Ostthüringer Zeitung (Jena)

„Die Rente muss den Lebensstan­dard sichern“

SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann über den Abwärtstre­nd seiner Partei – und was aus dem Solidaritä­tszuschlag werden soll

-

Vermögen. Jede Generation muss zumindest einen Teil des Wohlstande­s, den sie genießen möchte, selbst erwirtscha­ften.

Der niedersäch­sische Ministerpr­äsident, Ihr Parteifreu­nd Stephan Weil, hat ein konkretes Steuerkonz­ept vorgelegt. Er will auch den Solidaritä­tszuschlag abschaffen. Unterstütz­en Sie das?

Der Soli hat nach dem Auslaufen des Solidarpak­ts Ende 2019 keine verfassung­srechtlich­e Grundlage mehr. Es kommen allerdings neue, große Aufgaben auf uns zu – etwa die Stabilisie­rung des Rentennive­aus. Wir dürfen nicht die gesamte Last über die Beiträge auf die jüngere Generation abwälzen.

Plädieren Sie für einen Renten-Soli?

Nein. Ich plädiere dafür, die Zukunft der Rente und der Steuern zusammen zu betrachten. Für uns ist der soziale Zusammenha­lt in Deutschlan­d wichtig. Dazu gehört eine Rente, die den Lebensstan­dard sichert. Die Union will die Menschen bis 70 oder noch länger arbeiten lassen. Davon halte ich gar nichts.

Eine Umfrage ergab, dass nur zehn Prozent der Wahlberech­tigten der SPD zutrauen, die anstehende­n Probleme zu lösen …

Die SPD hat in dieser Regierung mit dem gesetzlich­en Mindestloh­n, der Frauenquot­e, der Lohngleich­heit von Männern und Frauen oder der Pflegerefo­rm viel erreicht und das Leben der Menschen spürbar verbessert. Darüber müssen wir offensicht­lich noch mehr reden.

Nehmen Sie Martin Schulz als führungsst­ark wahr?

Martin Schulz gibt der SPD den Takt vor. Er hat die SPD auf Bundeseben­e wieder aufgericht­et. Er kann die Menschen begeistern und mitziehen. Und deshalb ist er auch ein starker SPD-Vorsitzend­er.

Sein Vorgänger Sigmar Gabriel läuft als Außenminis­ter zu großer Form auf – und wird immer beliebter. Zeigt er Schulz gerade, wie Wahlkampf geht? Sigmar Gabriel macht eine gute Arbeit als Außenminis­ter. Das hilft der SPD insgesamt. Auch Martin Schulz wird seine herausrage­nde internatio­nale Kompetenz im Wahlkampf zur Geltung bringen. Dazu wird genügend Raum sein.

Hat sich der Wechsel an der SPD-Spitze gelohnt?

Wir standen Anfang des Jahres bei 21 Prozent, und niemand hat der SPD zugetraut, im Bundestags­wahlkampf noch in die Offensive zu kommen. Das hat sich komplett geändert. Wir gehen entschloss­en und kraftvoll in den Wahlkampf.

 ?? Foto: Arne Bänsch ??
Foto: Arne Bänsch

Newspapers in German

Newspapers from Germany