Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Jetzt wird frische Milch gezapft
Rund Euro hat der Landwirtschaftsbetrieb Gruschwitz aus Gottesgrün investiert
Gottesgrün. „Jetzt haben wir im Ort immer frische, gesunde Milch und können beim Kauf den Bauern direkt unterstützen“, freuten sich gestern Maria und Gerhard Rohleder über die frisch eröffnete Milchtankstelle in Gottesgrün. Schon seit der Landwirtschaftsbetrieb von Anett und Matthias Gruschwitz im vergangenen Jahr zu seinem Hoffest zum 25-jährigen Betriebsbestehen die naturbelassene Milch zur Probe anbot, war die Resonanz gut, erklärte der Landwirt. Mit der Milchtankstelle habe er nun auf die anhaltende Nachfrage – auch ohne Fördermittel – reagiert.
Von 6.30 Uhr bis 22 Uhr können sich Verbraucher ihre Milch selbst aus dem Automaten abfüllen. Nur abkochen sollte man die Milch vor dem Verzehr, um auf jeden Fall ein sicheres Produkt zu haben. „Die Milch ist so naturbelassen, wie sie aus dem Euter herauskommt“, sagt Matthias Gruschwitz mit Blick auf seine derzeit 100 Milchkühe, die mittlerweile voll automatisch gemolken werden.
Dennoch, ein Stück Tradition bewahrt der Landwirt auf dem Hofgelände, das bereits 1935 von seinem Großvater erworben und fortan bewirtschaftet wurde. So finden sich über 100 Jahre alte Fliesen, die einst die Küche seiner Eltern zierten, in der modernen Milchtankstelle wieder.
Rund 12 000 Euro hat Gruschwitz in die Anlage mit einem Fassungsvermögen von 100 Litern Milch und das Häuschen, in dem auch Flaschen zum Abfüllen erworben werden können, investiert. „Die Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln ist in den vergangenen Jahren gestiegen, die Leute gehen viel bewusster mit Nahrungsmitteln um“, betont Matthias Gruschwitz, gibt aber zugleich zu bedenken, dass viele Kinder sich kaum mehr mit Landwirtschaft auskennen würden. „Viele Kinder, selbst die, die auf dem Dorf leben, kennen den Kuhstall und den Melkprozess nicht mehr – da gibt es keine lila Kühe“, scherzt der Landwirt. Daher öffnet er seine Anlagen für Schulklassen oder Kindergartengruppen, aber auch beim Milchkauf kann man selbst einen Blick in den Stall werfen. So will Gruschwitz dem negativen Image der Landwirtschaft, rund um vermeintlich schlechte Tierhaltung und Umweltbelastungen, entgegentreten, indem sich die Besucher selbst ein Bild machen können. „Ich bin froh und stolz, dass jemand hier so etwas Innovatives hergezaubert hat. Die, die Landwirtschaft betreiben, sind 365 Tage im Jahr da, damit andere sich hier Milch zapfen können“, lobte auch Ortsteilbürgermeister Michael Täubert (CDU), der sich mit einem Hinweisschild auf die Milchtankstelle bedankte.
Erreicht hat Gruschwitz auch die Schüler der Freien Regelschule Reudnitz. Sascha Ambrecht und Paul Jäschke haben sich ihm Rahmen der Seminarfacharbeit der neunten Klasse mit Tierhaltung und Pflanzenwirtschaft zu DDR-Zeiten und heute beschäftigt und dafür mit Landwirten in Gottesgrün gesprochen. Neben dem theoretischen Teil entstand so auch ein Modell der Biogasanlage des Gruschwitzschen Hofes. „Wir wollten sie so detailgetreu wie möglich nachbauen. Die größte Herausforderung war dabei die Kuppel und dafür den richtigen Baustoff zu finden“, erinnert sich Sascha Ambrecht an die Lösung mit Syrodor. Begeistert von dem Projekt, will der 15-Jährige dieses im nächsten Schuljahr noch durch das Thema Tierschutz ergänzen. Projektbetreuerin Martina Linke ist von der Leistung der 15-Jährigen beeindruckt: „Die Arbeit war sehr detailliert, man merkt richtig, dass Herzblut darin steckt, und genau darum sollte es gehen.“