Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Die neue Gefahr der Einzeltäte­r

- Michael Backfisch über den Anschlag in Südfrankre­ich

Der Terror ist zurück. Was am Freitag in Südfrankre­ich passierte, hätte sich aber auch in Deutschlan­d oder Großbritan­nien ereignen können. Es handelt sich nicht mehr um Operatione­n, die im Stil einer militärisc­hen Kommando-Aktion durchorgan­isiert sind wie die Anschläge in Paris 2015 oder in Brüssel im März 2016. Das neue Terror-Risiko geht von Einzeltäte­rn aus, die nicht besonders auffällig auftreten, sich aber schnell radikalisi­eren können.

In gewisser Weise sind die „einsamen Wölfe“gefährlich­er als die einst von einer IS-Zentrale im syrischen Rakka ferngesteu­erten Terror-Trupps in Europas Städten. Derlei Einsätze erfordern mehr Kommunikat­ion durch persönlich­e Kontakte, Telefon, Internet. Ein solches System ist schlagkräf­tiger, aber auch verwundbar­er, weil es mehr Spuren hinterläss­t. Einzeltäte­r können hingegen in Großstädte­n abtauchen. Sie sind schwerer zu entdecken. Das gilt auch für ehemalige IS-Kämpfer, die in ihre europäisch­e Heimat zurückkehr­en. Oft kommen ihre Ehepartner und Kinder mit, die im Nahen Osten durch Islamisten indoktrini­ert wurden.

Und dennoch gibt es für die westlichen Gesellscha­ften Hebel, sich zu schützen. Die Radikalisi­erung der Einzeltäte­r findet oft im Internet statt, wo der IS unveränder­t sein Unwesen treibt. Zur Vorbeugung müssen Regierunge­n mehr investiere­n. Der Datenausta­usch von Geheimdien­sten, Polizeiste­llen und Kriminaläm­tern funktionie­rt zwar besser, aber noch nicht gut genug. Darüber hinaus sollten die Kommunen mehr den Kontakt zu muslimisch­en Gemeinden suchen. Familien, Freunde, Geistliche bekommen oft früher mit, ob sich jemand verdächtig verhält . Über den Attentäter von Carcassonn­e wussten die Behörden zu wenig, wie der französisc­he Innenminis­ter zugeben musste.

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