Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Soja bleibt in Thüringen Nischenprodukt
Gera. Bei der Eigenversorgung mit eiweißreichem Soja tritt Thüringen auf der Stelle. Zwar hat sich die Produktion seit 2010 mehr als versechsfacht auf 274 Hektar. Dennoch bleibt der Anbau laut Landwirtschaftsministerium eine Nische. „Die Sojabohne wird auch in nächster Zukunft eine kleine Kultur bleiben. Gründe dafür sind hohe Ansprüche an Wärme und Wasserversorgung, eine geringe Unkrauttoleranz sowie fehlende Aufbereitungsanlagen“, erklärt Klaus Sühl, Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium.
Soja ist vor allem ein wichtiger Eiweißlieferant für Nutztiere. Größtenteils wird es importiert aus Übersee, wo die Pflanzen häufig gentechnisch manipuliert werden. Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene wurden deshalb in den vergangenen Jahren Eiweißstrategien ins Leben gerufen, in Thüringen gibt es sie seit 2014.
„Mit der Thüringer Eiweißstrategie wollen wir die Eigenversorgung aus heimischen Eiweißquellen für die Fütterung von Nutztieren verbessern. Die Sojabohne ist hierfür eine wertvolle Kultur, auch wenn sie bisher ein Nischendasein führt. In Südamerika wird für die riesigen Sojakulturen Regenwald gerodet“, sagt Sühl. Zudem spare der Anbau in der Region lange Lieferwege und schaffe neue Einnahmequellen für Thüringer Landwirte. Wegen der genannten klimatischen Anforderungen ist der Anbau in Thüringen derzeit nur im Erfurter Becken und im Altenburger Land möglich. Von vier Thüringer Sojabauern hätten in diesem Jahr allerdings nur drei Betriebe auch tatsächlich Pflanzen im Feld, teilt die Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) mit. Als sogenannte Leuchtturmbetriete beteiligten sich die Betriebe am vom Bundeslandeswirtschaftsministerium finanzierten Sojanetzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus der und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland.
Trotz Förderung bauen nur vier Betriebe im Freistaat die Pflanze an. Eine Eiweißstrategie soll Importe gentechnisch veränderter Bohnen verringern. 1000 Hektar geplant, aber klar verfehlt
„Eine konkrete Aussage zur Wirtschaftlichkeit des Sojaanbaus in Thüringen ist aufgrund ihres Nischendaseins nicht möglich. Durch stickstoffreiche Ernterückstände wird mineralischer Dünger eingespart, die Biodiversität auf den Feldern steigt“, erklärt Sabine Wölfel, Sojaexpertin des TLL.
Alle Thüringer Initiativen im Rahmen des Sojanetzwerkes werden von der Landesanstalt gesteuert. Ob als Futtermittel, für die Ernährung oder als Milch oder Fleisch – wichtig sei vor allem die gentechnikfreie Erzeugung. In der Vergangenheit hatte man als Ziel für den Soja-Anbau 1000 Hektar angegeben.