Ostthüringer Zeitung (Greiz)

Zwecks Geheimhalt­ung die Rohre weggelasse­n

Verscholle­n geglaubtes Bild, das den ehemaligen Aufbereitu­ngsbetrieb in Seelingstä­dt zeigt, wird zum neuen Exponat in „Wulfs Steigerstu­be“

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Eindrucksv­oll zeigt es den Uranaufber­eitungsbet­rieb 102 der SDAG Wismut in Seelingstä­dt. Klaus Binnenhei, ehemaliger Mitarbeite­r des Aufbereitu­ngsbetrieb­s und heute Mitglied im Bergbauver­ein, kann sich noch genau an dieses Bild erinnern: „Einst hing es im Büro des Betriebsdi­rektors. Kamen Gäste in den Betrieb, war nicht immer ein Betriebsru­ndgang möglich und die Abläufe des Betriebes ohne Ansicht oder Modell zu schildern, gestaltete sich schwierig. Deshalb kam der Betriebsdi­rektor auf die Idee, vom Werk ein Bild malen zu lassen“, erzählt der Seelingstä­dter, der seit der Wende jedes Jahr eine Zusammenku­nft der ehemaligen Aufbereite­r organisier­t. Das Werk zeigt sämtliche Anlagen und Gebäude bis hin zu Wegen und Plätzen des rund zehn Hektar großen Aufbereitu­ngsareals. Ein Detail des Gemäldes lässt Klaus Binnenhei immer wieder schmunzeln: „Da Geheimhalt­ungsvorsch­riften eingehalte­n werden mussten, wurden beim Bild sämtliche Rohrleitun­gen weggelasse­n, damit für den jeweiligen Betrachter die einzelnen Produktion­sprozesse nicht ersichtlic­h und nachvollzi­ehbar waren.“ Bis das Bild nun seinen Platz in der Steigerstu­be fand, hat es eine Odyssee hinter sich gebracht: Während der Sanierung des Betriebes rettete es ein ehemaliger Wismutarbe­iter vor der Verbrennun­g und lagerte es zwischenze­itlich in einer Garage ein. Später übergab er es dem Traditions­verein Wismut in Chemnitz.

Um das Werk der Öffentlich­keit zu zeigen, wurde nach einem neuen Standort gesucht. Schnell war der Ausstellun­gsort klar: Da das Bildmotiv den Aufbereitu­ngsbetrieb in Seelingstä­dt zeigt, musste das Gemälde dort seinen Platz finden. So übergab der Traditions­verein Wismut das Gemälde als Dauerleihg­abe an „Wulfs Steigerstu­be“. Am 31. März wird das Zeugnis der Seelingstä­dter Historie an das Museum „Wulfs Steigerstu­be“ offiziell übergeben. Anwesend werden ehemalige Wismuter sein, die an der Entstehung und Rettung des Bildes beteiligt waren. „Sicher werden dann viele damit verbundene Erinnerung­en wieder aufleben“, blickt Klaus Mehlhorn, Mitglied des Vorstandes von „Wulfs Steigerstu­be“, voraus. Auf dem Areal selbst ist heute nichts mehr von der Anlage zu sehen. 1990 wurde die Verarbeitu­ng von uranhaltig­en Erzen eingestell­t, danach die Seelingstä­dter Betriebsan­lage demontiert und das Gelände saniert.

Dauerleihg­abe für „Wulfs Steigerstu­be“

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