Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Dokumente für Führerschein-Sünder gefälscht
Ein Psychologe aus Gera soll in den Fall verwickelt sein
Bautzen. Ein gerichtsbekannter Geraer Psychologe hat auch in Sachsen Ärger mit der Justiz: Gestern sollte vor dem Amtsgericht Bautzen ein Prozess gegen den 60-Jährigen stattfinden, weil er falsche Nachweise für Führerscheinsünder ausgestellt haben soll. Jedoch ließ er sich entschuldigen, weil er in einer Klinik behandelt wird.
Dafür legte ein Mitangeklagter ein Geständnis ab. Dem Straßenbauer war der Geraer Psychologe empfohlen worden, weil er Hilfe brauchte, den Führerschein wiederzuerlangen. Wer eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung ablegen muss, weil er den Führerschein wegen Alkohol- oder Drogenkonsums verloren hat, muss mehrere Dokumente vorlegen: Bescheinigungen über monatelange Therapien, Urin-Screening oder Abstinenztests – das ist die Voraussetzung um nachzuweisen, dass der Betroffene wieder für den Straßenverkehr geeignet ist.
Der Geraer Psychologe habe ihm für 1400 Euro die Dokumente ausgestellt. „Das waren aber schlechte Kopien“, berichtete der Straßenbauer. „Das kann ich am Computer besser“, habe er vorgeschlagen. Daraufhin sei er mit dem Psychologen eine Partnerschaft eingegangen, habe Papiere für mindestens 20 Patienten des Geraers erstellt und 500 Euro je Fall kassiert. Die Kunden erlangten mit dieser Hilfe den Führerschein wieder, müssen nun aber mit der Einziehung rechnen. Aufgefallen war die Fälscherwerkstatt, nachdem der Straßenbauer mit Drogen erwischt worden war. Er will die Geldstrafe von 250 Tagessätzen zu 35 Euro akzeptieren.
Auf den Geraer Psychologen wartet der Prozess nach der kurzfristigen Entschuldigung noch. Auch am Amtsgericht Gera steht ein Urteil aus. Hier war er im Herbst vergangenen Jahres angeklagt, weil er laut Anklageschrift eine Frau während der Therapie mehrfach auf seinen Schoss gezogen, sie gestreichelt und Sex angekündigt haben soll. Einer anderen Patientin soll er seine Liebe gestanden haben. Als sie flüchten wollte, habe er sie daran gehindert. Bei beiden Taten soll der Mann angetrunken gewesen sein. Der Psychologe war auch angeklagt, weil er mit zu viel Alkohol im Blut am Steuer saß. Die Polizei erwischte ihn an einem Wochentag um 9.45 Uhr. Die Blutentnahme ergab einen Wert von 2,98 Promille. Den Prozess musste das Amtsgericht Gera aussetzen, weil der Angeklagte in die Klinik eingewiesen worden war. (tz)