Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Ein Meister
N esem a r e ert ev a en . e urtstag se nes gro en Barockmalers Bartolomé Esteban Murillo. Einer von vielen Gründen, der Hauptstadt Andalusiens einen Besuch abzustatten
Jedi-Ritter, Fürst Doran Martell aus der Serie „Game of Thrones“und Lawrence von Arabien waren schon da. Kaum eine Stadt in Spanien wird so gern als Filmkulisse genutzt wie Sevilla. Das liegt nicht zuletzt am Ensemble historischer Gebäude und Sehenswürdigkeiten.
Eine gute Möglichkeit, die andalusische Metropole zu erkunden, sind geführte Fahrradtouren. Die Radwege der Stadt wurden in den letzten Jahren auf fast 160 Kilometer ausgebaut und machen Fahrten durch die ehemals verkehrsgeplagte Innenstadt entspannter und attraktiver.
Ein obligatorischer Stopp ist der 1929 für die ibero-amerikanische Ausstellung gestaltete Pavillon am Rande des wunderschönen María-Luisa-Parks am Plaza de España. In dem monumentalen, halbrunden Klinkerbau drehte David Lean bereits 1962 Szenen von „Lawrence von Arabien“. George Lucas ließ hier den jungen Anakin mit Senatorin Amidala in „Star Wars – Episode II“durch prachtvolle Säulengänge spazieren.
Die Gärten des monumentalen Real Alcázar, eines im Jahr 1364 erbauten maurischen Königspalasts, bildeten in der fünften Staffel der Serie„Game of Thrones“die prächtigen Wassergärten des südlichen Reiches Dorne.
Blockbuster locken Touristen aus der ganzen Welt nach Sevilla. Doch in diesem Jahr kommen viele noch aus einem anderen Grund: Bartolomé Esteban Murillo. Das ganze Jahr über feiert die Stadt den 400. Geburtstag ihres weltberühmten Barockmalers mit acht Sonderausstellungen. Murillo und das kulturelle Erbe der Stadt waren auch zwei Gründe, warum der Reiseführer „Lonely Planet“Sevilla zur besten Städtedestination 2018 kürte.
Die Ausstellungen in den Klöstern, Museen und Kirchen der Stadt beleuchten Murillos facettenreiche Malerei auf unterschiedlichste Weise: Murillo als religiöser Marienmaler, das Schwerpunktthema soziale Gerechtigkeit, der Einfluss Murillos auf spätere Künstlergenerationen, seine Maltechnik, Porträts und Murillos Kinderdarstellungen.
Den Auftakt zum Murillo-Jubiläumsjahr machte das Museum der Schönen Künste mit der noch bis Anfang April laufenden Ausstellung „Murillo und die Kapuziner von Sevilla“. Vor dem alten Kapuziner-Kloster, in dem heute das Museum untergebracht ist, bilden sich lange Besucherschlangen. „Der KapuzinerZyklus gehört zu den wichtigsten Bilderserien Murillos, und wir haben sämtliche Gemälde von Grund auf restauriert“, sagt Museumsdirektorin Valme Muñoz Rubio. Sie ist stolz darauf, alle Bilder wieder im Kirchenschiff des Klosters zusammenbekommen zu haben: „Dem Ort, für den die Gemälde geschaffen wurden.“
Noch lange nach seinem Tod, bis Ende des 19. Jahrhunderts, blieb Murillo der beliebteste Barockmaler Spaniens. Das unterstreicht auch die Ausstellung „Murillos Spuren in Sevilla“im Kloster Santa Clara. Unterdessen zeigt Sevillas mächtige Kathedrale, in der auch die Überreste von Christoph Kolumbus ruhen, bis Anfang Dezember Murillos „Blick der Heiligkeit“. Der krönende Abschluss des Jubiläumsjahrs wird ab November im Museo de Bellas Artes die größte Murillo-Retrospektive der vergangenen 25 Jahre sein.
Anlässlich des Jubiläumsjahrs hat die Stadt mehrere thematische Rundgänge aufgelegt, die zu Orten führen, die eng mit Leben und Werk des Künstlers verknüpft sind. Die Routen führen etwa zum ehemaligen Hospital und heutigen Museo de los Venerables, zur imposanten Pfarrkirche Santa María la Blanca in der Nähe des alten Judenviertels, das auch Murillo schon kannte, und zum Bischofspalast.
Das ganze Jahr über wird eine Vielzahl von Theatervorführungen, Filmreihen, Seminare und gastronomischen MurilloTouren zur Neu- und Wiederentdeckung des spanischen Barockmeisters und seiner Zeit beitragen. Dafür wurden auch neue Produkte entwickelt: Das Unternehmen Past View Sevilla bietet Stadtführungen an, bei denen Besucher mit 3D-Brillen gleichzeitig das heutige und virtuell das barocke Sevilla kennen lernen können. Unterdessen arbeitet Küchenchef Leo Núñez in der Taberna del Alabardero Seite an Seite mit Historikern, um eine moderne Version der spanischen Barockküche zu kreieren. Seine Gerichte sind von Murillos Gemälden inspiriert.