Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Vor Jahren erster Auftritt nach dem Zweiten Weltkrieg
Lumpzig. Der Spielmannszug von Lumpzig feiert genau am 1. Mai ein bemerkenswertes Jubiläum. Genau vor 70 Jahren, am 1. Mai 1947, erfolgte der erster öffentliche Auftritt des Spielmannszuges im Kirchspiel Lumpzig. Das war für den Pressewart des SV Osterland Lumpzig, Reinhard Etzold, Anlass, in der Chronik des Spielmannszugs zu blättern. Zum Maiumzug in Großbraunshain wurde wieder getrommelt und gepfiffen und das zum ersten Mal nach dem verheerenden Ende des Zweiten Weltkrieges, ist darin zu lesen.
„Im Sommer 1946 organisierten Gerhard Leisering und Gerhard Schmidt ein klärendes Gespräch mit dem Genossen Heinz Starke von der KPD über die Auftrittsmöglichkeit der Spielleute zu Veranstaltungen. Genosse Heinz Starke fuhr nach Altenburg zum sowjetischen Stadtkommandanten, der auch zuständig für den Kreis Altenburg war, und bekam die Genehmigung zum Auftritt für den 1. Mai 1947 und weitere Einsätze der Spielleute danach.“So musizierte der Spielmannszug mit dem kleinen Häufchen, aber ohne Tambour Hermann Etzold, seit 1936 ihr Stabführer, der erst 1947 aus amerikanischer Gefangenschaft in seine Heimat nach Braunshain zurückkehrte.
Der übergroße Anteil des Zuges setzte sich aus Mitgliedern des ehemaligen Spielmannszuges der Hitlerjugend (HJ), den Lehrer Walter Hiller an der Grundschule in Großbraunshain aufgestellt hatte und der von 1936 bis 1942 existierte, zusammen. Zehn Spielleute des HJ-Spielmannszuges kehrten nicht mehr in ihre Heimatdörfer zurück. Sie starben auf den Schlachtfeldern dieses sinnlosen Völkermordens für „Deutschlands Ehre“. Dies waren: Werner Reichardt, Rudolf Bauer aus Lumpzig, Werner Alfred Bauer, Helmut Kröber, Gerhard Dietzmann aus Kleintauscha, Heinrich Ditscher, Günther Sparbrod aus Großbraunshain, Karl-Heinz Bauer aus Großbraunshain, Karl Rauschenbach aus Braunshain und Heinrich Karl Opitz aus Hartha, ist in der Chronik zu lesen.
Seit jenem 1. Mai 1947 waren die Lumpziger Spielleute bis 1990 jedes Jahr zu den Maiumzügen an der Spitze der Marschblocks im gesamten Kreisgebiet und darüber hinaus seit den Morgenstunden unterwegs. Diese Tradition gibt es heute nicht mehr. Jedoch führen sie in Lumpzig am 30. April den Fackelumzug in Lumpzig wieder an. Gegen 19.30 Uhr führt der Turnerspielmannszug den Fackelblock durchs Dorf.
Bereits im Sommer des Jahres 1880 hatte Oberlehrer Christian Karl Eduard Dettelbach an der Schule zu Großbraunshain einen Kinderspielmannszug gegründet. 1883 wurde in der Gastwirtschaft von Edwin Lorenz der Turnverein Gut Heil Großbraunshain gegründet. Dazu zählte auch der Spielmannszug. Er rekrutierte sich aus den Abgängern des Kinderspielmannszuges an der Großbraunshainer Schule, die als Osterjungen eine Lehre begannen oder bei einem Bauern der Umgebung als „Kleinenke“untergekommen waren.