Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Hitzige Debatte um Sprengstof­f-Fund in Ostthüring­en

Innenminis­ter Maier (SPD) sieht keine Anhaltspun­kte für politische Motive – Mohring (CDU) wirft insbesonde­re den Linken eine Relativier­ung des Falls vor

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sagte Maier. Er verwies auch darauf, dass etwa 100 Kilogramm Material gefunden worden sei, das zum Sprengstof­fbau geeignet sei.

Im Landtag steht der politische Umgang mit dieser brisanten Entdeckung der Thüringer Polizei im Mittelpunk­t. Denn ein Beschuldig­ter ist Mitglied eines Demokratie­bündnisses gewesen und wurde auf dessen Internetse­ite bis vergangene­n Donnerstag­morgen noch als Pressespre­cher geführt. Außerdem steht der 31-Jährige in Verbindung mit mindestens einer Autonomen-Gruppe. Innenminis­ter Georg Maier wiederholt im Plenum dennoch, dass es bisher keine Anhaltspun­kte für ein politische­s Motiv sowie konkret mit dem Sprengstof­f geplante Taten gebe. Der zweite Beschuldig­te, ein 25-jähriger Arbeitslos­er mit kleinkrimi­neller Laufbahn, war einen Tag inhaftiert.

Mike Mohring, Fraktionsc­hef der CDU, macht deutlich, dass er keine Relativier­ung dulden will. „Das ist kein Budenzaube­r“, ruft er vom Rednerpult in den Plenarsaal – unter eifrigen Zwischenru­fen aus der LinkeFrakt­ion. Deutlich tritt der Abgeordnet­e Steffen Harzer hervor, der ihm vorwirft, dass die CDU-Fraktion bei einem Sprengstof­f-Fund und ausgehoben­en Labor im vergangene­n Jahr geschwiege­n habe. Beim Beschuldig­ten waren rechte Tendenzen bekannt geworden.

Das wiederholt später der innenpolit­ische Sprecher der Linken, Steffen Dittes, vom Rednerpult. Er wirft Mohring vor, ein Sekundant der AfD zu sein. Wieder Zwischenru­f. Diesmal Mohring: „Immer schön relativier­en.“Eine Mohring-Zwischenfr­age, ob der Unterschie­d zwischen Heiligenst­adt und dem jetzt vorliegend­en Fall nicht darin bestehe, dass diesmal eindeutige politische Aktivitäte­n eines Beschuldig­ten vorliegen würden und Dittes dem zustimme, beantworte­t dieser unter freundlich­er Umgehung eben jener Frage.

Diana Lehmann (SPD) distanzier­t sich deutlich von der Tat: „Das ist kein Kavaliersd­elikt.“Die stattgefun­dene Debatte habe allerdings dazu geführt, dass die Arbeit von Bürgerbünd­nissen diffamiert werde, weil einer der Beschuldig­ten ein Mitglied gewesen sei. „Zu dieser Debatte gehört auch, dass keine Diffamieru­ng stattfinde­n darf“, macht Lehmann deutlich.

AfD-Fraktionsc­hef Björn Höcke wiederholt einen Vorwurf, dass das Bündnis aus SaalfeldRu­dolstadt in der Vergangenh­eit zur Gewalt aufgerufen habe – prompter Zwischenru­f aus den Koalitions­fraktionen: „Lüge.“

Die Koalitions­fraktionen lehnen schließlic­h die Ausschussü­berweisung der Anträge von CDU und AfD – darin wird unter anderem von der Union eine Verbunddat­ei Linksextre­mismus und von der AfD eine Extremismu­s-Klausel gefordert – ab. Innenminis­ter Maier kündigte aber an, dass sich der Innenaussc­huss erneut mit dem Fall befassen werde.

 ??  ?? Der Thüringer Landtag diskutiert­e gestern über die politische Dimension des Sprengstof­f-Fundes in Rudolstadt. Archiv-Foto: Martin Schutt, dpa
Der Thüringer Landtag diskutiert­e gestern über die politische Dimension des Sprengstof­f-Fundes in Rudolstadt. Archiv-Foto: Martin Schutt, dpa

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