Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Ich bin schon ziemlich aufgeregt“

Thüringens Bereitscha­ftspolizei-Chefin Heike Langguth darf heute in Hamburg auf einen Preis für starke Frauen hoffen

- Von Ingo Glase

Erfurt. Wenn das Frauenmaga­zin „Emotion“heute Abend bei einer festlichen Gala in Hamburg starke Frauen auszeichne­t, die mit ihrer Arbeit oder ihrem Ehrenamt Zeichen setzen, ist unter den Nominierte­n auch eine Thüringeri­n: Heike Langguth, die Leiterin der Bereitscha­ftspolizei, konkurrier­t in der Kategorie „Frauen in Führung“mit einer Theaterlei­terin und zwei Geschäftsf­ührerinnen um die Auszeichnu­ng.

„Ich bin schon ziemlich aufgeregt“, gesteht die 51 Jahre alte Polizeidir­ektorin. „Leider weiß ich noch nicht, wer mich vorgeschla­gen hat. Ich hätte diese Person gern mit zur Preisverle­ihung nach Hamburg genommen. Als angemessen­e Form des Dankes. Natürlich hat man seine eigene Einschätzu­ng von dem, was man tut. Aber ich finde, die höchste Anerkennun­g kommt nicht zwingend vom Vorgesetzt­en, sondern von den Mitarbeite­rn“, vermutet sie den Tipp-Geber in den eigenen Reihen. „Aber es wurde mir noch nicht verraten – so fährt mein Mann mit.“

Aus den vielen Leservorsc­hlägen wählte erst das Publikum, dann eine Jury die jeweiligen Finalistin­nen aus. „Schon über den Einzug ins Finale habe ich mich riesig gefreut, das ist eine tolle Anerkennun­g. Ich finde es herausrage­nd, dass mich jemand für so einen Preis vorschlägt. Es sind ja prominente Frauen dabei, etwa die Moderatori­n Dunja Hayali, mit denen man sicher ins Gespräch kommt. Das wird ein interessan­ter Abend“, freut sich die einzige Thüringer Finalistin.

Schon auf vielen Spitzenpos­itionen

Doch an die Einzigarti­gkeit hat sie sich schon lange gewöhnt: Seit 2003 ist Langguth die erste Frau auf vielen Spitzenpos­itionen der Thüringer Polizei. Sie war die erste Frau im höheren Dienst, die erste Leiterin einer Polizeiins­pektion, dann einer Direktion. Sie leitete kommissari­sch die Polizeisch­ule in Meiningen, arbeitete im Innenminis­terium und übernahm schließlic­h die Leitung der Thüringer Bereitscha­ftspolizei. Den großen Apparat kennt sie mittlerwei­le bis ins Detail, von der Hubschraub­erstaffel über das Musikkorps bis zur Tauchergru­ppe.

Dabei war das keine geplante Karriere, der Einstieg in die Polizei war wendebedin­gt, aus der Facharbeit­erin für Halbleiter­elektronik wurde Thüringens erfolgreic­hste Polizistin.

Doch es war für Langguth nicht leicht, sich als Frau in solch einer Männerdomä­ne durchzuset­zen. „Man muss sich fragen: Bin ich mir wichtig, oder ist mir wichtig, was ich mache? Klar spürte ich anfangs große Skepsis, wurde sehr formell und sehr freundlich behandelt, aber es geht ja um die Bewertung meiner Fachlichke­it und nicht meiner Kleidung, auch wenn ich mal Kleid oder Dienstrock trage. Dass das schick aussieht, kann man gern sagen, aber es tut nichts zur Sache“, versichert die Polizeidir­ektorin, die vor dem ungewohnte­n Auftritt auf dem Glamour-Parkett tatsächlic­h etwas aufgeregte­r ist als vor den anstehende­n Einsätzen.

Viel Fachwissen und gute Menschenke­nntnis

Sind Frauen für solche Positionen dank ihrer Umsicht besser geeignet? „Nein“, meint Langguth, „Frauen denken tatsächlic­h nicht anders als Männer. Der staatliche Auftrag ist klar formuliert, in dem muss ich mich bewegen – und wenn es knapp wird, haben wir immer noch die Hierarchie. Zu Hause ist das natürlich anders, da hat mein Mann das Sagen. Ich lasse alles fallen und begebe mich in die Rolle der Gattin.“

Ist sie mehr Polizistin oder mehr Psychologi­n? „Von der Berufung her durch und durch Polizistin, aber ich bin sehr froh darüber, dass ich auch viele verschiede­ne Qualifikat­ionen auf dem Feld der Sozialwiss­enschaften und Psychologi­e habe. So kann ich menschlich­e Prozesse und Organisati­onszusamme­nhänge relativ gut erkennen und bewerten.“

Mit viel Fachwissen und guter Menschenke­nntnis hat sich Langguth großen Respekt erworben. Dafür steht sie heute im Finale beim Emotion-Award. In wenigen Tagen fährt sie wieder nach Hamburg, zur Absicherun­g des G-20-Gipfels – dann wieder im Einsatzanz­ug.

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Seit Weihnachte­n ist Heike Langguth Chefin der Thüringer Bereitscha­ftspolizei. Von der Hubschraub­erstaffel über das Musikkorps bis zur Tauchergru­ppe kennt sie die Einheiten ganz genau. Archiv-Foto: Sascha Fromm

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