entstehen sollte und die nun Martin und Birgit Telle seit Dezember 1995 gemeinsam führen.

Das Gasthaus „Zum Taubenschl­ag“verspricht also nicht nur eine familiäre, belebende Atmosphäre, sondern auf den Teller kommen tatsächlic­h Tauben. Einen Experten für diese Delikatess­e auf zwei Beinen hat das Ehepaar mit Tochter Tina Telle, die sich in einem Geflügelzu­chtverein engagiert. So kann man im Taubenschl­ag unter anderen Vogtländer Trommeltau­ben oder Texaner verspeisen. Das zarte Fleisch der verschiede­nen Rassetiere unterschei­de sich aber vom Geschmack her nicht wesentlich voneinande­r, der Unterschie­d liege vor allem im Gewicht, so Martin Telle. Dass alles in der Familie bleibt, zeigt auch, dass neben Birgit Telle als Köchin, die Tochter Tina dort als Restaurant­fachfrau ausgebilde­t werden konnte.

„Unsere fünf Kinder helfen immer mit, wenn mit angepackt werden muss“, sagt die Mutter Birgit. Auch eine dritte Mitarbeite­rin helfe in der Küche aus, wenn die Gaststätte zum Beispiel ihre beliebtes Ritteresse­n im eigenen Saal veranstalt­et, das man ab 15 Personen bestellen kann.

Im mittelalte­rlichen Stil werde das Sieben-Gänge-Menü dann für die Gäste angerichte­t. Nach eigenen Regeln, die sich Martin Telle für das mittelalte­rliche Essen mit Fingern überlegt hat, müssen die Hungrigen dann mitspielen. Und so ist mit den Händen zulangen und nach Herzenslus­t reinhauen Pflicht bei Telles, da gebe es keine vornehmen Sonderwüns­che, wie Messer und Gabel: „Das gibt‘s nicht beim Ritteresse­n!“Hält man sich nicht an die Regeln, wie zum Beispiel die weibliche und männliche Anrede mit „Edle“und „Ritter“plus Vornamen, müsse man 50 Heller, also 50 Cent in die Tafelkasse zahlen.

Wie im Taubenschl­ag geht es spätestens dann zu, wenn das eigenes von Martin Telle geschriebe­ne „Trunkenlie­d“angestimmt wird, laut dem man bis „zum Rausche“trinken darf. Hier gehe es ihm darum, dass gemeinsam gesungen und getrunken wird, so der Gastronom: „Der Liedtext hängt zum Mitsingen aus und dann singen alle gemeinsam.“Bei verdunkelt­em Saal und aufgestell­ten Petroleuml­ampen bekommen die mit Schürze ausgestatt­eten „Edelleute“im Taubenschl­ag neben klassische­n Schweinsbr­aten an rohem und gegartem Weißkraut auch Honigmet als Aperitif oder Bratäpfel in Weinsoße.

Die Rot- und Weißweine bekommt der Gastwirt nicht nur aus dem thüringisc­hen SaaleUnstr­ut-Kreis von Winzern, sondern auch aus dem Weinanbaug­ebiet an der berühmten Deutschen Weinstraße in RheinlandP­falz, in das die Telles 1989 auswandert­en, um sich zu verwirklic­hen. Zur Gastronomi­e sind der gelernte Landmaschi­nenschloss­er und die ehemalige Agraringen­ieurin für Tierzucht auch dort gekommen, sammelte durch einen Bekannten erste Erfahrunge­n, um dann 1994 aus familiären Gründen wieder zurück in die Staitzer Heimat zu gehen.

Und so ist ein Stück pfälzische Tradition im Taubenschl­ag geblieben, das schon vorher Wirtshaus und bis zur Wiedervere­inigung Werks- und Betriebskü­che der LPG sowie Schlachtho­f war. So haben die Telles auch traditione­llen Elsässer Flammkuche­n im Angebot, der im selbstgeba­uten Steinofen auf der Terrasse für Gruppen ab acht Personen vorbestell­t werden kann. Ebenso kann man auf deren Hof in Ferienwohn­ungen übernachte­n oder sich mit anderen auf der Kegelbahn messen.

Doch auch überregion­al ist der Taubenschl­ag bekannt: Beispielsw­eise druckte die Leipziger Volkszeitu­ng einen Bericht über die gastliche Stätte und 2011 hat der bereits verstorben­e Moderator und Sänger Achim Mentzel für eine MDR-Fernsehsen­dung mit dem Ehepaar Telle gekocht. Für den Hirschbrat­en; 1 Kilogramm Hirschkeul­e 1 Stück Speck 3 Zwiebeln 2 Knoblauchz­ehen 2 Möhren Rotwein Zimt Pflaumenmu­s Preiselbee­ren Sahne Für die Marinade: 3 Pimentkörn­er 2 Lorbeerblä­tter Salz Pfeffer Rosmarin Koriander ein paar Esslöffel Öl Die Zutaten für die Marinade zerstoßen und vermengen. Die Hirschkeul­e damit einreiben und 24 Stunden zugedeckt ziehen lassen. Danach wird die Hirschkeul­e zunächst zusammen mit dem Stück Speck, den drei Zwiebeln, den zwei Knoblauchz­ehen und den zwei Möhren kräftig angebraten und mit Wein und Wasser abgelöscht und aufgekocht. Anschließe­nd kommt die Hirschkeul­e bei 175 Grad für circa anderthalb bis zwei Stunden in den Ofen zum Garen. Am Ende wird alles mit Zimtpulver und Pflaumenmu­s abgeschmec­kt. Angerichte­t wird der Braten dann mit Preiselbee­ren und Sahne. Dazu werden Thüringer Klöße und Rotkraut gereicht.

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Nachdem sich das Ehepaar Martin und Birgit Telle nach der Wende an der pfälzische­n Weinstraße verwirklic­hen wollte, bauten sie  den Gasthof „Zum Taubenschl­ag“auf. Fotos (): Janine Friedrich
 ??  ?? Martin und Birgit Telle am Kachelofen in einem von drei Speiseräum­en im Taubenschl­ag.
Martin und Birgit Telle am Kachelofen in einem von drei Speiseräum­en im Taubenschl­ag.
 ??  ?? Da Köchin Birgt Telle uns keines ihrer Taubengeri­chte verraten wollte, gab es Hirschbrat­en auf den Tisch.
Da Köchin Birgt Telle uns keines ihrer Taubengeri­chte verraten wollte, gab es Hirschbrat­en auf den Tisch.
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