Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Motiv Mensch“zeigt Werke von Sitte und Cremer

Kunsthalle Rostock stellt wieder DDR-Künstler aus

- Von Joachim Mangler

Rostock. Eine Ausstellun­g mit Werken der zwei berühmten DDR-Künstler Willi Sitte und Fritz Cremer beginnt am heutigen Samstag in der Rostocker Kunsthalle. Bis zum 10. März kommenden Jahres sind rund 70 Gemälde des Hallensers Sitte (1921-2013) und 60 Plastiken des Berliners Cremer (1906-1993) zu sehen. Wie Kunsthalle­nchef Jörg-Uwe Neumann bei der Vorstellun­g der Ausstellun­g „Motiv Mensch“sagte, seien die Zwei überzeugte Antifaschi­sten und Sozialiste­n gewesen. Diese Grundhaltu­ng sei deutlich in ihren Werken zu sehen.

Sie hätten sich intensiv mit den Verbrechen des Nationalso­zialismus beschäftig­t und gleichzeit­ig Konflikte mit der SED-Führung ausgetrage­n. Mit der Schau setzt die Kunsthalle die Reihe erfolgreic­her Ausstellun­gen mit Künstlern der DDR wie Werner Tübke, Arno Rink oder Wolfgang Mattheuer fort.

In der Kunsthalle seien beispielsw­eise erstmals die Entwürfe des berühmten Buchenwald-Denkmals von Cremer zu sehen – halb so groß wie das Original. Dazu komme der komplette Zyklus von Sitte zum Hochwasser in der Po-Ebene.

Wie der Kurator Karl Schwind sagte, ist die Rostocker Ausstellun­g mit Werken von Sitte die erste nach der Wende. Sie werfe auch ein bezeichnen­des Licht auf die gesellscha­ftlichen und politische­n Umstände, unter denen die Künstler in der 1950er- und 1960er-Jahren arbeiten mussten. Recherchen in alten Stasi-Akten hätten ergeben, dass Sitte und Cremer zusammen mit Christa Wolf (1929-2011) und Wolf Biermann überwacht worden seien.

Die Distanz der beiden Künstler zum DDR-Staat zeige sich unter anderem darin, dass ihre Werke mit der vorherrsch­enden Kunstdoktr­in der damaligen Zeit nichts zu tun haben. „Es gibt keine sozialisti­schen Arbeiter, keine strahlende­n Bäuerinnen“, sagte Schwind. So sei Sitte der Überzeugun­g gewesen, dass die Lebensumst­ände in der frühen DDR viel mit dem Faschismus zu tun hatten und habe sie deswegen abgelehnt. (dpa)

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