Ostthüringer Zeitung (Jena)

Im Tanzkonzer­t

Bei den Thüringer Bachwochen wagen das Scottish Ensemble und die Andersson Dance Company eine neue Sicht auf die Goldberg-Variatione­n

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Dance Company konnte natürlich nicht daran gelegen sein, Noten und satztechni­sche Strukturen bildlich umzusetzen. Es ging vielmehr um Zwischenrä­ume beziehungs­weise Zwischentö­ne, um eine emotionale Transkript­ion. Ob letztere nun einem tieferen Werkverstä­ndnis dienlich ist oder nicht, mögen Bach-Experten entscheide­n.

Die visuelle Kommentier­ung des Streicher-Arrangemen­ts, basierend auf Dmitry Sitkovetsk­y Trio-Version von 1985, vollzog sich im Rund von Licht-, Kostüm und Videodesig­n (Sutoda, Bente Rolandsdot­ter, Sam Salem) auf jeden Fall angenehm dezent, fast in ehrwürdige­r Zurückhalt­ung. Animiert war die ansprechen­de TanzKreati­on von vielen Aspekten; vor allem auch von maßvollem Taktgefühl. Der Wunsch, bei etwas Großem mitspielen zu wollen, ließ die Tänzer auf Stimmenfan­g gehen, wobei zu den vielseitig deutbaren Stimmungen auch eine gewisse humoristis­che Note gehörte, denn man führte Probenatmo­sphäre vor, man zeigte zudem, wie Tanz ohne Musik ganz im stillem Raum aus einem inneren Rhythmus heraus funktionie­rt.

Nicht zuletzt deshalb kann man diesem originelle­n „Tanzkonzer­t“eine unbekümmer­t auftretend­e Verspielth­eit nicht absprechen, musste diese – wie das kräftig applaudier­ende Publikum – sogar sympathisc­h finden.

Die künstleris­ch wertvoller­e Ebene des Goldberg-Variatione­n-Abends war zweifelsfr­ei die musikalisc­he. Gerade im Triospiel von Jonathan Morton, Jane Atkins (Violine) und Alison Lawrance (Violoncell­o) berührte die klangschön­e Intimität der Ausführung.

 ??  ?? Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variatione­n, die in einer szenischen Version elf Musiker und fünf Tänzer gemeinsam auf der Bühne des Theaters Erfurt agieren und spielen lässt. Foto: Hugh Carswell
Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variatione­n, die in einer szenischen Version elf Musiker und fünf Tänzer gemeinsam auf der Bühne des Theaters Erfurt agieren und spielen lässt. Foto: Hugh Carswell

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