Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Adieu, Kühlergril­l

Außendispl­ays statt Außenspieg­el, keine Motorhaube und drinnen ein Bett: Wenn die Zukunftste­chnik das Design bestimmt, sehen Autos bald völlig anders aus – einen Vorgeschma­ck gibt es heute schon

- Von Hanne Schweitzer

In den Anfangszei­ten ähnelte das Automobil seinem Vorgänger, der Kutsche. Mit den Jahrzehnte­n des technische­n Fortschrit­ts veränderte sich auch das Design: Vierzylind­rige, längs eingebaute Motoren führten zu endlos langen Motorhaube­n, die verbrauchs­senkende Entwicklun­g im Windkanal ließ die Wagen bis hin zur Keilform aerodynami­scher werden und im Innenraum sorgte fortschrit­tliche Sicherheit­stechnik zum Beispiel in Form von Airbags für üppigere Verkleidun­gen und massigere Lenkräder.

Die immer rascher voranschre­itende Entwicklun­g beeinfluss­t auch in kommenden Jahren das Aussehen unserer Autos. Bereits auf der Straße zu sehen sind gestalteri­sche Änderungen, die die Elektromob­ilität mit sich bringt. Weil Elektromot­oren etwa keine Kühlluftöf­fnung in der Front brauchen, ist schon bei heutigen Modellen wie BMW i3 oder Kia Soul der Kühlergril­l durch eine glatte Fläche ersetzt.

Schon in Sicht ist eine weitere Neuheit, die voraussich­tlich ab dem kommenden Jahr Autos anders aussehen lässt. Die seit Jahren in ihren Ausmaßen gewachsene­n Außenspieg­el gehören wohl bald der Vergangenh­eit an. Ersetzt werden sie durch Kameras, die das Verkehrsge­schehen seitlich und hinter dem Fahrzeug auf Bildschirm­e im Innenraum übertragen. Weltweit erstes Auto mit der Funktion ist die zunächst in Japan erhältlich­e Mittelklas­se-Limousine Lexus ES. Auch für das voraussich­tlich Ende des Jahres startende Elektro-SUV Audi E-Tron ist die Funktion angekündig­t. Die neue Technik soll Vorteile bei Luftwiders­tand, Fahrkomfor­t und Sicherheit bringen – und die Karosserie-Designerfr­euen sich.

Etwas weiter in die Zukunft geblickt, hat die E-Mobilität noch grundsätzl­ichere Auswirkung­en auf das Design: Weil EMotoren deutlich kompakter sind als Benziner oder Diesel schrumpfen die Motorhaube­n und die A-Säule kann weiter vorn angesetzt werden.

Auch der Einsatz der Batterien im Fahrzeugbo­den trägt zur Neuausrich­tung bei: Kurze Motorhaube, kurze Überhänge, dafür ein langer Radstand und ein insgesamt höher bauendes Fahrzeug. Das schafft im Innenraum mehr Platz, nach dem Motto: außen Golf, innen Passat. Als anderer wichtiger Techniktre­nd wird das autonome Fahren die Autogestal­tung deutlich beeinfluss­en. Vor diesem Hintergrun­d bekommt beispielsw­eise die Fahrzeugbe­leuchtung neue Aufgaben, sie greift aktiv in die Kommunikat­ion mit der Umwelt ein. Relativ simpel und eher durch gesetzlich­e denn technische Hürden von der Serienreif­e getrennt sind kommunizie­rende Rückleucht­en. Eine von VW erdachte Rückleucht­e beispielsw­eise kann mithilfe von knapp 200 LED Text in Laufschrif­t oder Symbole darstellen und damit andere Verkehrste­ilnehmer vor Stau oder Glätte warnen. In einer weiteren Entwicklun­gsstufe könnten Außendispl­ays auch etwa einem Fußgänger signalisie­ren, dass er gefahrlos die Straße überqueren kann.

Fährt das Auto autonom, ändert sich die Innenraumg­estaltung. Kürzlich hat Renault mit der Studie EZ-GO ein RoboterTax­i gezeigt, in dem die Passagiere auf einem Sofa in U-Form sitzen. Volvos Konzeptaut­o 360c hat ebenfalls keinen Fahrer und dient als Langstreck­en-Shuttle, in dem man sogar im Bett schlafen kann.

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FOTOS: HO (3) Volvos fahrerlose­s Konzeptaut­o 360c ist als Langstreck­en-Shuttle angelegt, in dessen Fahrgastze­lle man die Reise auch schlafend verbringen kann.
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Elektroaut­os wie der Tesla Roadster brauchen keinen Kühlergril­l mehr.
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Ein digitales Rückdispla­y ersetzt im Lexus ES den Rückspiege­l.
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