Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Torhüter Pollersbeck der Elfmeter-Held
Tychy. Das Erfolgsrezept steckte im Stutzen. „Ich habe meinen kleinen Spickzettel gehabt“, sagte Elfmeter-Killer Julian Pollersbeck grinsend und zeigte auf sein linkes Bein. Bestens vorbereitet hatte der Torhüter des 1. FC Kaiserslautern beim 4:3 der deutschen Jungstars im Elfmeterschießen gegen England zwei Schüsse pariert und sein Team so ins Finale der U21-EM in Polen geführt.
Als der 22-Jährige den letzten Elfmeter von Nathan Redmond pariert hatte, gab es für seine Mannschaftskollegen kein Halten mehr. Alle stürmten auf den einzigen Zweitligaspieler auf dem Platz zu und herzten den Matchwinner.
„Ich habe einfach nicht nachgedacht, wie fast immer“, sagte Pollersbeck in der ARD. Vor dem Halbfinale hatte er noch zugegeben, dass er zuletzt bei einem Jugendturnier in der Halle ein Elfmeterschießen erlebt hatte. „Ich finde so was geil. Deswegen spielen wir Fußball, deswegen lieben wir Fußball“, jubelte er.
Weil der Wolfsburger Maximilian Arnold, der Neu-Dortmunder Maximilian Philipp, der Schalker Max Meyer und der Hoffenheimer Nadiem Amiri vom Punkt trafen, lebt der Traum vom Titel weiter. Das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz trifft am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) im Endspiel auf Spanien. Nach 120 Minuten hatte es 2:2 (2:2, 1:1) gestanden.
„Wir wollten, dass die Leute zu Hause stolz auf uns sind, das hat die Mannschaft weltklasse gemacht“, sagte Kuntz, der nach dem Elfmeter-Krimi Pollersbeck lange und innig umarmte.
Der englische Nachwuchs hatte im Gegensatz zum DFBTeam Elfmeterschießen trainiert. „Die Geschichte zeigt, dass Deutschland das nicht muss. Wir aber schon“, hatte Trainer Adrian Boothroyd erklärt. Es half dennoch nichts. „Immer das Gleiche“, twitterte Englands Legende Gary Lineker.
Erst zum dritten Mal steht ein DFB-Team im EM-Finale. Den bislang einzigen Titel hatte vor acht Jahren die „Klasse von 2009“mit sechs späteren Weltmeistern geholt.
In der regulären Spielzeit hatten der künftige Berliner Davie Selke (35.) und der kurz zuvor eingewechselte Schalker Debütant Felix Platte (70.) für die am Ende überlegene deutsche Mannschaft getroffen.
Demarai Gray (41.) und Tammy Abraham (50.) hatten England zwischenzeitlich mit 2:1 in Führung gebracht. In der Verlängerung war die deutsche Mannschaft drückend überlegen, vergab aber selbst allerbeste Chancen.
Zu Beginn hatten die Briten mächtig aufs Tempo gedrückt, die deutsche Defensive wirkte etwas verunsichert, aber dann bekam sie die Partie immer besser in den Griff. (dpa) Düsseldorf. Der Grand Départ, was übersetzt der große Start heißt, ist der Auftakt der 104. Tour de France am Wochenende in Düsseldorf. Schon 1965 in Köln, 1980 in Frankfurt und 1987 in Berlin wurden die besten Radprofis der Welt aus Deutschland auf die Tour der Leiden geschickt. Wir blicken zurück auf die drei Stationen.
1965 in Köln: Die Kölner machten das, was sie am besten können: die Feste feiern, wie sie fallen. Vor dem Kölner Dom versammelten sich die besten Radprofis der Welt, um von Joseph Kardinal Frings vor dem Rennen mit 22 Etappen über 4177 Kilometer noch mit einem Segen gestärkt zu werden.
1980 in Frankfurt: Der 7,6 Kilometer lange Prolog in der Frankfurter Innenstadt sollte die große Show des Didi Thurau werden. Er wurde aber nur Fünfter. Dann fiel der blonde Engel, gab auf und musste stattdessen gegen Doping-Verdächtigungen kämpfen.
1987 in Berlin: Drei Millionen Mark berappte der Berliner Senat anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt für den Tour-Start. Aber die Marketing-Aktion entwickelte sich zu einem Kalten Krieg auf Rädern. Jenseits der Mauer explodierte in der noch geteilten Stadt DDR-Sportchef Manfred Ewald und sprach von „Versuchen gewisser reaktionärer westlicher Kreise, durch große Manifestationen in West-Berlin den Wert der 750-Jahr-Feier in Berlin als Hauptstadt der DDR herabzumindern“. Der Wunsch der Tour-Organisatoren, eine Etappe durch die DDR zu führen, wurde vom SED-Sekretär Egon Krenz abgelehnt. Den Prolog gewann der Holländer Jelle Nijdam. (thole)