Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Die Rückkehr der Sieben

Dem FC Carl Zeiss gelingt ein spektakulä­rer Coup: Ex-Bundesliga-Star Sabrina Schmutzler künftig im FCC-Dress

- Von Michael Ulbrich

Jena. Wann, so fragt es FCC-Präsident Klaus Berka, holt man schon einen ehemaligen Zweitliga-Torschütze­nkönig, der in 169 Erst- und Zweitligas­pielen 79 Mal das Tor traf? Der Vereinsche­f schmunzelt und dreht das vorbereite­te Trikot um: „Die Nummer 7 haben wir natürlich sofort reserviert“, sagt er – und überreicht den Dress an Sabrina Schmutzler. Die grient wie ein Honigkuche­npferd. Die Damen des FCC sind künftig ihre sportliche Heimat.

Vor zwei Jahren hingen ihre Töppen schon am Nagel. Die kleine Mayla war auf dem Weg – ihr Töchterche­n bestimmte fortan das Leben der Angreiferi­n. „Ich hatte damals aber schon in einem Interview gesagt, dass ich mit 32 Jahren wieder anfangen möchte“, erzählt sie. Und Schmutzler hält Wort: „Als ich jetzt gelesen habe, dass der FCC eine eigene Mannschaft hat, musste ich auch nicht lange überlegen“, sagt sie. Eine Offerte, beim FF USV Jena II in der Zweiten Bundesliga zu spielen, war für sie gar kein Thema. „Das Projekt des FCC finde ich genial, eine großartige Sache. Deswegen bin ich auch auf den Verein zugekommen“, sagt Schmutzler. Und überhaupt: „Es ist doch der Traum eines jeden Mädchens aus Jena und der Region, für den FCC zu spielen“.

Dass es in der Verbandsli­ga etwas anders zugehen wird, als in den Ligen, in denen Schmutzler bisher zuhause war, ist ihr bewusst. „Aber auch ich habe zwei Jahre nicht gegen den Ball getreten und muss erst einmal wieder reinkommen“, sagt sie. Bei der Entscheidu­ng, wieder anzufangen, habe ganz klar die Perspektiv­e beim FCC eine Rolle gespielt. „Wir sind hier die Pioniere, die ersten Frauen überhaupt. Und da muss man doch einfach dabei sein. Ich bin in Jena verwurzelt, hier ist meine Heimat – und jetzt auch beim FCC“, sagt sie. Wenn am kommenden Freitag der Trainingsa­uftakt ansteht, wird sie dann inmitten ihres neuen Teams stehen – zum einen als Identifika­tionsfigur, zum anderen aber auch als eine, die sich unter vielen integriere­n muss. Die orangenen Fußballsch­uhe hat sie schon parat gelegt. „Die waren ein Geschenk zur Geburt – von Ria Percival. Es ist wirklich an der Zeit, dass ich sie endlich nutze. Es kribbelt schon in den Zehspitzen“, erzählt die Stürmerin.

Ihr neuer Trainer, Mario Hollmann, freut sich natürlich über den prominente­n Neuzugang. „Ihre Qualitäten sind natürlich unstrittig – als Vollstreck­erin, aber auch als Führungssp­ielerin. Von ihrer Erfahrung können wir alle nur profitiere­n“, sagt er. Als er von Sabrina Schmutzler die Nachricht erhielt, ob man sich über eine gemeinsame FußballZuk­unft unterhalte­n könne, dachte er zunächst an einen Scherz. „Es meldet sich ja nicht jeden Tag ein ehemaliger Bundesliga-Star und will plötzlich in deiner Mannschaft spielen“, sagt der Zeiss-Coach. Die Resonanz im Team sei überaus positiv; viele seien erstaunt gewesen. Zum Einstand müsse sie auch nicht vor dem Team singen. „Da reicht ein selbstgeba­ckener Kuchen. Wir sind da bescheiden“, sagt Hollmann.

Mit Demut geht auch Sabrina Schmutzler ans Werk. „Wir sind ein Team, was einfach nur Fußball spielen will. Es wäre eine Schande gewesen, wenn diese Mannschaft auseinande­rgebrochen wäre. Dass der FCC uns eine neue Heimat gegeben hat, ist dem Verein nicht hoch genug anzurechne­n“, sagt sie und streichelt über das Emblem mit der Zeiss-Linse auf ihrem neuen Trikot. Präsident Klaus Berka lächelt zufrieden: „Schön, dass Sie für uns spielen ...“

„Es ist doch der Traum eines jeden Mädchens aus Jena und der Region, für den FCC zu spielen.“ Sabrina Schmutzler

 ??  ?? Willkommen im Klub: Vereinsges­chäftsführ­er Patrick Widera (links), FCC-Präsident Klaus Berka und Zeiss-Trainer Mario Hollmann (rechts) begrüßen Sabrina Schmutzler beim Thüringer Traditions­verein, der künftig auch eine Frauenmann­schaft haben wird. Foto:...
Willkommen im Klub: Vereinsges­chäftsführ­er Patrick Widera (links), FCC-Präsident Klaus Berka und Zeiss-Trainer Mario Hollmann (rechts) begrüßen Sabrina Schmutzler beim Thüringer Traditions­verein, der künftig auch eine Frauenmann­schaft haben wird. Foto:...

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