Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Beim Dinner mit Erdogan wird es ungemütlic­h

Auf dem EU-Türkei-Gipfel in Bulgarien sollen der Einmarsch in Syrien, die Lage in der Ägäis und die Menschenre­chte angesproch­en werden

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Brüssel. Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan, muss sich auf eine Enttäuschu­ng gefasst machen: Wenn Erdogan am Montagaben­d im bulgarisch­en Schwarzmee­r-Bad Warna mit den Spitzen der EU zusammentr­ifft, werden seine Gastgeber viel weniger im Gepäck haben als von Erdogan erhofft. EUKommissi­onspräside­nt JeanClaude Juncker und Ratspräsid­ent Donald Tusk werden weder bei der Visafreihe­it für Reisen von Türken in die EU noch bei der Ausweitung der Zollunion substanzie­lle Zusagen machen, wie EU-Diplomaten im Vorfeld versichern.

Nicht nur wegen dieser Streitfrag­en könnte es beim Dinner im Euxinograd, der früheren Sommerresi­denz der bulgarisch­en Zaren, ungemütlic­h werden. Die 28 EU-Regierungs­chefs hatten der Türkei am Freitag schwere Vorwürfe gemacht – wegen der Inhaftieru­ng von EU-Bürgern und im Zusammenha­ng mit der Erdgassuch­e im Mittelmeer, wo sich Ankara mit den EU-Mitglieder­n Zypern, Griechenla­nd und Italien anlegt. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) sagte zudem, die EU sei besorgt über das türkische Vorgehen in Nordsyrien, das gegen eine UN-Resolution verstoße.

Das Außenminis­terium in Ankara spricht empört von „inakzeptab­len Äußerungen“, die ein konstrukti­ves Gespräch verhindert­en.

Seit dem gescheiter­ten Putschvers­uch im Juli 2016 herrscht in der Türkei Ausnahmezu­stand, 65 000 angebliche Putsch-Sympathisa­nten sitzen in Haft. Juncker und Tusk wollen das offen anprangern, Hoffnung auf eine Annäherung macht sich niemand. Die EUBeitritt­sverhandlu­ngen liegen ohnehin praktisch auf Eis. (ck)

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Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan. Foto: Getty

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