Ostthüringer Zeitung (Jena)

Philatelis­ten haben Nachwuchss­orgen

Die Mitglieder des Jenaer Vereins sind im Durchschni­tt , Jahre alt – Zur Briefmarke­nbörse wurde ins Stadtteilz­entrum Lisa eingeladen

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„Post aus fremden Ländern, die man nie bereisen konnte. Das war fasziniere­nd, fast magisch“, erzählt der 67-Jährige, der in Stadtroda lebt.

Heute sind es Ansichtska­rten, die sein Interesse wecken. Und wenn es um das Werk Hans Starckes geht (1875-1943), ist aus Koksch ein veritabler Kenner geworden. Starcke schrieb unter dem Pseudonym Hans Huckebein Gedichte für die Jenaische Zeitung und schuf Ansichtska­rtenserien mit satirische­n und amourösen Themen. Koksch erklärte, dass die Hochzeit der Ansichtska­rten zwischen 1890 und 1914 lag. Auch der Maler Emil Nolde hielt sich zum Beispiel damit über Wasser. Er schuf unter seinem Taufnamen Emil Hansen unter anderem eine groteske Serie, in der er Berggipfel als Sagengesta­lt zeichnete. Der finanziell­e Erfolg dieser Bergpostka­rten ermöglicht­e es ihm, als freier Maler zu arbeiten.

In der Lisa ging es am Sonnabend nicht allein um Briefmarke­n: Etwa 20 Händler und Sammler vorwiegend aus der Region boten auch philatelis­tische Belege, Ansichtska­rten und Münzen an, tauschten, pflegten das philatelis­tische Fachgesprä­ch und taxierten Sammlungen auf ihren Wert. So sei am Vormittag eine Frau mit drei kleineren Koffern voller Briefmarke­n vorbeigeko­mmen. Sollte sie die Hoffnung gehabt haben, eine Blaue Mauritius hätte darunter sein können, so erfüllte sich diese nicht. Massenware, sagte Koksch über die Sammlung. So wie viele Briefmarke­n aus der Bundesrepu­blik und der DDR heute Massenware sind, während im Moment Marken aus China besonders gefragt seien. „Vor Jahren war es Russland.“

Wer es verpasste, sich zum Carl-Zeiss-Tag 2016 eine Sonderkart­e mit Sonderstem­pel anlässlich des 200. Geburtstag­es von Carl Zeiss zu beschaffen, konnte sie zur Börse erwerben. Der Sonderumsc­hlag, frankiert mit einer Briefmarke „Kieselalge“der Deutschen Post aus der Serie Mikrowelte­n und dem passenden Sonderstem­pel, zählt schon zu den gesuchten Erinnerung­sbelegen: Er war binnen eines Tages ausverkauf­t.

Das Sammeln scheint eine Leidenscha­ft von Männern zu sein, auch wenn Winfried Kokschs Frau an diesem Tag hilft. „Sie unterstütz­t mich, ich unterstütz­e sie.“

Zwei erwachsene Kinder hat das Paar. Die Leidenscha­ft des Vaters teilen beide nicht. Dabei schule das Sammeln Sorgfalt, Systematik und Ordnungssi­nn, sagt Winfried Koksch.

Briefmarke­n: Wie ein Fenster in die Welt

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Winfried Koksch sammelt vor allem Ansichtska­rten des Jenaer Malers und Heimatdich­ters Hans Starcke (-). Foto: Thorsten Büker
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