Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Mal die Bestnote „vorzüglich“
Gerhard Schröter ist Taubenzüchter aus Leidenschaft. Jahre ist er Mitglied im Rassegeflügelzuchtverein Wildetaube e.V.
Teichwitz. Für den Teichwitzer Gerhard Schröter war der 3. Februar 1957 so etwas wie ein Schicksalstag. Zumindest, was seine Ambitionen als leidenschaftlichen Rassetaubenzüchter betrifft. Mit seinem Fahrrad machte er sich an diesem Tag auf den Weg in Richtung Neuschenke, um von dem Züchter Horst Oettler eine Coburger-LercheTaube zu kaufen. Unerwartet begegneten sich beide auf halbem Weg und Oettler schlug dem damals 25- Jährigen vor, ihm zu folgen und an der sogleich stattfindenden Versammlung der Rassegeflügelzüchter teilzunehmen. Noch am gleichen Tag wurde Gerhard Schröter als Mitglied des Rassegeflügelzuchtvereins Wildetaube aufgenommen. Seine Taube erhielt er natürlich auch. Dieses für ihn heute noch unvergessene Erlebnis sollte zur Initialzündung für eine Jahrzehnte lang währende züchterische Erfolgsgeschichte werden.
Der gebürtige Teichwitzer, der mit seiner Frau Gisela im modern hergerichteten Hof seiner Vorfahren mit weiteren Familienangehörigen wohnt, ist eher ein bescheidener Mann.
Während eines Rundganges mit Besichtigung seines Taubenschlages samt Voliere im Garten des Anwesens, wo 18 Paare seiner wertvollen Taubenrasse Coburger Lerchen munter gurren, führte der Weg zu einem in der Nähe stehenden Holzhäuschen, das er Trophäenhütte nennt.
Etwas zögerlich öffnete er die Tür zu seiner umfangreichen Trophäensammlung. Gezählt hat er sie noch nicht. „Es könnten vielleicht 200 sein, die früher in unserem Wohnzimmer ihren Platz fanden, der bald nicht mehr ausreichte. Es wurden immer mehr, bis wir uns entschlossen hatten, sie hier unterzubringen“, erklärte seine Frau nicht ganz ohne Stolz auf die Leistungen ihres Mannes.
90 Mal erhielten seine Tauben im Rahmen von Ausstellungen die Bestnote „Vorzüglich“. Ein Pokal erinnert den Züchter an seinen wohl größten Erfolg, als er im Jahr 1999 mit einer Taube der Rasse Cauchois, die er eine Zeit lang neben seiner Hauptrasse, der Coburger Lerche Silber mit Binden, züchtete, in Frankreich Europa-Champion wurde.
„Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Eigentlich wollte ich dort überhaupt keine Taube ausstellen. Zuchtfreunde aus Großenstein, die eine Fahrt zu di eser Ausstellung nach Frankreich organisiert hatten, luden meine Frau und mich dazu ein. Daraufhin beschloss ich, doch noch zwei Tauben mitzunehmen“, erinnert er sich gern zurück. Dass ausgerechnet eine seiner beiden Tauben unter insgesamt 2200 ausgestellten Tieren der gleichen Rasse zum Sieger gekürt wurde, war nicht nur für ihn eine riesige Überraschung. „Während sich viele Zuchtfreunde aus Ostdeutschland mit mir über diesen Erfolg freuten und gratulierten, haben mich westdeutsche Züchter nicht mal mehr angesehen. Sie kamen überhaupt nicht damit zurecht, dass ausgerechnet einer aus dem Osten EuropaChampion wurde. Auf der Rückreise hatten wir im Bus viel Spaß“, weiß er noch ganz genau. Zu dieser Zeit bevölkerten etwa 14 Paare der Rasse Coburger Lerchen und sechs Paare der Rasse Cauchois seinen Taubenschlag. Bereits sein Großvater beschäftigte sich mit der Taubenzucht,
hielt ebenfalls Coburger Lerchen, war aber in keinem Verein organisiert. Schließlich sind die Coburger Lerchen eine der ältesten deutschen Taubenrassen.
Namensgebend war die oberfränkische Stadt Coburg „Auf jedem Bauernhof waren früher Tauben verschiedener Rassen zuhause“, erklärte Gerhard Schröter, der gemeinsam mit seiner Frau auch zu LPG- Zeiten die Kühe im Stall ihres Anwesens betreute.
Das war natürlich günstig, konnte er doch ständig seine Tauben im Auge behalten. Heute hat er aus Altersgründen den Taubenbestand reduziert. Seine züchterische Leidenschaft hat er aber nie aufgegeben.
Morgens, gleich nach dem Frühstück, führt ihn der Weg zu seinen Tauben, die bereits auf Futter warten.
Neben der Taubenhaltung engagiert sich der Züchter bis heute in seinem Verein und wurde dafür bereits mehrmals ausgezeichnet. Ganz gleich, ob als einstiges Vorstandsmitglied und Schriftführer des Wildetaubener RGZV sowie des Sondervereins der Coburger Lerchen Züchter – zu jeder Zeit stand er seinen Mann, insbesondere auch dann, wenn es darum ging, die Ausstellungen seines Vereins und der von diesem veranstalteten Kreisschauen mit vorzubereiten. Den Jungzüchtern des Vereins steht er mit Rat und Tat zur Seite.