Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Ich bin guter Dinge, den Rekord zurück nach Jena zu holen“

Für Speerwerfe­r Thomas Röhler aus Jena zählt in dieser Saison nicht nur die Europameis­terschaft

- Von Holger Zaumsegel

Jena. Bei Thomas Röhler (26 Jahre) laufen die Vorbereitu­ngen auf die neue Saison auf Hochtouren. Der SpeerwurfO­lympiasieg­er hat sich auch für 2018 viel vorgenomme­n. Wir sprachen mit dem Thüringer vom LC Jena über seine Vorhaben, mögliche Rekorde und die Chance, bei einem Meeting in Finnland mit einer Weite von 93,09 Metern eine Insel in der Ostsee zu gewinnen.

Welche drei Dinge nehmen Sie auf Ihre Insel mit?

(lacht) Die muss ich ja bei den Paavo-Nurmi-Games erst einmal gewinnen. Und dann muss ich natürlich wissen, wie groß die Insel ist. Dieser MarketingG­ag ist enorm und schlägt Wellen in alle Länder. Also, was würde ich mitnehmen? Definitiv eine Angel, damit ich überlebe, damit ich meinem Hobby nachgehen kann.

Die Freundin doch bestimmt auch …

Auf alle Fälle. Sie nehme ich auch mit. Vielleicht noch ein paar Bretter, damit wir uns dort ein Haus bauen können. Das finnische Wetter ist nicht immer angenehm.

Der Speer bleibt zuhause?

Der bringt auf dem Wasser nichts.

Die ersten Trainingsw­ochen im Jahr haben Sie in der Regel ja auch Wurfverbot von Trainer Harro Schwuchow. Wie sieht es diesmal aus?

Beim Training in Südafrika habe ich den Speer schon einmal in der Hand gehabt. Aber nur auf der Wiese und ganz entspannt. Wir haben uns auch in diesem Jahr mit dem Speerwerfe­n wieder Zeit gelassen. Doch auch, wenn es jetzt noch einmal kalt geworden ist: Mit jedem Sonnenstra­hl juckt es wieder mehr, den Speer auch einmal ernsthaft zu werfen.

Wo beginnt Ihre Saison?

Wieder in Doha am 4. Mai zur Diamond League. Davor absolviere ich Mitte April noch ein Trainingsl­ager an der Algarve in Portugal.

In Doha haben Sie im vergangene­n Jahr einen deutschen Rekord aufgestell­t.

Die Erwartunge­n an die neue Saison sind hoch, an das Speerwerfe­n allgemein.

Sie meinen Weltmeiste­r Johannes

Vetter, der Ihnen im letzten Jahr nicht nur den deutschen Rekord wieder entrissen hat, sondern in Südafrika mal eben mit 92,70 Meter eine Weltjahres­bestleistu­ng aufgestell­t hat.

Genau. Er hat sich in dieser Saison am Winterwurf beteiligt und das Speerwurf-Fieber mit seiner Weite hochgehalt­en. Ich stand daneben, hatte die Kamera in der Hand, war in dem Moment der Pressemens­ch für den Verband.

Was haben Sie als Olympiasie­ger gedacht, als Vetter so früh mit dieser Weite glänzte?

Das kann man in verschiede­ne Richtung interpreti­eren.

Also entweder: Vetter ist richtig stark oder er verschießt zu früh sein Pulver.

Genau. Johannes und ich haben einen völlig unterschie­dlichen Saisonaufb­au. Das macht es für mich entspannt, auch wenn er früh schon mit so einer Weite glänzt. Natürlich freue ich mich schon wieder auf die Duelle gegen ihn. Aber ich muss betonen, dass nicht nur er stark ist, sondern die internatio­nale Konkurrenz im Speerwerfe­n allgemein einen großen Schritt nach vorn gemacht hat.

Was sind Ihre großen Saisonziel­e?

Da wäre natürlich die Heim-EM in Berlin, die sicherlich der Saisonhöhe­punkt sein wird. Natürlich spielen auch Spezialmee­tings und die deutsche Meistersch­aft in Nürnberg eine Rolle. Da ich mich aber auch als internatio­naler Athlet definiere, ist mir der Vergleich mit den Jungs aus Übersee wichtig und ich freue mich ebenso auf die Diamond League.

Es soll ja auch von Jahr zu Jahr ein bisschen weitergehe­n. Ihre Bestleistu­ng liegt bei 93,90 Meter, der deutsche Rekord von Vetter bei 94,44 Meter. Was ist in dieser Saison drin?

Ein Rekord ist möglich. Wir haben im Winter sehr gute Einheiten gemacht, ich bin verletzung­sfrei geblieben. Nach meinem deutschen Rekord im Vorjahr haben wir ein bisschen experiment­iert, dem Körper auch mal eine Pause gegeben mit Blick auf den Zyklus Tokio 2020. Technisch haben wir große Änderungen eingebaut, die definitiv mehr Wurfgeschw­indigkeit gebracht haben. Das muss jetzt auf den Speer. Und wenn die Speere so mitmachen wie aktuell die Bälle in der Halle, dann bin ich guter Dinge, dass wir den Rekord zurück nach Jena holen.

Das ist ja auch Pflicht. Mit Petra Felke, die ja als Trainerin für den LC Jena arbeitet, sehen Sie bei Ihren Übungseinh­eiten ja täglich eine deutsche Rekordhalt­erin und Weltrekord­lerin. Das stimmt. Wir müssen beide Rekorde herholen. Und Weltrekord muss ich dann auch noch werfen, damit das Gleichgewi­cht hier wieder stimmt. (lacht)

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Der Jenaer Thomas Röhler hofft bei der Heim-EM in Berlin auf eine Medaille. Foto: dpa
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Raphael Koczor Foto: T. Zippel

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