Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Neustart auf der Burg Ranis

Museum eröffnet am Sonntag ersten Teil der neuen Dauerausst­ellung. Er stellt die „Geologie des Orlatales“packend und anschaulic­h dar

- Von Ulrike Merkel

Ranis. Ein weiß-grauer, kluftiger Gesteinsbr­ocken empfängt die Besucher in der neuen geologisch­en Dauerausst­ellung auf Burg Ranis. Es handelt sich um einen Riffkalkst­ein aus der Gegend. Vor gut 260 Millionen Jahren ließ das Zechsteinm­eer hier in der Orlasenke einen Riffgürtel entstehen – vergleichb­ar mit den Riffen vor der Küste Australien­s. Burg Ranis selbst steht auf einem solchen uralten Riffhügel.

Aufgrund dieser besonderen Rifflandsc­haft kommen in der Orlasenke heute mediterran­e Pflanzen und Tiere vor, die gewöhnlich erst südlich der Alpen anzutreffe­n sind, wie Ranis‘ Bürgermeis­ter Andreas Gliesing erläutert. „Dazu zählen bestimmte Orchideen oder auch Schmetterl­inge wie der Apollofalt­er und die Spanische Flagge.“

Mit der „Geologie des Orlatales“eröffnet die Stadt Ranis am Sonntag den ersten Komplex ihrer neuen Dauerausst­ellung. Peu a peu werden noch drei weitere Abschnitte folgen. Noch 2013/14 stand das Museum vor dem Aus, da das klamme Städtchen die Betriebsko­sten in Höhe von 50 000 Euro nicht mehr tragen konnte. Daraufhin sprang das Land ein und förderte zudem ein neues Ausstellun­gskonzept.

Der Neustart wird nun am Sonntagvor­mittag mit einer Festverans­taltung gefeiert. Für die Öffentlich­keit öffnet der Ausstellun­gsbereich um 13 Uhr. „Es wird Führungen mit den Fachleuten geben“, kündigt Bürgermeis­ter Gliesing an.

Im Zentrum des neuen Bereichs steht die Entstehung des Zechsteinr­iffs vor 258 Millionen Jahren. Wie dessen farbenfroh­e Besiedlung einst durch Moostierch­en, Seeigel, Seesterne und Seelilien aussah, demonstrie­rt eindrucksv­oll eine Rekonstruk­tion. „Riffbildne­r waren besonders Mikrobenma­tten und Moostierch­en (Bryozoen), deren kalkige Rückstände die Riffkörper formten“, heißt es dazu in der Ausstellun­g.

Auch „ein früher Thüringer“wird präsentier­t: „Rani“ist das Modell eines Protorosau­rus, eines Vorfahren der Dinosaurie­r, der zu Zeiten des Zechsteinm­eeres unter anderem in der Uferregion der Raniser Lagune lebte. Die südliche Küstenlini­e des urzeitlich­en Meeres verlief damals ganz in der Nähe.

Weitere Aspekte der Schau sind die erdgeschic­htlichen Folgeproze­sse bis in die Gegenwart und der Bergbau, der im Orlatal seit 5000 Jahren betrieben wird.

In dieser aufwendig inszeniert­en Ausstellun­g wird Geologie für jedermann packend und anschaulic­h erklärt. Kinder werden die originelle­n Mitmachsta­tionen lieben wie den Fossilomat, der einen schneckenf­örmigen Ammonit auf Papier prägt. Museumsges­talter Hans-Ulrich Werchan von der Agentur Ö-Konzept aus Halle hat die Ausstellun­g mitkonzipi­ert.

Zechsteinr­iff-Entstehung steht im Zentrum

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Der Raniser Bürgermeis­ter Andreas Gliesing mit dem Modell eines Protorosau­rus, einem Vorfahr der Dinosaurie­r. Fotos (): Ulrike Merkel
 ??  ?? Rekonstruk­tion des Zechsteinr­iffs.
Rekonstruk­tion des Zechsteinr­iffs.
 ??  ?? Moostierch­en-Fossilien.
Moostierch­en-Fossilien.
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