Ostthüringer Zeitung (Jena)

Der Gipfel der Uneinigkei­t

Beim G-Treffen auf Sizilien wird sichtbar, wie fremd sich Angela Merkel und Donald Trump immer noch sind

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aber trotzdem kaum über die 1,2-Prozent-Marke hinaus.

Während Trump spricht, gibt sich die Kanzlerin Mühe, geradeaus zu schauen. Sie versucht, ihre Gesichtszü­ge zu kontrollie­ren, kann aber nicht verhindern, dass sich ihre Mundwinkel nach unten verhärten.

Wenige Stunden zuvor hat der US-Präsident bereits im Gespräch mit EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker und EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk gegen die deutschen ExportUnte­rnehmen vom Leder gezogen. Juncker bestätigt am Freitag, dass sich der Chef des Weißen Hauses über den deutschen Handelsübe­rschuss beschwert habe. Er gibt indirekt wieder, dass die Worte „the Germans are bad, very bad“gefallen seien. Die Übersetzun­g „Die Deutschen sind böse, sehr böse“bezeichnet­e Juncker aber als übertriebe­n. „Ich bin kein Spezialist im Englischen, wie man weiß, aber: ‚Bad‘ heißt nicht ‚böse‘, ‚schlecht‘ reicht.“Juncker fügte hinzu: „Er hat nicht gesagt, die Deutschen benehmen sich schlecht. Er hat gesagt, wir haben ein Problem.“

Laut Trumps Wirtschaft­sberater Gary Cohn sagte der Präsident: „Ich habe kein Problem mit Deutschlan­d, ich habe ein Problem mit dem deutschen Handel.“Trump hat sich bereits mehrfach über den Handelsübe­rschuss beklagt. Laut „Spiegel“hat er auch die markigen Sätze gesagt: „Schauen Sie sich die Millionen von Autos an, die sie in den USA verkaufen. Fürchterli­ch. Wir werden das stoppen.“

Trumps Sprecher Sean Spicer läuft in den Gassen von Taormina zufällig deutschen Journalist­en über den Weg. „Der Präsident hat nur über das unfaire Ungleichge­wicht in der Handelsbil­anz zwischen Deutschlan­d und den USA geredet“, sagt Spicer. Trump habe einen „unglaublic­hen Respekt“gegenüber Deutschlan­d.

Die Vorlieben Trumps scheinen derzeit allerdings in anderen Staaten zu liegen. Mitglieder der westlichen Wertegemei­nschaft gehören nicht dazu. Beim Schwertert­anz in Saudi-Arabien vor wenigen Tagen bewegte sich der Präsident mit sanftem Schwung neben den Scheichs und lächelte still in sich hinein.

Am Abend versucht die Kanzlerin, die Wogen etwas zu glätten. Nach einem bilaterale­n Gespräch mit Trump steht sie im Säulengang des Hotels „San Domenico Palace“in Taormina. Sie redet von „lebendigen, sehr ehrlichen Diskussion­en“. Beide hätten ihre unterschie­dlichen Positionen zu strittigen Fragen ausgetausc­ht. Zur Handelspol­itik soll eine Arbeitsgru­ppe gebildet werden, um Details zu regeln. Ob sie damit rechne, dass die Amerikaner beim G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg in der Klimafrage beidrehen, wird sie gefragt. „Das vermag ich nicht zu sagen“, antwortet sie und lächelt. Besonders optimistis­ch klingt es aber nicht. Washington. Der wichtigste Stoßdämpfe­r und Strippenzi­eher des US-Präsidente­n Donald Trump, Schwiegers­ohn und Top-Berater Jared Kushner, ist in den Russland-Ermittlung­en auf den Radar der Bundespoli­zei FBI geraten. Der Ehemann von Trumps Tochter Ivanka wird bislang nicht persönlich einer Straftat verdächtig­t, berichtete­n US-Medien. Dennoch erhoffen sich die Fahnder wichtige Informatio­nen. Sie untersuche­n, ob Trumps Team bei der Präsidents­chaftswahl mit Kreml-Vertrauten illegal gemeinsame Sache zulasten der Demokratin Hillary Clinton gemacht hat. Im Mittelpunk­t des FBI-Interesses stehen Gespräche, die Kushner zwischen der Wahl im November und Trumps Amtseinfüh­rung im Januar geführt hatte.

Konkret geht es um Kontakte mit Russlands US-Botschafte­r Sergej Kisljak sowie mit dem Chef der russischen Außenwirts­chaftsbank VEB, Sergej Gorkow, einem früheren Spion des russischen Geheimdien­stes FSB und Vertrauten von Präsident Wladimir Putin. Die VEB-Bank war zum Zeitpunkt des Kontaktes mit Kushner von der ObamaRegie­rung noch mit Sanktionen wegen der Krim-Annexion belegt. Weitere Strafaktio­nen wegen der laut US-Geheimdien­sten erwiesenen versuchten Beeinfluss­ung der Wahl durch den Kreml waren in Planung.

Kushner hatte – gegen die Vorschrift­en – bei der Beantragun­g seiner Sicherheit­sstufe, die ihm Zugang zu Staatsgehe­imnissen verschafft, die besagten Russland-Gespräche verschwieg­en. Darüber war der Nationale Sicherheit­sberater Michael Flynn gestolpert. Er hatte über seine Kontakte zu Russland während des Wahlkampfs gelogen – und musste zurücktret­en.

Anders als Kushner, der mit dem FBI und Kongressau­sschüssen kooperiere­n will, verweigert Flynn bisher jede die Aussage. Er verlangt vorab die Zusicherun­g auf Straffreih­eit.

Für Trump, der die RusslandEr­mittlungen als „Hexenjagd“gegen sich bezeichnet, ist die Verwicklun­g Kushners unvorteilh­aft. Sein Schwiegers­ohn ist mit großen Dossiers betraut – von Mexiko bis Naher Osten.

 ??  ?? Gruppenbil­d mit Aussicht: EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk, Kanadas Premiermin­ister Justin Trudeau, Bundeskanz­lerin Angela Merkel, US-Präsident Donald Trump, Italiens Ministerpr­äsident Paolo Gentiloni, Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron, Japans...
Gruppenbil­d mit Aussicht: EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk, Kanadas Premiermin­ister Justin Trudeau, Bundeskanz­lerin Angela Merkel, US-Präsident Donald Trump, Italiens Ministerpr­äsident Paolo Gentiloni, Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron, Japans...
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Angela Merkel und Donald Trump auf Sizilien. Foto: dpa

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